Schweinerei verlässt die Stauferstadt
Bad Wimpfen - Seit fast 20 Jahren hat Bad Wimpfen Schwein. Viel Schwein. Tausende Schweine. Doch Ende des Jahres werden die rund 40.000 Schweine aus Zinn, Porzellan und Bakelit, auf Filmplakaten und Kinderbüchern die Stauferstadt verlassen.

Bad Wimpfen - Seit fast 20 Jahren hat Bad Wimpfen Schwein. Viel Schwein. Tausende Schweine. Doch Ende des Jahres werden die rund 40.000 Schweine aus Zinn, Porzellan und Bakelit, auf Filmplakaten und Kinderbüchern die Stauferstadt verlassen. „Ich trage mich schon seit 15 Jahren mit dem Gedanken“, erklärt Betreiberin Erika Wilhelmer. „Jetzt habe ich endlich den Zuschlag für den historischen Schlachthof in Stuttgart bekommen.“
Lange geplant
Die Wahl fiel bereits 1989 eher zufällig auf Bad Wimpfen: „Es liegt an der Burgenstraße. Ich wollte es damals einfach mal probieren, meine Schweinesammlung auszustellen“, erinnert sich die Gastronomin aus Stuttgart daran, dass sie ursprünglich nicht länger als drei, vier Jahre im Kronengässchen 2 bleiben wollte. „Dort haben die Exponate viel zu wenig Platz, seit Jahren drängen sich die Schweine in acht Räumen.“
Eine Alternative in Bad Wimpfen? „Nur wenn die Stadt die Miete übernimmt“, meint Wilhelmer mit Blick auf die seit Jahren rückläufigen Besucherzahlen. „Im dritten, vierten Jahr waren wir mit rund 25 000 Besuchern in den schwarzen Zahlen.“ Seither kommen jährlich an die 12 000 Besucher - zu wenig um in die Gewinnzone zu kommen. „Geschätzte 70 000 Euro kostet mich mein Hobby jedes Jahr“, sagt Wilhelmer. Doch Bürgermeister Claus Brechter winkt ab: „Anders als das Heimatmuseum ist das Glücksschweinmuseum ein privater Betrieb. Ich sehe hier nicht die Stadt in der Verantwortung.“
Keine öffentlichen Mittel
Ab 2010 mit öffentlichen Mitteln eine Zweigstelle des Museums in Wimpfen zu finanzieren, lehnt Rathauschef Brechter strikt ab. „Auch wenn ich den Weggang von Frau Wilhelmer und ihrem Museum bedaure, sehe ich die Möglichkeiten von Seiten der Stadt als begrenzt.“
Ähnlich urteilt auch die Touristikgemeinschaft Heilbronner Land. „Die Stadt Bad Wimpfen hat alles Mögliche getan, daran gibt es nichts zu mäkeln“, sagt Geschäftsführerin Tanja Seegelke. „Wir wissen schon, dass das Schweinemuseum gerade für Touristen aus dem asiatischen Raum ein Anziehungspunkt ist, doch uns sind die Hände gebunden.“
In Stuttgart soll das Thema Schwein im Gegensatz zu Bad Wimpfen wissenschaftlich aufgearbeitet werden. „Aus der Sammlung wird dann ein richtiges Museum“, für das Erika Wilhelmer aber noch nach einem Namen sucht. „Piggasso oder Schweineum schwirren durch den Raum, doch nichts passt wirklich.“ Vor 20 Jahren, sagt Wilhelmer wäre sie nicht nach Stuttgart gegangen, doch: „Die Landeshauptstadt hat sich touristisch enorm weiterentwickelt.“