Lesezeichen setzen Merken

Alleebaustelle schweißt Händler zusammen

   | 
Lesezeit  2 Min
Erfolgreich kopiert!

Heilbronn - In Heilbronn lohnt sich trotz Alleebaustelle ein Einkaufsbesuch: Das ist die Botschaft, die die Einzelhändler und Dienstleister entlang der künftigen Stadtbahntrasse jetzt laut und deutlich verbreiten wollen.

Von unserer Redakteurin Franziska Feinäugle

Großzügiger Boulevard: So wird die Allee aussehen, wenn alles fertig ist. Darauf freuen sich die Inhaber der angrenzenden Geschäfte − und setzen alles daran, dass die Kunden auch jetzt, zur Baustellenzeit, zu ihnen kommen.Simulation: Stadt Heilbronn
Großzügiger Boulevard: So wird die Allee aussehen, wenn alles fertig ist. Darauf freuen sich die Inhaber der angrenzenden Geschäfte − und setzen alles daran, dass die Kunden auch jetzt, zur Baustellenzeit, zu ihnen kommen.Simulation: Stadt Heilbronn

Heilbronn - Die Botschaft ist kurz, klar und existenziell. Sie lautet: Achtung, hier gibt es trotz Stadtbahnbaustelle Geschäfte. Achtung, hier sind Kunden willkommen. Nicht nur willkommen, sondern entscheidend dafür, dass es dieselben Geschäfte auch dann noch gibt, wenn die Stadtbahntrasse fertig ist.

"Das Schlimmste wäre", sagt Bernd Sandrisser vom Friseursalon "Der Renner" in der Karlstraße, "wenn die neue Allee fertig ist, und die Mieter in den Läden sind nicht mehr die alten." Allee, Hafenmarktpassage und Karlstraße sind die Lagen, die auf Kundschaft zurzeit gerade deshalb besonders angewiesen sind, weil die Kundschaft wegen der Baustelle eher geneigt ist, einen Bogen um diese Gebiete zu machen.

Lohnend

Ziel Nummer eins aller Beteiligten müsse deshalb sein, Heilbronn positiv in Erinnerung zu rufen, herauszustellen, "dass es sich trotz Baustelle zum Shoppen lohnt", fasst Bernd Sandrisser zusammen.

Der 54-Jährige engagiert sich in zwei Bewegungen, die sich in den vergangenen Wochen gegründet haben: zum einen bei der Aktion "Das grüne Band", die für mehr Kundenfrequenz sorgen soll (siehe Hintergrund). Zum anderen in der "Interessengemeinschaft der durch die Baumaßnahmen Stadtbahn betroffenen Gewerbetreibenden" (IG), die es sich zum Ziel gesetzt hat, "das Allerschlimmste zu verhindern".

Was dieses Allerschlimmste ist, das es zu verhindern gilt, steht in einem Brief, den die IG jetzt an verschiedene Adressen in der Stadt verschickt hat, unter anderem an Stadträte. "Wir prüfen derzeit, eine Sammelklage gegen die Stadt anzustreben", heißt es dort, "denn wenn wir zum Aufgeben gezwungen werden, so wird das zumindest nicht laut- und klaglos hingenommen werden."

Aufgeben musste bislang zum Glück noch keines der inhabergeführten Geschäfte. Nach Stimme-Informationen gab es aber mindestens eine Entlassung, die auf das baustellenbedingte Ausbleiben von Kundschaft zurückzuführen ist. Von "deutlichen Rückgängen" spricht eine Händlerin, Apotheker Klaus Kußel von der Apotheke am Stadtgarten beziffert den Frequenzrückgang mit 20 Prozent, jeder fünfte Kunde fehlt also.

Viele, berichtet Bernd Sandrisser von der IG, "haben so hohe Umsatzeinbußen, dass sie es selbst nicht mehr tragen können". Deshalb werde derzeit geprüft, "ob Regressforderungen an die Stadt möglich sind". Allen sei bewusst, dass die Baumaßnahmen stattfinden müssen und zur Verschönerung der Stadt beitragen. "Aber weil sie auf dem Rücken einiger weniger ausgetragen werden, sollte Hilfestellung her." Deshalb sind er und seine 41 Mitstreiter auch "gottfroh, dass es eine Initiative wie das ,grüne Band’ gibt". Unter diesem Namen haben sich wie berichtet Händler und Dienstleister aus den betroffenen Lagen zusammengeschlossen − unterstützt von den für die Baustelle zuständigen Stadtwerken.

Vorteilhaft

"Uns ist klar, dass die Leidtragenden die Gewerbetreibenden sind", sagt Stadtwerke-Geschäftsführer Manfred Schmidt. Deshalb "wollten wir unbedingt gucken, dass wir fürs Weihnachtsgeschäft noch was hinbekommen".

Es ist ein ganzes Bündel an Maßnahmen geworden (siehe Hintergrund). Heilpraktikerin Ute Hopf vom Wellnessgeschäft Bodyline in der Karlstraße sieht die Vorteile der aus der Not geborenen Initiative: "Auf diese Weise lernt man die Händlerkollegen aus der Nachbarschaft kennen. Wenn man den ganzen Tag im Geschäft steht, hat man dazu sonst keine Gelegenheit."


 
  Nach oben