Rustikaler Motorsport beim Sontheimer Trecker-Treck
200 Schlepper und tausende Zuschauer auf den Hüttenäckern: Das Spektakel hat seinen ganz eigenen Charme.

Landwirtschaft und Motorsport: Passt das zusammen? Klar doch. Und wie. Das Trecker-Treck-Team in Heilbronn-Sontheim beweist dies schon seit 20 Jahren. Am Wochenende zogen wieder mehr als 200 Schlepper, Großtraktoren, Quads, aber auch Pickups und Geländefahrzeuge schwere Gewichte auf einer 75 Meter langen, leicht ansteigenden Strecke um die Wette. Das ist rustikaler Motorsport, Formel Bauernklasse, alles in allem: ein Spektakel.
Bei dem Wettrennen geht es nicht um Zeit. Ziel ist es, das Gewicht ohne Unterbrechung über die Distanz ins Ziel zu ziehen. Kein leichtes Unterfangen. Oft strengen sich die PS-Protze so an, dass sie kurz vor dem Zielstrich "Männchen" machen. Die Räder drehen durch, der Fahrer hat es nicht geschafft. Dabei ist der Trecker-Treck kein reiner Wettbewerb für Profis oder landwirtschaftsaffine Fahrer. Teilnehmer gehen ebenso mit ihrem Alltagsgefährt an den Start, etwa einem VW Touareg.
Was fasziniert?
Warum zieht das Schlepper-Festival Jahr für Jahr tausende Besucher an? Was fasziniert daran? Franz Weis vom Trecker-Team antwortet. "Man sieht tolle Maschinen in Aktion." Besonders beeindruckend ist die Königsklasse, die bis zu 16 Tonnen schweren Traktoren, die wie Ungetüme wirken, in denen eine Urgewalt schlummert. Für Wengerter Weis ist es "Geschick und Kunst", das Gewicht auf die Antriebsräder zu bekommen, damit die 75 Meter in einem Rutsch gelingen, was im Fachjargon Full Pull heißt. Der Treck-Veranstalter betont, dass das ganze Drumherum des Ereignisses die Leute anzieht, auch viele Familien mit Kindern − bei freiem Eintritt. Es gibt ein Festzelt. Der Nachwuchs übt mit kleinen Trettraktoren auf einer 7,5 Meter langen Strecke.
Weis ist klar, dass es auch Kritik an seinem Motorsport gibt, gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Debatte um schmutzige Diesel und Fahrverbote. Er antwortet: "Die großen Traktoren haben alle die neueste Abgastechnik drin. Leute, die uns kritisieren, möchte ich fragen, wo sie in Urlaub hinfahren. Womöglich machen sie eine Kreuzfahrt, doch die Schiffe blasen auf dem offenen Meer den Dreck nur noch so raus." Klar, fügt Weis an, es gebe auch noch ein paar ältere Modelle am Start, "die rauchen. Aber das kann man vernachlässigen." Die aktuelle Dieseldebatte würde ihm und den Zuschauern die Freude jedenfalls nicht vergällen. Auch was die Strecke angeht, will der Treck-Organisator der Kritik etwas entgegnen. Der Boden der Strecke werde nach dem Rennen gelockert, Blumen und Gras gesät.
Bei vielen Zuschauern ist der Treck längst Kult. Sie parken Anhänger rund um die 75-Meter-Bahn, stellen Sofas darauf und bilden so eine Art Tribüne, entspannte Lounges für die Fans. Zum Beispiel Fabian Kleiner aus Wimmental. Der 22-Jährige ist mit seiner Clique da, sie treten teilweise selbst mit Schmalspurschlepper und Quad an. "Wir sind als Kinder bei unseren Eltern auf den Schleppern mitgefahren, jetzt sind wir selbst am Steuer." Sven Hohl (23) und Alexander Arnold (30) sind mit ihrem Freundeskreis aus Obersulm auf die Hüttenäcker gepilgert. Für sie haben die Schlepper einen "Suchtfaktor".