Neue Ära – nicht nur für die Feuerwehr
Region Heilbronn Ab 2009 digitale Alarmierung – Sprechfunk frühestens 2010

Region Heilbronn - Den Feuerwehren im Landkreis Heilbronn stehen Verbesserungen ins Haus. Schon 2009 beginnt eine neue Ära, auf die die rund 4000 Feuerwehrleute laut Kreisbrandmeister Uwe Vogel „seit zehn Jahren warten“: Die digitale Alarmierung wird eingeführt. Wie Vogel jetzt bei einer Versammlung der Bürgermeister darlegte, könnte das Projekt schon Ende 2009 abgeschlossen sein.
Ein Jahr später werden nicht nur die Wehren, sondern auch Polizei und Rettungsdienste auf einen gemeinsamen digitalen Sprechfunk umgerüstet – ein bundesweites Projekt unter Federführung von Innenministerium und Polizei (siehe Hintergrund).
Projekt I
Für das erstgenannte Projekt sind die Weichen gestellt, der Landkreis hat das Geld für die digitalen Alarmumsetzer (DAU) bewilligt – 30 kleine Geräte, unter anderem in Feuerwehrmagazinen angebracht und mit „drastisch reduzierter Strahlung, die nur wenige Sekunden aktiviert ist“, sagt Vogel. Die Städte und Gemeinden wollen ihren Teil beitragen. Sie bezahlen die Sirenenumrüstung (1200 Euro pro Stück) und die Meldeempfänger für die Feuerwehrleute (250 Euro pro Stück). Dazu gab es vom Kreisbrandmeister eine gute Nachricht. Wenn die Kommunen die etwa 4000 Alarmmelder für die Feuerwehrleute in Sammelbestellung ordern, könnte sich der Einzelpreis halbieren, denkt Uwe Vogel.
In der Sache sieht er in der neuen Technik „erhebliche Vorteile“: Die Trennung vom Sprechfunk beende Probleme, die häufig aufträten, wenn dieser überlastet sei. Die Nutzung sei für die Wehren exklusiv, flexibel, kostengünstig und nicht zuletzt maximal schnell: „In drei Sekunden sind alle alarmiert.“
Projekt II
Ein anderes, laut Vogel oft verwechseltes Projekt, ist die deutschlandweite Einführung des Digitalen Sprechfunks. Sie ist auf 400 Millionen Euro Kosten kalkuliert. „Das wird in der Region frühestens Ende 2010 für die Feuerwehr kommen, die Polizei wird eher einsteigen als wir“, so der Kreisbrandmeister. Die Neuerung soll alle Behörden und Organisationen, die mit der inneren Sicherheit zu tun haben, in ein Kommunikationsnetz führen. Daher der Name BOS-Digitalfunk.
„Es gibt keine Alternative“, erklärte Werner Paul, Leiter des Stabes Digitalfunk in Baden-Württembergs Innenministerium. Die alte Technik stamme teilweise noch aus den 50er Jahren, die neue habe entscheidende Vorzüge: gesteigerte Funkkapazität, bessere Sprachqualität, Abhörsicherheit, bevorrechtigten Notruf und Einzelnotruf.
Momentan ist man dabei, das Richtfunk-Zubringernetz aufzubauen. Es gibt 45 Netzabschnitte mit 3600 Basisstationen in Deutschland. In Baden-Württemberg sind es rund 600 in vier Netzabschnitten. Die Stationen werden auf bundeseigenem Terrain, wie beispielsweise Kasernen stehen, aber auch auf landeseigenen, kommunalen und privaten Gebäuden.
Im Landkreis Heilbronn sind 24 Standorte nötig. Die Planung ist abgeschlossen. 16 sollen auf vorhandene Masten, drei auf Gebäudedächer, für fünf braucht man neue Mastenstandorte. „Die Grenzwerte für die elektromagnetische Verträglichkeit werden eingehalten“, versichert Werner Paul. Auch dort, wo vorhandene Masten genutzt werden.
Verwundert waren die Bürgermeister darüber, dass die Polizei sie offenbar nicht informiert, wenn die Standorte auf Landeseigentum geplant sind. Paul versprach Besserung.
Zweifel, wie sie in jüngster Zeit an der Tauglichkeit des neuen Systems geäußert wurden, wie Mängel beim Empfang in Gebäuden, seien der Testphase geschuldet. Andere Kritik sei durch überzogene Erwartungen genährt. „Wir müssen uns beim Aufbau zuerst auf den Standard konzentrieren. Die Eier legende Wollmilchsau, die manche erhoffen, gibt es zumindest nicht von Anfang an.“