Narrenpyramide und Mützenklau beim Nachtumzug
Untergruppenbach - Trotz Nieselregens und unangenehm kaltem Wind fanden am Samstagabend viele Zuschauer den Weg nach Untergruppenbach, um den vierten Nachtumzug der Schozachtalnarren mitzuerleben. Vor allem in der Ortsmitte standen sie mit Regenschirm, Mütze und Schal dicht an dicht.
Untergruppenbach - Ein Käfig voller Narren“ – selten passte der Titel der erfolgreichen Filmkomödie aus dem Jahr 1978 so gut wie am Samstagabend beim vierten Nachtumzug der Schozachtalnarren in Untergruppenbach. Bevor sich die 55 Gruppen auf den Weg entlang der Happenbacher, Heilbronner und Obergruppenbacher Straße machen, sammeln sie sich im Feuerwehrmagazin der Gemeinde. Über 1500 Hästräger hinter einem Baustellenzaun und in den Räumen der Feuerwehr – es knallt, bimmelt und raschelt schon bevor es überhaupt richtig losgeht.
Silvesterraketen
Den Narren merkt man die Vorfreude auf den Umzug trotz kaltem Wind und Nieselregen an. Der geplante Beginn um 18.18 Uhr wird nicht ganz eingehalten – zu viele Akteure sind noch auf dem Weg in das Basislager.
Um 18.32 Uhr steigen dann in kurzen Abständen drei Silvesterraketen zischend gen Himmel: der Startschuss für die wilde Meute aus Hexen, Teufeln, Alemannenkämpfern, Hofnarren, Geistern und allerlei Sagengestalten. Am Anfang des Zuges marschieren die Schozachtalnarren höchstpersönlich. Als Rewä-Hexa und Weingarthüter ziehen sie los. Ihnen im Nacken sitzen die Morschbachdeifel aus Bad Wimpfen, die die Zuschauer am Straßenrand mit ihrer Guggenmusik zum Mitwippen und Klatschen bewegen. Neun musikalische Gruppen sorgen an der Strecke für gute Stimmung.
Trommeln und Schreie
Die tiefen Töne der Trommeln werden auf dem Weg zur Stettenfelshalle immer wieder von spitzen Schreien durchbrochen. Junge Mädchen laufen panisch durch die Gegend und schreien, als wäre ihnen der Leibhaftige persönlich auf den Fersen. Die Figuren der schwäbisch-alemannischen Fastnacht können, vor allem wenn sie beim Narrensturm mit ihren Masken auf einen zukommen, bedrohlich wirken.
Da werden Mützen gestohlen und Zuschauer geschultert, da werden mit schwarzer und blauer Farbe Wangen bemalt und Unmengen von Konfetti in Kapuzen gefüllt. Chancen zur Flucht? Fehlanzeige. Kaum dreht sich der Zuschauer um, blickt er in ein weiteres Maskengesicht – Narren sind meist zu zweit auf der Jagd nach ihren Opfern.
Pyramide
Die Kleinsten tragen es auf den Armen ihrer Eltern, im Kinderwagen oder gerade auf den eigenen Beinen mit Fassung, die etwas Älteren sind auf dem Boden auf der Suche nach Bonbons und Nüssen. „Unglaublich, dass die Kinder keine Angst haben. Man fürchtet sich ja als Erwachsener teilweise“, sagt ein Mann am Straßenrand. Die Zuschauer kommen vor allem in der Ortsmitte, wo der Umzug moderiert wird, auf ihre Kosten. Dort setzen die Goißlschnalzer mit ihren Peitschen immer wieder zu ihrer lautstarken Show an und die Narren formen eine Pyramide nach der anderen. „Es ist super hier. Der Nachtumzug ist in der Region einfach einzigartig“, sagt Dieter Röhrig aus Ilsfeld. Christel Barbieri, die aus Abstatt gekommen ist, stimmt zu: „Ich bin schon zum dritten Mal da, weil es toll und abwechslungsreich ist.“
Wetterkapriolen
Der Januar kann ein dunkler, kalter und regnerischer Monat sein. Von dieser Seite zeigte er sich am Samstagabend in Untergruppenbach. Ein kalter Wind zog durch die Straßen, der Himmel öffnete immer wieder seine Pforten und bot von Nieselregen bis zum starken Schauer alles auf. Die Zuschauer an der Strecke harrten aber aus. Deshalb bedankte sich das Mottles-Heer aus Pfullingen via Mikrofon noch während des Umzugs für die Wetterfestigkeit des Publikums.