Sex sells – nicht nur in Haßmersheim (25.10.09)
Haßmersheim - Seit in Haßmersheim über die Ansiedlung eines Swinger-Hotels nachgedacht wird, kommt der Ort nicht mehr zur Ruhe. Die Gemeinderatssitzung am heutigen Montag verlegte Bürgermeister Marcus Dietrich kurzerhand in die Sport- und Festhalle. Adrian Hoffmann sprach mit ihm über seinen Umgang mit diesem ungewöhnlichen Thema.
Haßmersheim - Seit in Haßmersheim über die Ansiedlung eines Swinger-Hotels nachgedacht wird, kommt der Ort nicht mehr zur Ruhe. Die Gemeinderatssitzung an diesem Montag, 19 Uhr, verlegte Bürgermeister Marcus Dietrich kurzerhand in die Sport- und Festhalle im Ort. Adrian Hoffmann sprach mit ihm über seinen Umgang mit diesem ungewöhnlichen Thema.
Es heißt immer: Sex sells. Offenbar gilt das auch in Haßmersheim, oder?
Marcus Dietrich: Das gilt nicht nur in Haßmersheim, sondern weit über den Ort hinaus. Man muss sich nur anschauen, wie groß das Medieninteresse in Baden-Württemberg ist.
Haben Sie schon mal eine solch gut besuchte Bürgerversammlung erlebt?
Dietrich: Ja. Als es um die Schließung der Postfiliale ging.
Also doch nicht nur Sex-Themen?
Dietrich: Richtig. Es gibt hier durchaus mehr Themen, die für die Menschen von Interesse sind.
Wie ist die Stimmung so kurz vor der Entscheidung in Haßmersheim?
Dietrich: Nach der Versammlung am Montag war sie 60 zu 40 für das Projekt, würde ich sagen. Mittlerweile sind noch mehr dafür.
Was denken Sie über das Projekt?

Sowas erlebt man als Bürgermeister nicht oft. Wie gehen Sie damit um?
Dietrich: Ich verstehe das Interesse. Aber es gibt auch andere Themen, die oft untergehen. Zum Beispiel der Neckartal-Radweg. Auf der Prioritätenliste des Regierungspräsidiums Karlsruhe belegt der Haßmersheimer Radweg den letzten Platz. Ich halte das im Grunde für die Entwicklung von Haßmersheim für bedeutender als das Projekt Swinger-Hotel. Und wie es aussieht, müssen wir mindestens bis 2012 auf einen zufriedenstellenden Ausbau des Radwegs warten, der vor allem für die Touristen von Bedeutung ist.
Wenn die Bauanfrage zum Swinger-Hotel am Montag im Rat abgeblockt wird: Ist das Thema dann erledigt?
Dietrich: Die Bauanfrage muss meiner Meinung nach abgelehnt werden, weil sie rechtlich nicht zulässig ist. Der Gemeinderat kann sagen: Wir ändern den Bebauungsplan – dann werden wir uns in den nächste Sitzungen weiter mit dem Thema beschäftigen. Allerdings ist auch dann eine Baugenehmigung noch nicht erteilt. Wenn der Gemeinderat eine Änderung des Bebauungsplans ablehnt, ist das sicher der Todesstoß fürs Swinger-Hotel.
Eins müssen Sie uns unbedingt noch sagen: Wie viel Prozent der Haßmersheimer würden Ihrer Schätzung nach selbst ein Swinger-Hotel besuchen?
Dietrich: Wenn die Zahl stimmt, die uns Mälzerei-Besitzer Hartmut Witte nennt – nämlich, dass es mehr als vier Millionen Swinger in Deutschland gibt –, müssten es fünf Prozent sein. Vom Hörensagen weiß ich allerdings nur von einem, der gerne einen Swinger-Club besucht.

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