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Radler wollen auf die schmalen Waldwege

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Vier Radsportverbände haben es auf das baden-württembergische Waldgesetz abgesehen. Sie kritisieren, dass nur auf Waldwegen geradelt werden darf, die breiter als zwei Meter sind.

Von unserem Redakteur Simon Gajer

Offiziell dürfen Fahrradfahrer in Baden-Württemberg nur auf Waldwegen unterwegs sein, die breiter als zwei Meter sind. Das wollen viele Mountainbiker ändern.Foto: Mediagram/Fotolia
Offiziell dürfen Fahrradfahrer in Baden-Württemberg nur auf Waldwegen unterwegs sein, die breiter als zwei Meter sind. Das wollen viele Mountainbiker ändern.Foto: Mediagram/Fotolia

Einer Internetpetition haben sich bereits über 39.000 Unterstützer angeschlossen. Außer der Einschränkung für Mountainbiker soll auch eine ähnliche Regelung für Reiter gestrichen werden. Das Land hält daran fest.

Den 20. Geburtstag soll die Zwei-Meter-Regel nicht mehr erleben, spätestens im kommenden Jahr soll sie wegfallen. Das hofft Michael Wolf, der in Bad Rappenau wohnt und zu den Initiatoren der Petition gehört. Als Vorstandsmitglied der Deutschen Initiative Mountainbike (DIMB) hat er eine Resolution verfasst, die von den Verbänden unterzeichnet wurde.

Zahlreiche Gründe, sagt er, sprechen gegen die Formulierung, die in der Praxis nicht angewandt werde. Es stelle sich etwa die Frage: "Wie misst man die Breite?" Dass die Mehrzahl der Mountainbiker rücksichtslos fahren werde, glaubt er nicht: Sie seien "natur- und sozialverträglich" unterwegs.

Einmalig

Das Gesetz ist laut den Initiatoren in der Republik einmalig. Jedes Waldgesetz, sagt Wolf, habe Formulierungen, dass Wege nur "bei berechtigtem Grund" gesperrt werden können. Als vorbildlich bezeichnet er Hessen. Das Land hat erst dieses Jahr sein Gesetz novelliert. "Man hat sich zusammengesetzt", zählt er auf: Radler, Waldbesitzer, Jäger und Naturschützer.

Baden-Württemberg möchte das Gesetz aber nicht ändern. "Die Landesregierung sieht in der Zwei-Meter-Regel eine Regelung zur Steuerung der Erholungsnutzung im Wald", heißt es in der Antwort des Landwirtschaftsministers Alexander Bonde (Grüne) auf eine Anfrage des Rottweiler CDU-Abgeordneten Stefan Teufel, die unserer Zeitung vorliegt. Die Regel diene dem Interessenausgleich der Erholungssuchenden. "Ergänzt durch die Möglichkeit, Ausnahmen zuzulassen, besteht aus Sicht der Landesregierung Spielraum zur Umsetzung vor Ort."

Kritik, dass man zwei Meter nicht messen kann, lässt ein Ministeriumssprecher nicht gelten. "Das ist einfach und klar anwendbar." Schwieriger ist es seiner Ansicht nach bei Gesetzen, die "geeignete Waldwege" für Radler zulassen. "Was ist geeignet?" Stuttgart setzt stattdessen auf das bestehende Gesetz, wonach Forstbehörden bereits Ausnahmen zulassen können. "Wir befürworten, dass attraktive Singletrails ausgewiesen werden." Das Ministerium ermutige Gemeinden und Tourismusverbände, solche Routen anzulegen. Dazu hatte sich kürzlich der Schwarzwald-Tourismus bekannt. Die im Naturpark Stromberg-Heuchelberg 2011 neu ausgeschilderten Mountainbike-Strecken halten sich dagegen an die Zwei-Meter-Regel.

Auflagen

Von einer Ausnahme profitieren bereits die Hornbuckelbiker aus Eppingen, die im Wald unter anderem einen Rundkurs ausweisen dürfen − unter Auflagen. Dazu gehört, dass er nur von Mitgliedern und nur tagsüber genutzt werden darf. Der Klubvorsitzende Mirko Neumann aus Cleebronn hat dafür Verständnis. Er wünscht sich, dass bei einer Änderung des Waldgesetzes eine Vorschrift gefunden wird, dass Waldnutzer nachts den Forst verlassen haben müssen.

Die Stadt Eppingen sieht in der Strecke "eine fast einmalige Sport- und Freizeiteinrichtung dieser Art in der Region, die in einem besonderen Maße von den örtlichen Jägern toleriert wird", sagt Rathaussprecherin Cathrin Leuze. "Störungen oder Konflikte, die durch das Radfahren im städtischen Forst generell entstehen, sind der Stadtverwaltung nicht bekannt."

Jäger stehen der Petition skeptisch gegenüber. Gegen Radler auf speziellen Routen hat Hans Peter Schmitt ebenso wenig wie gegen Fahrradfahrer auf den Hauptwegen − "ausschließlich während der Tagesstunden", betont der Bad Friedrichshaller, der Pressesprecher der Jägervereinigung Kreis Heilbronn ist. Er lehnt es aber ab, für die Sportler die Nebenwege zu öffnen. Das beunruhige das Wild.

Unterdessen gehen die Radsportverbände auf die Landtagsfraktionen zu. "Wir sind jederzeit gesprächsbereit", sagt Wolf.

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