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Luxus-Villa schürt Debatte über Neid und Mauschelei

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Mosbach - Setzen sich da Geld und Obrigkeit über die Bürger hinweg? Oder gönnen ein paar Neidhammel dem Reichen die Prachtvilla mit Riesen-Grundstück nicht? In Mosbach schlagen die Emotionen hoch. Wegen eines kleinen, steilen Waldweges, den es seit Anfang des Jahres nicht mehr gibt. Der gesperrte Weg und Baubefreiungen beschäftigen inzwischen Anwälte. Der Oberbürgermeister spricht von Latrinenparolen, der Bauherr schweigt

Von Wolfgang Müller
Eine große Villa mitsamt gerodetem Grundstück blockiert den Zick-Zack-Weg, über den die Bürger 100 Jahre lang in den Hardwald hoch spazierten. Foto: Wolfgang Müller

Mosbach - Setzen sich da Geld und Obrigkeit über die Bürger hinweg? Oder gönnen ein paar Neidhammel dem Reichen die Prachtvilla mit Riesen-Grundstück nicht? In Mosbach schlagen die Emotionen hoch. Wegen eines kleinen, steilen Waldweges, den es seit Anfang des Jahres nicht mehr gibt. Für die einen war er ordinärer Trampelpfad. Den anderen galt er als Tor zur Naherholung: Der sogenannte Zick-Zack-Weg hat bis Jahresfrist das Nobelwohnviertel in der Waldstraße mit dem Aussichts-Pavillon auf dem Hardberg verbunden. Bis Ex-Unternehmer Hermann Stift (Name von der Redaktion geändert) der Stadt das Grundstück, auf dem sich der Weg befunden hat, abgekauft und einen Zaun aufgestellt hat.

Protest


Dabei sei der Weg laut Anwohner bis zuletzt rege genutzt worden – was Oberbürgermeister Michael Jann bestreitet. Im Dezember hat der Technische Ausschuss des Gemeinderats dem Verkauf schließlich zugestimmt. Die Folge: hunderte Unterschriften auf Protestlisten, Diskussionen im Gemeinderat und eine Leserbriefschlacht in der Presse, die immer skurrilere Züge annimmt. Inzwischen streiten sich angesehene Bürger mit der Stadtverwaltung darüber, ob es den Weg überhaupt je gegeben hat. „Ich habe gedacht, da ist ein Irrtum passiert, der sich schnell ausräumen lässt“, sagt ein Mosbacher, der den Zick-Zack-Weg zwar zurück haben, nicht aber in der Zeitung genannt werden will. Wegen möglicher Repressalien und Anfeindungen, wie er sagt.

Von Mauschelei und Vetterleswirtschaft ist hinter vorgehaltener Hand die Rede. Davon, dass man mit dem Namen Stift in Mosbach alles bekomme. Dass der Millionär ein Freund des Stadtoberhauptes sei und bewusst falsche Fakten in der Ausschusssitzung genannt worden seien. „Alles Latrinenparolen“, kontert Oberbürgermeister Michael Jann. „Die Informationen waren korrekt. Da schwör‘ ich Stein und Bein.“ Wie Stift sei er Rotarier. Den Bauherren sehe er aber einmal im Vierteljahr. „Die Familie hat Feinde und Neider“, so Jann. Anwälte beschäftigen sich jetzt mit dem Thema.

Das Stadtoberhaupt kann die ganze Aufregung nicht verstehen. Für ihn stecken hinter dem Protest nur wenige Köpfe. Dass hunderte Bürger unterschrieben haben, ist für ihn das Ergebnis einer Kampagne: „Hier wurde gepusht. Da haben Leute aus Neckarzimmern und Haßmersheim unterschrieben. Was interessiert die dieser Weg?“ Ein Wortprotokoll von der Ausschusssitzung existiert nicht. Aber SPD-Stadtrat Karlheinz Schmidt ist sicher: „Es gab einige Unstimmigkeiten.“

Fakten geschaffen

Dabei ist das längst nicht das einzige Problem. Denn für die Kritiker passt ins Bild, dass der Luxusbau des Millionärs in mehreren Punkten den Bebauungsplan sprengt, der für die Villen in dieser Nobelgegend gilt. „Der Eigentümer hat Fakten geschaffen“, so Schmidt. Der Ausschuss habe hinterher stets zugestimmt. Demnach ist das Haus eigentlich zu hoch. Der Anbau ist deutlich zu groß. Der Zaun ist zu hoch und entspricht optisch nicht den Vorgaben.

Alles wurde im Nachhinein genehmigt, räumt die Verwaltung ein. Nur für das polierte Edelstahldach, das Badegäste im hunderte Meter entfernten Freibad blenden soll, hat der Bauherr keine Befreiung bekommen. „Hier ist eine dunkle Eindeckung vorgeschrieben“, sagt Beate Banschbach, Leiterin des Bauamtes Mosbach. Womöglich läuft es auf eine flächendeckende Photovoltaikanlage hinaus.

Stift selbst wollte sich weder zum Zick-Zack-Weg noch zum Bebauungsplan äußern. Der Nachbar, dessen Haus jetzt im Schatten der Luxus-Villa steht, hat aber seinen Rechtsanwalt beauftragt. „Wegen erheblicher Überschreitungen.“ Inzwischen beschäftigt sich das Regierungspräsidium Karlsruhe mit dem Thema. „Derzeit prüfen wir den Sachverhalt“, sagt Pressesprecher Uwe Herzel.

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