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Einbürgerungstest ist zu schaffen

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Heilbronn - Die erste Frage im Übungsbogen sorgt reihum für Lächeln. Kaum Zweifel an Antwort eins, dem Bundesadler als deutsches Wappentier. Bei Frage zwei dann ratlose Gesichter. 35 Männer und Frauen sitzen beim Infoabend der Heilbronner Volkshochschule (VHS). Ihr Ziel ist die deutsche Staatsbürgerschaft. Seit 1. September braucht jeder Antragsteller zusätzlich zur Sprachprüfung den Einbürgerungstest.

Von Bärbel Kistner
So einfach wie die Frage nach dem Bundesadler ist nicht jede.Foto: dpa
So einfach wie die Frage nach dem Bundesadler ist nicht jede.Foto: dpa  Foto: A3913 David Ebener (dpa)

Heilbronn - Die erste Frage im Übungsbogen sorgt reihum für Lächeln. Kaum Zweifel an Antwort eins, dem Bundesadler als deutsches Wappentier. Bei Frage zwei dann ratlose Gesichter. Zu welchem Fest tragen Menschen in Deutschland bunte Kostüme und Masken? Viele machen ihr Kreuz beim Oktoberfest. Lederhosen und Dirndl klingt nach Kostümierung, Rosenmontag ist nicht allen ein Begriff.

35 Männer und Frauen sitzen beim Infoabend der Heilbronner Volkshochschule (VHS). Ihr Ziel ist die deutsche Staatsbürgerschaft. Seit 1. September braucht jeder Antragsteller zusätzlich zur Sprachprüfung den Einbürgerungstest. 310 Fragen zu Politik, Gesellschaft und Zeitgeschichte gilt es zu lernen, 33 werden abgefragt. 17 Antworten müssen richtig sein. Wer durchfällt, kann den 25 Euro teuren Test beliebig oft wiederholen.

Die geforderte Mindestzahl richtiger Antworten ist für Ties Bos „ein Witz“. Der Test sei gut zu schaffen – wenn auch die Fragestellung nicht immer einfach sei. Seit 20 Jahren lebt der Holländer in Deutschland, Heilbronn ist sein Zuhause und „ein bisschen Heimat“. Frau und Kinder sind Deutsche. Weil er sich bei Wahlen ausgeschlossen fühlt, will er sich jetzt einbürgern lassen – eine Prozedur, die sich durch den neuen Test noch länger hinzieht.

Wissen abzufragen über das Land, dessen Bürger man werden möchte, hält Birgit Rücker de Marte für richtig. Aber Fragen nach Fünf- Prozent-Hürde, Judikative oder Länder der DDR-Migranten? Der Test sei eine Schikane. „Die deutsche Kleinkariertheit kommt hier voll rüber“, ärgert sich die Cleebronnerin. Man könne nicht verlangen, dass sich alle für Politik interessieren. „Meine 20-jährige deutsche Kollegin weiß nicht mal, wie unsere Bundeskanzlerin heißt“, sagt die Friseurin, deren dominikanischer Mann Kelvin sich einbürgern lassen will.

Für Hasani Njazi aus dem Kosovo würde die deutsche Staatsbürgerschaft vieles erleichtern. Die Dokumente der Familie verlängern zu lassen, ist teuer. Seine Kinder haben inzwischen gar keinen Pass mehr: „Das serbische Konsulat ist nicht mehr für uns zuständig und im Kosovo sind wir noch nicht registriert.“ Doch er ist skeptisch, ob er die Tests schaffen wird.

Die Deutschprüfung macht oft größeres Kopfzerbrechen. Auch VHS-Frau Julia Bauer sieht den dreistündigen Sprachtest als die größere Hürde an. Einbürgerungswillige müssen nachweisen, dass ihr Lebensunterhalt dauerhaft gesichert ist. Sich Deutschkenntnisse auf dem geforderten Niveau neben einem Vollzeitjob anzueignen, ist schwierig. „Als Schichtarbeiter konnte ich keinen Kurs belegen“, sagt Mustafa Abdulrahman. Der Kurde aus dem Irak ist dennoch zuversichtlich und meldet sich mit seiner polnischen Frau Marta zu beiden Prüfungen an. Einbürgerung heißt für sie: An die Zukunft ihrer noch nicht geborenen Kinder zu denken.

Das Video dazu auf stimmt.de

 


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