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Mehr Schützlinge, mehr Ausgaben

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Heilbronn - Die laufenden Kosten im Heilbronner Tierheim steigen ständig, ebenso wie die Zahl der betreuten Tiere. Die Ausgaben für das vergangene Jahr betrugen statt der geplanten 510.000 insgesamt 560.000 Euro.

Von unserem Redakteur Reto Bosch

Die Zahl älterer Katzen und Hunde im Tierheim steigt. Damit erhöhen sich auch die Aufwendungen für veterinärmedizinische Behandlungen.Foto: Archiv/Sawatzki
Die Zahl älterer Katzen und Hunde im Tierheim steigt. Damit erhöhen sich auch die Aufwendungen für veterinärmedizinische Behandlungen.Foto: Archiv/Sawatzki

Region - Dem Tierheim Heilbronn laufen die Kosten davon. Auch im vergangenen Jahr reichten die Einnahmen nicht aus, die Ausgaben zu decken. Im Vergleich zum Planansatz blieb eine Lücke von rund 50 000 Euro. Der Verein musste tief in den Sparstrumpf greifen und Geld ausgeben, das ursprünglich für den Neubau gedacht war. Heilbronn ist kein Einzelfall. In ganz Deutschland kämpfen die Tierheime mit Problemen.

Personal

Silke Anders blickt bekümmert auf den Haushaltsplan des Tierschutzvereins. Die Vorsitzende zeigt auf die Ausgabenspalte des Jahres 2011. Die Personalkosten kletterten von 216 000 auf 229 000 Euro. Die Aufwendungen für Tiernahrung liegen mit 39 800 Euro etwas über dem Betrag von 2010 und mehr als doppelt so hoch wie 2009. Auf hohem Niveau bewegen sich die Ausgaben für Tierarztbedarf und Medikamente. Extreme Steigerungen gab es bei den Stromkosten. Alles in allem musste das Tierheim im vergangenen Jahr 560 000 Euro ausgeben, geplant waren 510 000.

Bereits 2010 steckten die Tierheim-Verantwortlichen 40 000 Euro aus den Rücklagen in den laufenden Betrieb. "Unser Ziel war, diesen Betrag 2011 einzusparen", sagt Silke Anders. Dies ist nicht gelungen. Im Gegenteil. Eine Erbschaft, die in den Neubau fließen sollte, musste angeknabbert werden. Warum explodieren die Kosten? "Die Zahl der Tiere steigt ständig", sagt Anders. 1017 Katzen seien im Jahr 2011 betreut worden − 2008 waren es noch 857. Besonders teuer sei zum Beispiel Diätfutter für nierenkranke Schützlinge. Pro Sack seien bis zu 80 Euro fällig. Stark bemerkbar machen sich Aufwendungen für Einstreu. Katzen müssen kastriert, Hunde geimpft werden. Aus Platzmangel belegen die Tierheimmitarbeiter auch Außenboxen. Für Wärme sorgt Rotlicht, was sich wiederum in den Stromkosten niederschlägt. Gerade ältere Hunde oder Katzen benötigen teure Tierarztbehandlungen.

Eine wichtige, aber nicht ausreichende Einnahmequelle sind die Zahlungen der Kommunen für Fundtiere. Die Städte und Gemeinden im Landkreis bezahlen pro Jahr rund 68 000 Euro, die Stadt Heilbronn steuert rund 100 000 Euro bei. Für Katzen, so Silke Anders, erhält das Tierheim nur in seltenen Fällen eine Erstattung. Grund: Es sei schwer nachzuweisen, dass es sich tatsächlich um Fundtiere handelt und nicht um herrenlose Tiere. Denn für diese sind die Kommunen nicht zuständig.

Spenden

Das Tierheim verlangt für vermittelte Hunde eine Schutzgebühr von 225, für Katzen 80 Euro. Höhere Gebühren gleich höhere Einnahmen? Diese Rechnung geht nicht auf. "Dann würden uns weniger Tiere abgenommen", sagt Anders. Die Suche nach einer Lösung für das Finanzproblem blieb bislang erfolglos. "Aus wirtschaftlichen Gründen schläfern wir jedenfalls keine Tiere ein", betont Anders, die weiter auf Spenden hofft.

Die Situation in Heilbronn lässt sich auf viele Einrichtungen übertragen. "Die Tierheime sind nicht mehr länger in der Lage, die Aufgaben für die öffentliche Hand zu übernehmen, ohne dass damit eine kostendeckende Erstattung verbunden ist", sagt Wolfgang Apel, Präsident des Tierschutzbunds. Er hat festgestellt, dass immer mehr Tiere aus finanziellen Gründen abgegeben werden. Einer Studie des Verbands hat ergeben, dass zwischen 1995 und 2009 die Zahl der Heim-Tiere um fast 60 Prozent zugenommen hat.

Schutzgebühr

Die 20-jährige Katze Bibi ist im Greisenalter und nicht mehr vermittelbar. Hund Jimmy hat einen Tumor am Fuß, der elfjährige Rüde benötigt eine Pflegefamilie. Und das Angorakaninchen Samuel kam völlig verfilzt, unkastriert und mit überlangen Krallen in das Tierheim. Drei unterschiedliche Fälle, denen eines gemein ist: Sie verursachen hohe Kosten. Die Schutzgebühren für vermittelte Tiere decken die Ausgaben bei weitem nicht. Katzen zum Beispiel werden auf Kosten des Tierheims geimpft, häufig kastriert, entwurmt, tätowiert und gechipt. Dazu kommen mindestens die Kosten für Futter, manchmal sind Besuche beim Tierarzt notwendig. Vorsitzende Silke Anders hat einen Trend ausgemacht. Verstärkt erreichten alte Tiere die Einrichtung in der Wimpfener Straße. Diese sind in der Regel schlechter zu vermitteln und verursachen höhere Ausgaben für den Tierarzt. bor
 

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