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Geschäft mit Triebwerken brummt

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Stefan Hässler ist der neue Chef am Astrium-Standort Lampoldshausen

Von Angela Groß
Triebwerke, wie Stefan Hässler hier eines in seinen Händen hält, sind dafür da, dass sich die Schubkraft entfalten kann. Es gibt sie in allen möglichen Leistungsbereichen − klein wie eine Taschenlampe bis zu kiloschweren Motoren.Fotos: Ulrike Kugler
Triebwerke, wie Stefan Hässler hier eines in seinen Händen hält, sind dafür da, dass sich die Schubkraft entfalten kann. Es gibt sie in allen möglichen Leistungsbereichen − klein wie eine Taschenlampe bis zu kiloschweren Motoren.Fotos: Ulrike Kugler

Hardthausen - Die Auftragsbücher des Herstellers für Kleintriebwerke und komplette Antriebssysteme für Raumfahrzeuge bei der Firma Astrium in Lampoldshausen sind randvoll. In fünf Jahren hat sich die Mannschaft verdoppelt, im Zeitraum von drei Jahren wurden drei Millionen Euro investiert.

Seit dem Wechsel von Holger Wentscher zum Astrium-Standort Bremen vor einigen Monaten ist der 45-jährige Stefan Hässler der Kopf von 300 Mitarbeitern. Astrium und DLR sind gute Nachbarn. Hässlers Aufgabe: "Das stark hochlaufende und schnell gewachsene Geschäft zu konsolidieren." Dass der Standort Lampoldshausen in Entwicklung und Produktion, Test und Vermarktung läuft, das hat der Rheinländer, ein gebürtiger Remagener, zu verantworten. Im Hinterkopf weiß er ganz genau, dass "Lampoldshausen innerhalb der Astrium zusätzliches Gewicht bekommen hat". Erfahrungen im Projektmanagement sammelte Hässler bei Astrium in Bremen und München. Sein Job: Produktionsoptimierung. Was dem Mann am Schreibtisch hilft: "Jedes Einzelteil eines Triebwerks in der Hand gehalten zu haben."

Antriebssysteme Bei der aufstrebenden Tochtergesellschaft der EADS in Lampoldshausen dreht sich alles um Triebwerke, die unter anderem dafür sorgen, dass Satelliten und Sonden ihre exakte Position im Weltall halten. Nicht zu vergessen die Beteiligung am Ariane-Programm. Für den unbemannten Versorgungstransporter ATV (Automated Transfer Vehicle), der die Internationale Raumstation versorgen soll, liefern die Lampoldshausener das Antriebssystem. Ohne Satelliten keine Erd- und Umweltbeobachtung, keine Telekommunikation, und keine Navigation.

Stefan Hässler hat sein Diplom im Maschinenbau, Fachrichtung Fertigungstechnik, gemacht. Und wenn er in seinem 14. Astrium-Jahr sagt, dass er sich "mittlerweile nichts Spannenderes als Raumfahrttechnik vorstellen kann", dann spricht eine ordentliche Portion Respekt für die kleinen Wunderwerke und großen Kraftpakete aus ihm. Kein Staubkorn darf eines der empfindlichen Ventile verstopfen, die teils mit filigranster Technik funktionieren.

Bevor die Triebwerke nicht auf Herz und Nieren geprüft sind, dürfen sie nicht in die Luft gehen. "Alles was man macht, muss man dokumentieren. Dann kommt der spannende Moment, wo man loslassen muss. Satelliten im Orbit lassen sich nicht einfach reparieren wie ein Auto am Band", sagt Hässler. Über 230 Satelliten sind mit Hilfe der Kleintriebwerke aus Lampoldshausen derzeit irgendwo da oben unterwegs. Während die kleinsten von ihnen einen Schub von gerade mal 0,1 Newton und eine winzige Geräuschkulisse im All produzieren, können es die Großen locker mit einem Formel-1-Wagen aufnehmen. So unterschiedlich wie ihre Größe ist auch ihre Stückzahl, die produziert wird − von 200 Stück bis zu acht von einer Sorte ist alles drin.

Hässler pendelt nach wie vor am Wochenende nach Ottobrunn, viele Kollegen in Lampoldshausen hat er schon in früheren Jahren in der Space Transportation kennen gelernt. Über die Standortgrenzen Brücken zu bauen, sei in diesem Geschäft unerlässlich.

An den Menschen aus der Region schätzt er ihre Bodenständigkeit, "dass sie sich einbringen und engagieren". Der Leiter der orbitalen Antriebssysteme hofft darauf, künftig in Produktion und Entwicklungsarbeit "starke Partner in der Region einbinden zu können".

Genaues Arbeiten unter hygienischen Bedingungen ist Voraussetzung.
Genaues Arbeiten unter hygienischen Bedingungen ist Voraussetzung.
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