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Warum Lidl nach Bad Wimpfen zieht

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Chef der Schwarz-Gruppe erläutert Verlagerung der Deutschland-Zentrale − Klaus Gehrig im Gemeinderat.

Von unserem Redakteur Alexander Klug
Klaus Gehrig zwischen Oberbürgermeister Joachim Scholz und Neckarsulms neuer Baubürgermeisterin Dr. Suzanne Mösel.Foto: Guido Sawatzki
Klaus Gehrig zwischen Oberbürgermeister Joachim Scholz und Neckarsulms neuer Baubürgermeisterin Dr. Suzanne Mösel.Foto: Guido Sawatzki

Die Nachrichten-Mischung der vergangenen Tage war fatal: Erst will das Handelsunternehmen Lidl einen Teil seiner Verwaltung von Neckarsulm nach Bad Wimpfen verlagern, dann bricht der VW-Skandal über Neckarsulm herein. Er kostet die Stadt einige Millionen Euro, sofort.

Mit Lidl ziehen weitere Millionen an Gewerbesteuereinnahmen um, aber erst in zirka vier Jahren, wenn die Mitarbeiter an den neuen Schreibtischen sitzen. Aber schon jetzt sah sich Oberbürgermeister Joachim Scholz teils harscher Kritik an der Rolle der Verwaltung ausgesetzt.

Um die Hintergründe des Lidl-Umzugs zu erläutern, hatte er den Chef der Schwarz-Gruppe, zu der auch Lidl gehört, in die jüngste Gemeinderatssitzung eingeladen − gleich zu Beginn nahm Klaus Gehrig auf einem der Stühle für Verwaltungsmitarbeiter Platz.

Explosionsartig

Vieles sei nicht vorhersehbar gewesen, führt Klaus Gehrig aus − für Firma wie Verwaltung. Etwa das "explosionsartige" Umsatzwachstum Lidls. Die Folgen: mehr Mitarbeiter, mehr Straßenverkehr, mehr Platzbedarf. Wollte man zunächst 200 Mitarbeiter in Bad Wimpfen ansiedeln, sei ihm der Vorschlag unterbreitet worden, die 1500 Mitarbeiter der Deutschland-Zentrale komplett umzusiedeln − Bürgermeister Claus Brechter habe die passenden Grundstücke dafür angeboten. 20 000 Quadratmeter jetzt, mindestens 20 000 als Option. Ein weiteres Argument sei der Gewerbesteuersatz gewesen, den Bad Wimpfen senkt. "Die Entscheidung war eine Sache von fünf Minuten."

Seit Jahren sei man mit dem Standort an der Rötelstraße unzufrieden. "Wenn Sie Führungspersonal aus aller Welt gewinnen wollen, müssen Sie eine entsprechende Arbeitsumgebung bieten", sagt Gehrig. Pläne für das Areal habe man dennoch. "Auch Kaufland braucht Erweiterungsflächen."

Gehrig versucht, Bedenken zu zerstreuen. Zehn bis zwölf Bauprojekte habe man am Standort von Lidl International auf dem Stiftsberg noch im Köcher. Auch die Expansion Richtung Vereinigte Staaten und Osteuropa gehe weiter, das Interesse Lidls an den Flächen im Gebiet "Linkes Tal", gegenüber der Stiftsberg-Zentrale, sei ungebrochen. Dort könnte die Europazentrale des Onlinegeschäfts mit 350 bis 400 Mitarbeitern Platz finden.

"Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen", sagt er. "Der Umzug bedeutet nicht, dass wir in Neckarsulm am Ende weniger Arbeitsplätze haben." Die Zusammenarbeit mit der Verwaltungsspitze sei bestens. Oberbürgermeister Joachim Scholz und der jüngst ausgeschiedene Baubürgermeister Klaus Grabbe seien auf die Firmenwünsche eingegangen.

Der Umzug habe nichts damit zu tun, Bad Wimpfen "etwas Gutes" tun zu wollen, stellt Gehrig auf Nachfrage des SPD-Fraktionsvorsitzenden Roland Stammler klar. Mit dem, was Lidl plane, sei eine gute Zukunft möglich, merkt CDU-Fraktionschef Herbert Emerich an. "Wir müssen uns trotzdem intensiv mit dem Haushalt beschäftigen." Joachim Eble (Freie Wähler) weist auf das Areal an der Rötelstraße hin, das nach wie vor nur ein Parkplatz sei. Grünensprecher Horst Strümann mahnt mehr Kooperation mit Erlenbach in Sachen Gewerbeflächen an. SPD-Stadträtin Christianne Klotz-Kantenwein weist auf nötige Gespräche mit dem Landkreis wegen der Verkehrssituation in Bad Wimpfen hin.

 

 

 

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