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Neckarsulmer Brauhaus
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Roter Flitzer lässt alle Biere hinter sich

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Neckarsulmer Brauhaus gewinnt mit Lager weltweiten Wettbewerb −Große Brauereien haben das Nachsehen

Von unserem Redakteur Christian Gleichauf
Braumeister Karl Gruhler beim Einmaischen: Um das rote Bier weiter anbieten zu können, braucht es Nachschub. Links Brauhaus-Wirt Herbert Kilper.Foto: Andreas Veigel
Braumeister Karl Gruhler beim Einmaischen: Um das rote Bier weiter anbieten zu können, braucht es Nachschub. Links Brauhaus-Wirt Herbert Kilper.Foto: Andreas Veigel

Ein Eintrag ins Guiness-Buch der Rekorde und ein Titel, der sich leicht verkürzt mit "Bier-Weltmeister" übersetzen lässt: Für das Neckarsulmer Brauhaus gab es in diesem Sommer gleich zwei Überraschungen und einen außergewöhnlichen Preis. Mit dem Lagerbier "Roter Flitzer" erreichte es unter Dutzenden Brauereien weltweit den ersten Platz bei der Best Beer Challenge der Heidelberger Firma Bestmalz.

Fast abstinent Als Jäger und ehemaliger Kommandant der Biberacher Feuerwehr hält sich Herbert Kilper beim Alkohol normalerweise zurück. "Ich trinke eigentlich gar kein Bier." Doch als die Mitteilung aus Heidelberg kam, war die Freude beim Brauhaus-Wirt so groß, dass er gleich mehrfach mit seiner Mannschaft auf den Sieg anstieß. "Ohje, ich bin eben nichts mehr gewöhnt" sagt er nun, eine Woche später, nur. Doch so einen Preis erringt man schließlich nicht alle Tage.

Wie das Bier dasteht: eine feine, weiße Blume, darunter das Bräu in einem warmen Rotton. Ein feiner Geruch und ein Geschmack, der sich laienhaft zurückhaltend mit "süffig" beschreiben lässt. Der "Rote Flitzer" ist für deutsche Verhältnisse ein nicht ganz alltägliches Bier. Dass es nicht nur besonders ist, sondern auch besonders gut, haben Kilper und sein Braumeister Karl Gruhler nun offiziell bestätigt bekommen. Fast 50 Biere haben die zwei hinter sich gelassen.

Ein Ziel des Wettbewerbs ist, für das deutsche Reinheitsgebot zu werben. Das wurde vor 499 Jahren erlassen und feiert damit bald Jubiläum. "Es ist die älteste Lebensmittelverordnung der Welt", erzählt Kilper. Daneben wird das Brauhandwerk in den Fokus gerückt. In den USA gibt es schon seit Jahren den Trend hin zu den "Microbreweries", den Kleinstbrauereien. "Diese Welle ist auch hier nicht mehr aufzuhalten", sagt Karl Gruhler.

Gut beraten Der Auftrag war: Mindestens ein Viertel rotes Malz − Red X heißt es in diesem speziellen Fall − sollte verwendet werden. Alle Teilnehmer des Wettbewerbs maischten dann gemeinsam am 23. April um 15 Uhr ein. "Das war der Weltrekord, denn noch nie haben so viele Brauereien weltweit gleichzeitig ein Bier gebraut", erklärt Kilper. Dann aber war die Kunst des Braumeisters gefragt. Malzgabe, Temperatur, Hefe, Hopfen − vieles muss passen, damit am Ende das Bier herauskommt, bei dem alles stimmt. "Beim Hopfen hat mich unser Hersteller beraten", erzählt Gruhler. Es war offensichtlich eine gute Beratung. Saazer Hopfen und die Sorte "Hallertau Saphir" kamen zum Einsatz. Nach einigen Wochen präsentierte sich das ungefilterte rote Lager in der gewünschten Qualität.

Für Karl Gruhler war es ein Glück, dass er schon im Vorjahr mit diesem speziellen Malz experimentiert und schon zehn Jahre Erfahrung mit rotem Malz insgesamt hatte. Von der Jury, Bier-Sommeliers und Experten der Weihenstephaner Universität, wurden die mehr als 30 Biere blind verkostet. 28 Kriterien wie Erscheinung, Aroma, Mundgefühl und Geschmack wurden bewertet. Der Rote Flitzer lag am Ende vorn. Am 12. September findet die Siegerehrung in Heidelberg statt.

1500 Liter ergibt ein Brauvorgang in Neckarsulm. Keine 400 Liter sind nun übrig. Inzwischen wurde neuer Sud angesetzt, in wenigen Wochen gibt es dann auch wieder neue Flaschen. "Das Nachbrauen ist kein Problem, wir haben alles dokumentiert", sagt Herbert Kilper. Die zwei Männer hoffen, dass sich das Bier etabliert. Neben Pils, Hefeweizen und Märzen gibt es im Neckarsulmer Brauhaus traditionell ein Spezialbier zu gegebenem Anlass. Wenn sich der Erfolg des Flitzers aber in Verkaufszahlen niederschlägt, dann werde man die Sorte vielleicht dauerhaft auf die Karte nehmen.

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