Cleebronn
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Pyro-Games lassen Himmel über Tripsdrill leuchten

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Bei den vierten Pyro-Games im Freizeitpark Tripsdrill bei Cleebronn lassen es am Freitagabend drei Profi-Feuerwerk-Teams ordentlich krachen. 4000 Zuschauer erleben ein besonderes Farben-Spektakel im Klang der Musik.

Von Anja Krezer

Samstagabend, 21.49 Uhr. Der Fast-Vollmond herrscht allein über den  Abendhimmel. Zwei Minuten später ist das anders.  Es donnert und kracht und knallt. Lichter-Salven, Funken-Explosionen und Glitzer-Fontänen schießen bis zu 100 Meter in die Höhe, untermalt von dramatischer Musik. Keiner der rund 4000 Menschen in Tripsdrill hat angesichts dieser Übermacht bei den vierten Pyro-Games noch Augen für den Mond.

Das Kräftemessen von drei preisgekrönten Feuerwerkprofi-Teams gibt es, das Jahr über verteilt, am Strand an der Ostsee bei Zinnowitz, vor einer riesigen Förderbrücke eines stillgelegten Bergwerks in der Lausitz – oder eben in einem Freizeitpark wie Tripsdrill. „Das  Schöne hier ist die Mammut-Achterbahn sozusagen als Dekoration“, sagt Thomas Fröbe. Orangefarben ist sie an diesem Abend angeleuchtet. Der 37-jährige Fröbe ist bei den Pyro-Games verantwortlich dafür, dass alles klappt. Ständig wird er angefunkt. Stehen die über 30 Sicherheitsleute, wo sie stehen sollen? Wann genau wird per Knopfdruck am Computer das erste Feuerwerk elektronisch ausgelöst? Ist der Sicherheitsabstand  von 120 Metern zwischen Pyrotechnik und Publikum eingehalten?

Live-Bands und Picknick-Decken

Bevor es richtig losgeht, soll ein Rahmenprogramm mit zwei Live-Bands dafür sorgen, dass es den Gästen nicht langweilig wird. Wer keinen Sitzplatz gebucht hat, macht es sich bequem auf Decken oder Sitzsäcken, die man hier kaufen kann. Die ganz Pfiffigen haben die Weinberge ringsum zugeparkt. Sie genießen das Lichterspektakel, ohne zu zahlen, und machen, mit Kühlboxen und Campingstühlen ausgestattet, ein Happening draus.

 


 

Wolfgang und Uschi Haas sowie Barbara Troßbach sind aus Schwaigern-Niederhofen hergekommen und lehnen sich an einen Sitzsack. „Wir freuen uns richtig, dass wir mal wieder auf einer Wiese sitzen“,  sagt der 65-Jährige. Die drei nippen an Cocktails und legen den Kopf in den Nacken, als es losgeht. „Arg, arg schön, vor allem das Finale“, sagt Wolfgang Trossbach zehn Minuten später. Da ist der erste Funkenregen gerade vorbei.

Der zweite startet mit viel Gold und Rot. Dann wird es schnell bunt. Einer Frau aus Knittlingen treibt es die Tränen in die Augen. „Es ist so toll.“ Und: „Ich mag alles, was glänzt und glimmert, Brillanten zum Beispiel.“ Die 63-Jährige muss selbst lachen: Da  ist sie mit den Pyro-Games günstiger dran.

Kosten der Feuerwerke sind Berufsgeheimnis

Was die Teams für ihren Auftritt ausgeben? „Berufsgeheimnis“, sagt Jürgen Matkowitz von Apollo Art of Laser and Fire. Der Berliner hat nicht nur  eines der Feuerwerke konzipiert, sondern auch die Feuer- und Lasershow in der  etwas langen Pause zwischen zweitem und drittem Feuerwerk. Zudem steht er als Musiker auf der Bühne. Matkowitz spricht zwar nicht über Geld, dafür über anderes: Damit es golden am Himmel glimmt, wird dem Schwarzpulver Holzkohle beigemischt. Für Rot sorgt Strontiumnitrat, für Grün Bariumnitrat. Blau leuchtet es, wenn Kupfercarbonat im Spiel ist, und Gelb wird`s mit Natriumsalz. Etwa 800 Kilo Material, verpackt in tausende kleine Pappkugeln -  Bomben und Bombetten genannt -  verschießt ein Team pro Auftritt, schätzt der Profi.

Sein Feuerwerk ist das letzte. Per Telefonvoting kürt das Publikum  sein Team und das von Kürbs Feuerwerke aus Pirna zu den Siegern – auch wenn die dritte Show nicht jedem gefällt. „Der Rhythmus von Feuerwerk und Schlagzeug hat nicht gepasst“, urteilt Magnus Nissel aus Karlsruhe. Und obwohl er Heavy Metal mag, findet er es hier fehl am Platz.

Kaum sind die letzten Funken verglüht, strömen die Leute zum Ausgang. Die Siegerehrung wartet kaum einer ab. Bloß nicht in den Abfahrtstrubel geraten. In den Himmel guckt jetzt keiner mehr. Dort hat der Mond wieder die Herrschaft übernommen.

 

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