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Deutsche Weinkönigin stellt ihren Titel in Frage

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Region Heilbronn - "Über den Begriff Weinkönigin lässt sich streiten", gibt Mandy Großgarten zu verstehen. Als die neue Deutsche Weinkönigin gestern im Rahmen ihres Antrittsbesuchs in Württemberg beim Mittagessen über ihr Amt und ihre Aufgaben reflektiert, klingeln manchen Tischnachbarn beinahe die Ohren.

Von Kilian Krauth
Passend zur Außentemperatur schenken Gabriele, Denis und Peter Gurrath der Deutschen Weinkönigin Mandy Großgarten in Heilbronn Eiswein ein.Foto: Dirks
Passend zur Außentemperatur schenken Gabriele, Denis und Peter Gurrath der Deutschen Weinkönigin Mandy Großgarten in Heilbronn Eiswein ein.Foto: Dirks

Region Heilbronn -  "Über den Begriff Weinkönigin lässt sich streiten", gibt Mandy Großgarten zu verstehen. Als die neue Deutsche Weinkönigin gestern im Rahmen ihres Antrittsbesuchs in Württemberg beim Mittagessen über ihr Amt und ihre Aufgaben reflektiert, klingeln manchen Tischnachbarn beinahe die Ohren. Hat da etwa eben die höchste Repräsentantin der deutschen Weinwirtschaft ihr Amt in Frage gestellt?

So weit will die Winzertochter von der Ahr nicht gehen. Nein, sie will sich gewiss nicht selbst abschaffen. "Ich sehe mich aber nicht als Königin, eher als Botschafterin des deutschen Weins." Deshalb tauche sie an ihren jährlich rund 200 "Regierungstagen" meist nicht in Robe − und schon gar nicht im Dirndl auf, sondern lieber in Jeans und Blazer. Und das Krönchen steckt meist in der Designertasche.

Politik

Als Botschafterin, respektive "Ambassadress", stellte sich die 22-jährige Chemie-Studentin jüngst auch bei einer Gesundheitsmesse in China vor. Freilich habe sie sich im Land des Lächelns lieber "aus der politischen Diskussion herausgehalten". Weinbaupolitische Stellungnahmen sind ihr von Amts wegen aber nicht untersagt. So nutze sie ihre Kontakte mit Politikern gerne auch, um diesen zu vermitteln, was den Winzern auf den Nägeln brennt: von der Reform des Bezeichnungsrechts bis hin zum drohenden Ende des Anbaustopps und damit des Steillagenweinbaus − eines ihrer Lieblingsthemen.

Mandy Großgarten stammt von der Ahr, einem kleinen Seitental des Rheins, in dem wie im großen Württemberg Steil- und Terrassenlagen traditionell eine wichtige Rolle spielen. Abgesehen von der Größe − dort 600 Hektar, hier 11 100 − erkannte sie gestern andere Parallelen. So sind etwa beide Regionen stark genossenschaftlich geprägt und in beiden Regionen dominieren die "Roten". Wer mit dem Begriff "WG" ein angestaubtes Image verbinde, sei nicht auf Höhe der Zeit. Dies hätten gerade die Winzer aus Württemberg und von der Ahr immer wieder beim deutschen Rotweinpreis demonstriert.

Missbrauch

Bei ihrer Rundreise, die sie von Sonntag- bis Dienstagabend zu einem Dutzend Betrieben und anderen Genussadressen führt, beeindruckte Mandy Großgarten besonders der Lemberger: als regionale Spezialität von internationaler Klasse. Sie fand aber auch am Muskattrollinger Gefallen. "Mit solch unkomplizierten Tropfen kann man auch meine Altersgruppe erreichen", meinte die 22-Jährige, die sich bewusst ist, dass nicht alle jungen Menschen mit dem Kulturgut umzugehen wissen. "Mit allem kann man Missbrauch treiben", betont sie. "Aber Wein ist mehr als Alkohol. Deshalb tut Aufklärung not."

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