Im Notfall bleibt der Rollstuhl oben
Bad Friedrichshall - Hektisch rennen Pflegerinnen über die Station. „Feuer“ steht in Rot auf der Digitalanzeige im 1. Stock des DRK-Pflegeheims Residenz in Bad Friedrichshall. Seit Minuten heult schon die Sirene, die ersten Feuerwehrkräfte kommen mit Atemschutzgeräten und Äxten die Treppe hoch. Alle üben die Rettung in einem der schwierigsten Bereiche, wo Bettlägerige, Demenzkranke oder Bewohner im Rollstuhl ohne Hilfe kaum eine Chance auf eine Flucht aus einem brennenden Haus haben.

Bad Friedrichshall - Hektisch rennen Pflegerinnen über die Station. „Feuer“ steht in Rot auf der Digitalanzeige im 1. Stock des DRK-Pflegeheims Residenz in Bad Friedrichshall. Seit Minuten heult schon die Sirene, die ersten Feuerwehrkräfte kommen mit Atemschutzgeräten und Äxten die Treppe hoch. Alle üben die Rettung in einem der schwierigsten Bereiche, wo Bettlägerige, Demenzkranke oder Bewohner im Rollstuhl ohne Hilfe kaum eine Chance auf eine Flucht aus einem brennenden Haus haben.
Ausnahme
Der Ernstfall wird simuliert. 13 Bewohner sind noch im Wohnbereich 1, wo eine Mikrowelle Feuer gefangen hat. Drei Pflegerinnen tragen eine bettlägerige Patientin in Decken gehüllt auf den Balkon. „Was machen die da, ich will nicht raus“, spielt eine DRK-Helferin eine Demenzkranke, die sich gegen ihre Rettung wehrt. Rollstuhlfahrerinnen, ebenfalls vom DRK oder vom Personal gemimt, fahren zum offenen Fenster und rufen laut um Hilfe. „Schickt ein paar Leute hoch“, dringen Worte nach unten, während Feuerwehrkräfte an der Rückseite des Gebäudes die bettlägerige Frau auf dem Balkon mit der Drehleiter in Sicherheit bringen.

Was tun, wenn der Fahrstuhl nicht genutzt werden kann? Die Floriansjünger hieven die Rollstuhlfahrer auf Stühle und tragen sie mit vereinten Kräften durchs Treppenhaus. Bei den Bettlägerigen werden Tragen eingesetzt. Zwischendurch immer wieder beruhigende Worte für die Wartenden. „Das Feuer ist unter Kontrolle. Sie sind hier im geschützten Bereich“, spricht Bad Friedrichshalls Feuerwehrchef Kurt Semen die Laienschauspieler an. „Es braucht Zeit, die Menschen runterzubringen“, sagt er später in der Lagebesprechung. Im Ernstfall müsse einiges noch etwas schneller gehen. Doch insgesamt habe man den Einsatz gut im Griff gehabt.

Nach rund 40 Minuten ist der letzte der 13 Bewohner bei den Rot-Kreuz-Helfern in Sicherheit. Alle und ein Feuerwehrmann, der mit herzzerreißenden Schreien einen Hüftbruch simuliert hat, wurden versorgt, zieht der Leitende Notarzt Dr. Georg Breuer Bilanz. Er weiß aber auch, dass es „schwierig wird“, wenn Demenzkranke bei einem echten Brand „überall aus dem Haus rennen“.
„Hoffen wir, dass es nie brennt“, sagt Karin Remmlinger, die Fallmanagerin im Pflegeheim, nach der Übung. Für Heimleiter Andreas Haupt hat das Szenario „etwas Beruhigendes“, weil man sehe, dass das Zusammenspiel der Einsatzkräfte funktioniere. Das sieht auch Heimbewohner Herbert Paschke (78) so. Auf einer Bank vor dem Haupteingang hat er die Übung verfolgt. Jetzt läuft er mit Krücken wieder ins Haus. „Das müssen sie probieren, das ist gut so.“ Furcht vor einem Feuer hat er nicht. Er wohnt im ersten Stock und erzählt, wie man Bettlaken zusammenknoten und sich außen herunterlassen könne. „Das sind ja nur zwei Meter. Da bricht man sich höchstens den Fuß.“
Hintergrund: Sicherheit in Pflegeheimen
Einen Großbrand in einem Pflegeheim hat es in der Vergangenheit in der Stadt Heilbronn nicht gegeben, teilt Feuerwehrchef Eberhard Jochim mit. Jedes Jahr gebe es aber Zimmerbrände. Er bewertet den Brandschutz in der Stadt als gut. Für alle Heime lägen detaillierte Gebäudepläne vor. Ein bis zweimal pro Jahr werde in Heimen geübt. Auch Kreisbrandmeister Uwe Vogel kennt keine Großbrandfälle in Pflegeheimen im Landkreis. Er verweist auf Einrichtungen verschiedener Altersstufen, bei denen der Sicherheitsstandard variiere. Insgesamt stuft er den Brandschutz als ausreichend ein. cf