Rütteln und Schütteln im Sekundentakt
Ellhofen - Während viele Streuobstwiesenbesitzer mit Haken schütteln und beim mühevollen Auflesen über Rückenprobleme klagen, geht bei der Familie Schrempf bei der Mostobst-Ernte alles maschinell. Eine Auflese-Maschine nimmt in der Apfelplantage bis zu 200 Kilo auf

Ellhofen - Bäumchen rüttle dich, Bäumchen schüttle dich. Mit Gurt, Seilwinde und Rüttelmechanismus am Schmalspurschlepper geht es im Sekundentakt. Der ganze Baum vibriert, lässt alle dunkelroten Rewena-Äpfel purzeln. Wenig später steigt Albrecht Schrempf aus Ellhofen auf die Obst-Auflesemaschine, welche die roten Früchte in einen Bunker fallen lässt.
Während viele Streuobstwiesenbesitzer mit Haken schütteln und beim mühevollen Auflesen über Rückenprobleme klagen, geht bei der Familie Schrempf bei der Mostobst-Ernte alles maschinell.
Sonne pur, das Gras ist frisch gemäht und abgetrocknet. Im „Wäldle“ hinter dem Ellhofener Sportplatz erntete Gärtnermeister Paul Schrempf (73) viele Jahre Tafeläpfel: Jonagold, roter Boskoop, Delicious oder Gloster. „Als mein Vater in Rente ging, haben wir umgestellt“, erzählt der stellvertretende Ellhofener Bauhofamtsleiter. Seit acht Jahren wachsen hier Halbstämme mit den Sorten Topaz, Remo, Rewena. Weitgehend mehltau- und schorfresistente Äpfel werden später versaftet.
Mechanismus
1600 Apfelbäume haben Vater und Sohn im Ertrag, 500 neu gepflanzt. Senior Schrempf fährt die Schütteltour, während der 45-Jährige Gurt und Seil um jeden Stamm legt. Im 15-Sekunden-Takt geht es so von Baum zu Baum. Die wenigen Äpfel, die dem Rüttelmechanismus stand halten, holt Christine Schrempf mit Haken oder Hand von den Ästen. „Wenn sich das Gras blutrot färbt, liegen genügend Äpfel auf dem Boden“, scherzt ihr Mann.
Nur wenige Schritte sind es zur Auflese-Maschine. 16 000 Euro hat die Familie in das rote Gerät mit Seitensitz investiert. Schrempf lässt den 16-PS-Motor an, bringt den Rotor mit den Gummi-Lamellen zum Drehen und fährt im Schritttempo durch die Gassen und am Stamm entlang. Eine gelbe Schürze verhindert, dass die Früchte wegrollen.
Der Rotor schaufelt die Äpfel ins Gerät, dort werden sie in den Bunker hochgeschleudert. Gras und Laub fallen durch den Rost. In eineinhalb Minuten ist der Bunker mit rund 200 Kilo Äpfel voll. „Eine dreiviertel Stunde braucht man damit mit der Hand“, schätzt Schrempf.
Dann kippt der gelernte Gärtner die Fracht vorsichtig in den hölzernen Container. Mit geübtem Blick und flinken Händen sortieren Ehefrau und Vater wenige verfaulte Exemplare aus – alles zertifizierte Bioware. Sie wird im Heilbronner Obstgroßmarkt abgeliefert und am Bodensee verarbeitet. Pro Doppelzentner rechnen die Schrempfs mit einem Erlös von zwölf Euro. „Letztes Jahr gab es 22 Euro“, sagt Schrempf. Der Grund: massive Ernteausfälle in Osteuropa, davon profitierten hier die Erzeuger. Auf 35 bis 40 Tonnen Obst schätzt die Familie den Gesamtertrag 2008.
Die Junganlage steht in vollem Saft. Einige Wurzeln haben Wühlmäuse angeknabbert. Diese Bäume mit gelben Blättern müssen ersetzt werden. Kleine Topazfrüchte an anderen Bäumen sind ein Symptom für den Erreger Phytoplasmose. Stolz sind die Schrempfs auf ihr „Insektenhotel“ – mit Lehmwänden, Bambus- und Schilfröhrchen in Bausteinen auf der Wiese. Wildbienen bestäuben Blüten ab sieben Grad. Obstplantagen und Weinberge (ein Hektar) bewirtschaftet der Bauhofmitarbeiter im Nebenjob. Sein „Hobby“ macht dem dreifachen Vater Spaß.