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Schlägerei wurde erneut im Internet vereinbart

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Untergruppenbach - Es erinnert an die Hintergründe der Ansammlung Jugendlicher vor wenigen Wochen in Möckmühl. Die Schlägerei, zu der es am Freitag in Untergruppenbach gekommen ist, wurde erneut im Internet vereinbart.

Von Adrian Hoffmann
"Wir können nur präventiv reagieren, sobald Mitglieder uns etwas melden."
          Kai Hummel, Sprecher von Kwick
"Wir können nur präventiv reagieren, sobald Mitglieder uns etwas melden." Kai Hummel, Sprecher von Kwick

Untergruppenbach - Es erinnert an die Hintergründe der Ansammlung Jugendlicher vor wenigen Wochen in Möckmühl. Die Schlägerei, zu der es am Freitag in Untergruppenbach gekommen ist, wurde erneut im Internet vereinbart - über eine Online-Plattform, die vor allem Teenager nutzen. In der Region ist das ein neues Phänomen, dessen Auswirkungen schwer einzuschätzen sind.

Beleidigungen im Vorfeld

Die Polizei bestätigt, dass das 14-jährige Opfer der Schlägerei selbst seinen Teil beigetragen hat. Ein Freund des Opfers sagt, im Internet habe man sich gestritten und dann einen Ort und eine Zeit vereinbart, um das zu klären. Zehn bis 20 Jugendliche sollen am Freitag gegen 17 Uhr mit einem Linienbus aus Heilbronn an der Haltestelle Kirche angekommen sein - eine Stunde zu früh, sonst wären wohl mehr Untergruppenbacher Jugendliche dabei gewesen, wie der 15-jährige Augenzeuge sagt. Offenbar ist er stolz auf die Aktion, die für ihn folgenlos endete, für seinen Freund aber mit Prellungen und einem abgebrochenen Backenzahn. Eins gegen eins hatte sein Kumpel mit dem Rivalen aus Böckingen gekämpft, den er gar nicht kannte.

Dass Jugendliche im Internet leicht Schlägereien vereinbaren können, weiß die Polizei. Allerdings gebe es zig Chatrooms, sagt Polizesprecher Harald Schumacher - da könne man unmöglich ohne bereitgestelltes Personal einen Überblick haben. Stoße man durch Hinweise vorab auf Informationen, nehme man sich die Jugendlichen zur Brust, sagt er. "Wir zeigen glasklar auf: So weit und nicht weiter."

Schumacher hält es für wahrscheinlich, dass solche Vorfälle in Zukunft öfter Thema werden. Neben der Ansammlung Jugendlicher in Möckmühl vor wenigen Wochen gab es vor einer Woche ein ähnliches Treffen in Bretzfeld. 30 Jugendliche kamen zum Skaterpark, um sich zu schlagen. Die Polizei verhinderte eine Eskalation.

Die Online-Plattform Kwick wird von Jugendlichen immer wieder im Zusammenhang mit im Internet vereinbarten Schlägereien genannt. "Dass ein soziales Netzwerk auf illegale Art und Weise genutzt wird, lässt sich grundsätzlich nicht ausschließen", sagt Kai Hummel, Sprecher des Unternehmens in Weinstadt. "Wir können nur präventiv reagieren, sobald Mitglieder uns etwas melden." Dann werde der Vorgang der Polizei Waiblingen gemeldet, die wiederum leitet ihn an die Polizei vor Ort weiter.

Am Rathausvorplatz in Untergruppenbach treffen sich Jugendliche oft. Einige Anwohner nervt die Situation seit Monaten. "Es ist eine Katastrophe", sagt Corina Stoll. Ständig gebe es Vandalismus, Schilder würden zerstört, Pflastersteine in die Tiefgarage geschmissen. "Die haben einfach nichts zu tun", sagt Reinhard Stoll. Der Polizei liegen bereits mehrere Anzeigen vor.

Auch Anständige

Über die Schlägerei sei man sehr erschrocken, sagt Bürgermeister Joachim Weller. "Da sieht man an den Jungen den Spiegel der Gesellschaft." Weller legt Wert auf die Feststellung, dass sich in der Ortsmitte auch anständige Jugendliche treffen. Man denke über ein Projekt für Jugendliche nach, um das Problem zu lösen. Es sei traurig, dass die abendliche Polizeipräsenz nachgelassen habe.

Der 14-jährige Schüler, der am Freitag in die Schlägerei verwickelt war, ist auch am Mittwoch vor Ort. Er fasst sich knapp. Warum er sich zur Schlägerei verabredet habe? "Weiß nicht." Wie sich herausgestellt hat, hat er nach der Schlägerei Fotos von sich gemacht und ins Internet gestellt. Ein Mädchen, das neben ihm und Freunden vorm Rathaus steht, fasst zusammen, was sie von der Aktion hält: "Kindergarten."

Das Internet-Netzwerk Kwick arbeitet mit der Polizei zusammen.
Das Internet-Netzwerk Kwick arbeitet mit der Polizei zusammen.

Profile werden gesperrt

In Baden-Württemberg findet die Online-Plattform Kwick! große Verbreitung. Verabredungen zu Schlägereien werden laut Pressesprecher Kai Hummel immer wieder getroffen, seien im Vergleich zu anderen Verstößen wie Beleidigungen, Stalking und Bilderklau „eher die Seltenheit“.

Je mehr Mitglieder ein Netzwerk habe, desto mehr schwarze Schafe gebe es , sagt Hummel. Pro Woche bekomme er rund 20 Polizeianfragen auf seinem Tisch. Die Online-Plattform für junge Menschen hat nach eigenen Angaben mehr als eine Million angemeldete Nutzer. Sollte einer von ihnen einmal eine illegale Aufforderung wie eine Verabredung zur Schlägerei ausgesprochen haben, werde sein Profil umgehend von Kwick! gesperrt.

Körperverletzung

Auch wenn sich Menschen einvernehmlich zu einer Schlägerei treffen, ist das eine Straftat. „Das bleibt eine Körperverletzung, die in jedem Fall angezeigt wird“, erklärt Polizeisprecher Harald Schumacher.

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