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Leuchtturm am Neckar

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Dieter-Schwarz-Stiftung präsentiert Pläne für spektakuläre Experimenta-Erweiterung

Von unserem Redakteur Kilian Krauth

 

 

Die Liste der 24 zum Wettbewerb geladenen Büros liest sich wie ein Who-is-Who der europäischen Architekten. Acht kamen in die innere Auswahl. Gestern verkündete das 13-köpfige Preisgericht nach einer nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung das mit Spannung erwartete Ergebnis. Wettbewerbssieger ist das Büro Sauerbruch & Hutton.

Der Hagenbucher-Biergarten wird wohl 2014 letztmals in dieser Form öffnen. Manche Bäume am Ufer zur Stadt hin sollen laut Planer stehen bleiben.Foto: Mario Berger
Der Hagenbucher-Biergarten wird wohl 2014 letztmals in dieser Form öffnen. Manche Bäume am Ufer zur Stadt hin sollen laut Planer stehen bleiben.Foto: Mario Berger
Die derzeit mit Planungen in London, Paris, Venedig und anderen Metropolen beschäftigten Berliner werden die Erweiterung der Experimenta in Heilbronn anpacken: in direkter Nachbarschaft zur erst vor vier Jahren eingerichteten Lern- und Erlebniswelt im ehemaligen Hagenbucher-Speicher auf der Kraneninsel im alten Neckar. Kurzum: an einer wichtigen Scharnierstelle zwischen City und Bundesgartenschau 2019.

"Neues Wahrzeichen von Heilbronn, Blickfang, Leuchtturm mit spektakulären Aussichten und Strahlkraft, deutschlandweit einmaliger außerschulischer Lernort, großer Besuchermagnet": Bei einer Pressekonferenz wurde mit Superlativen nicht gespart. Am Rande zeigten sich sogar Grünen-Stadträte begeistert, obwohl auch Bäume fallen werden und sich die Sichtbeziehungen einschneidend ändern.

Kostenfrage

Das Modell zeigt von der Bahnhofsvorstadt her links den geplanten Neubau und rechts die bestehende Experimenta, dahinter die Untere Neckarstraße.
Das Modell zeigt von der Bahnhofsvorstadt her links den geplanten Neubau und rechts die bestehende Experimenta, dahinter die Untere Neckarstraße.
Die Stadt wird für den Neubau, "den besten freien innerstädtischen Bauplatz zur Verfügung stellen", wie Baubürgermeister Wilfried Hajek sagt. Wieviel das im dreistelligen Millionenbereich angesiedelte Großprojekt kosten darf oder soll, will der Bauherr, genauer gesagt der Geschäftsführer der Dieter-Schwarz-Stiftung, Klaus Czernuska, nicht sagen.

Geld scheint aber nur vordergründig keine Rolle zu spielen. Soviel steht fest: 2014 werden die Detailplanungen vorangetrieben, im Frühjahr 2015 ist Baustart und Ende 2017, so Czernuska, "feiern wir hoffentlich die Einweihung, aber gewiss vor der Buga 2019".

Durch die Erweiterung entstehe nicht nur ein Stück beeindruckende Architektur, sagte Experimenta-Geschäftsführer Wolfgang Hansch, sondern auch "das Science Center mit den bundesweit attraktivsten Angeboten": mit interaktiven Themenwelten, Talentschmieden, Laborlandschaften sowie "Science Dome" und "Biosphäre", also zwei bespielbaren Glaskuppeln. Insgesamt sollen Naturwissenschaften und Technik auf spannende Art und Weise Besuchern aller Altersgruppen nahegebracht werden.

Die von Wolfgang Riehle geleitetete Jury würdigte einen "markanten, locker gestapelten Solitär", der sich selbstbewusst neben dem Bestand behaupte, ohne ihn "zu übertönen". Nach allen Seiten würden Bezüge und Dialoge zu Stadt, Land und besonders zum Fluss aufgebaut. Es werden Freiflächen für Gastronomie und Ruhe erhalten und "nicht alle Bäume gefällt", betonte Architekt Matthias Sauerbruch.

Themenwelten

Architekt Matthias Sauerbruch (links) und Jurysprecher Wolfgang Riehle bei der Präsentation von Modellen und Plänen zur Experimenta-Erweiterung.Foto: Guido Sawatzki
Architekt Matthias Sauerbruch (links) und Jurysprecher Wolfgang Riehle bei der Präsentation von Modellen und Plänen zur Experimenta-Erweiterung.Foto: Guido Sawatzki
Die außen platzierten Erschließungsbereiche führen laut Jury "wie selbstverständlich" nach oben und bilden Außenbalkone mit Aussicht. Daran schließen gut bespielbare Themenwelten an. Sogenannte "Talentschmieden" finden sich im zentralen Atrium und stellen somit "die Jugend in den Mittelpunkt", so Riehle. Gleichzeitig bilde die räumliche Verdichtung nach innen einen schlüssigen Gegenpol zum weiträumigen Ring einer "Raum-Zeit-Spirale" und der "Themenwelten". Am Ende belohnt, so Sauerbruch, "ein atemberaubender Blick von der Dachterrasse in die Umgebung für den Aufstieg".

Der Kern birgt die Infrastruktur. Hier gebe es bei Fluchtwegen und Sanitärräumen, Begrüßungs- und Veranstaltungsraum sowie Werkstatt noch Optimierungsmöglichkeiten, gleiches gelte unter finanziellen Aspekten für die Befestigung im Neckargrund. Im Untergeschoss liegen Sonderausstellungsräume und andere Einrichtungen, aber auch ein Verbindungsgang zur Experimenta I, der weiter führt zu einer "Biosphäre", die sich elegant aus dem Grünbereich beim Insel-Hotel erhebt und laut Jury ebenso einladend wie "zeichenhaft" wirke.

 


 

 

 

 
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