Lieber Deutsch, auch wenn's mehr Mühe macht
Bad Friedrichshall - Dr. Harald Zeplin setzt sich nicht nur am heutigen Tag der deutschen Sprache für selbige ein

Bad Friedrichshall - Dem Regionalvorsitzenden des Vereins Deutsche Sprache, Dr. Harald Zeplin, leuchten die englischen Lettern täglich ins Auge. Auch heute, am Tag der deutschen Sprache.
Gegenüber seinem Schreibtisch lacht dem Kardiologen Donald Duck entgegen. Der hält ein Herz in der Hand und stellt sich abgewandelt die Hamletsche Frage: "To beat or not to beat?" Schlägt"s oder schlägt"s nicht? Gut, einem charmanten Enterich kann auch ein Verfechter der deutschen Sprache nicht verwehren, englisch zu schnattern, wie ihm der Schnabel gewachsen ist. Doch die, die Deutsch als Muttersprache haben, sollten dabei bleiben. Dafür setzt sich der Verein ein, der bundesweit vertreten ist und heute mit Vorträgen und Infoständen auf sein Anliegen hinweist. In der Region hat die Gruppe rund 120 Mitglieder.
Was heißt stroke? Zeplin, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Gefäßchirurgie im Klinikum am Plattenwald, kehrt vor der eigenen Haustür. Im Krankenhaus. "Es gibt die stroke und die chestpain unit, den frontdesk und das Aquacycling", sagt der 60-Jährige. Warum nicht Schlaganfall-, Herz-Notfallstation, Empfang und Wasserradfahren?
"Viele Patienten verstehen kein Englisch. Sie trauen sich nicht zu fragen, weil es ihnen peinlich ist." Ältere würden damit ausgegrenzt, genau wie Menschen mit Migrationshintergrund aus ehemaligen Ostblockstaaten oder aus der Türkei. Zeplin bleibt hartnäckig. Der ehemalige ,Newsletter" heißt jetzt SLK Info, es gibt eine Brustschmerzaufnahme statt der chestpain unit.
Auch auf Medizinerkongressen lässt sich mit Deutsch kein Blumentopf gewinnen, so die Erfahrung des Goethefans. "Der Nobelpreisträger, der in seinem Schulenglisch referiert, kann sein Wissen doch gar nicht vermitteln", glaubt Zeplin. "Als Deutscher hat es Tradition, dass man nicht stolz ist auf sein Land. Niemand versucht im Ausland so Englisch zu sprechen wie wir." Ein niederländischer Akzent − wie der von Rudi Carell − sei dagegen charmant, ein französischer sowieso. "Nur der Mann mit dem rollenden R ist im Film immer der Nazi." Was für eine Wohltat für Zeplins Augen ist da die Kampagne "Vorsprung durch Technik", mit der Audi weltweit wirbt − auf Deutsch.
Aber nicht nur Englisch, auch das Fachchinesisch kommt bei den Sprachhütern schlecht an. "Ich erlebe jeden Tag, dass gerade jüngere Kollegen bei der Visite fachsimpeln, und der Patient immer tiefer unter die Bettdecke rutscht und nur noch hilflos von einem zum anderen schaut." Der Grund für dieses Verhalten? "Gedankenlosigkeit, Unsicherheit und Arroganz."