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Daniel Düsentriebs haben es heute schwer

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Region - Baden-Württemberg, das Land der Tüftler und Erfinder. 2009 lag der Südwesten beim Deutschen Patentamt mit 15 532 Anmeldungen an der Spitze. Wo sind sie, die Daniel Düsentriebs, die Boschs, die Maybachs, die Zeppelins, die in kleinen Werkstätten im Keller experimentieren und mit spektakulären Ideen für Aufsehen sorgen?

Von Carsten Friese
Erlebt relativ oft enttäuschte Tüftler: Peter Schweiker, IHK.Foto: Friese
Erlebt relativ oft enttäuschte Tüftler: Peter Schweiker, IHK.Foto: Friese

Region  - Baden-Württemberg, das Land der Tüftler und Erfinder. 2009 lag der Südwesten beim Deutschen Patentamt mit 15 532 Anmeldungen an der Spitze. Wo sind sie, die Daniel Düsentriebs, die Boschs, die Maybachs, die Zeppelins, die in kleinen Werkstätten im Keller experimentieren und mit spektakulären Ideen für Aufsehen sorgen?

"Die Vorstellung von Daniel Düsentrieb in seiner Werkstatt ist ein Mythos", sagt Peter Schweiker, Geschäftsführer für Innovation und Netzwerke in der IHK Heilbronn-Franken. Es gebe sie noch, die freien Erfinder. Aber 90 Prozent der Patente "kommen heute aus Unternehmen". Bosch, Daimler, Zeiss liegen ganz vorn.

Schweiker hat schon erlebt, wie erfindungsreiche Geister bei der IHK nach längerer Tüftelei vorstellig wurden und dann frustriert waren, "dass es ihre Erfindung schon gibt". Die erste Grundregel sei, in Datenbanken zu recherchieren. Etwa zwei Drittel aller vorgestellten Produkte oder Ideen gebe es schon.

Blockade

 Wer dennoch in mühsamer Feinarbeit etwas Neues an die Menschheit bringen will, hat es dann zuweilen nicht einfach. Für Einzelne wird es spätestens dann schwierig, wenn die Idee in ein marktreifes Produkt umgesetzt werden soll. Viele Unternehmen, die eigene Entwickler haben, blocken nach Erfahrungen von Schweiker die Einzelkämpfer ab. Die Kosten für die Produktion kann ein Einzelner kaum tragen. Schweiker erzählt von Tauchern, die ein begehbares Unterwasserbesichtigungssystem für Korallenriffe entworfen haben, eine Röhre zum Durchlaufen. Es wurde nie realisiert, weil allein die Entwicklung und das Sicherheitssystem Millionen gekostet hätten.

Die Patentgebühr bei der Anmeldung ist mit rund 60 Euro relativ moderat. Doch um die Erfindung gerichtsfest zu beschreiben, müssen Patentanwälte helfen, was laut Schweiker schnell ein paar Tausend Euro ausmachen kann.

20 Jahre Schutz

Rund 500 Patente gab es in Heilbronn-Franken im Jahr 2009. Mit jährlich etwa 60 Patenten pro 100 000 Einwohner liegt die Region im Bundesdurchschnitt. Die schwankende Kurve in der Grafik verdeutlicht, dass auch Erfindungen dem Konjunkturverlauf folgen. Mit einem Patent ist eine Idee 20 Jahre geschützt.

Das Leben für Erfinder ist nach Einschätzung von Schweiker schwieriger geworden; weil die Technik immer komplexer geworden sei. Ein Privatmann "kann heute kein Handy mehr erfinden", sagt der IHK-Experte. Mit der Heilbronner Experimenta sieht er dennoch ein "absolutes gutes Faustpfand", um den Nachwuchs für Erfindungen zu begeistern. Das Einfache sei genial − aber schwierig zu finden. Gute Erfinder "sind Trüffelschweine für Widersprüche", ist Ingenieur Schweiker überzeugt. Wer diese Widersprüche löse, "hat eine Innovation erzeugt".

In zwei Serienteilen stellen wir in den nächsten Tagen zwei freie Erfinder aus dem Landkreis Heilbronn vor, die einige Patente erhalten haben.

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