Öhringer OB-Wahl: Stimmen für Angela Merkel und Olaf Scholz
Eine niedrige Beteiligung und 116 andere Namen: Es war eine außergewöhnliche Oberbürgermeister-Wahl in Öhringen. Ein Name fand sich besonders häufig auf den Stimmzetteln.

Da staunen selbst die Experten in der Landeshauptstadt: 116 unterschiedliche, von Hand eingetragene Alternativen unter dem Namen eines Alleinkandidaten gibt es bei (Ober-)Bürgermeisterwahlen im Land − wenn überhaupt − nur ganz, ganz selten. In Öhringen war es am Sonntag bei der Wiederwahl von OB Thilo Michler (45) so. Der in Ilsfeld aufgewachsene Michler war bis 2009 neun Jahre lang Bürgermeister von Zaberfeld.
Städtetag und Staatsanzeiger bestätigen am Montag: Diese Streuung weiterer Namen wird als absolut ungewöhnlich bewertet. Vergleichszahlen gibt es aber nicht, niemand führt eine Statistik darüber.
"Ich habe so was noch nie gehört", sagen die Fraktionssprecher von SPD und LBÖ im Öhringer Gemeinderat, Irmgard Kircher-Wieland und Markus Hassler. Letzterer sieht darin durchaus auch Positives: "Es ist demokratisch sehr viel wert, dass die Leute zur Wahl gehen." FDP-Sprecher Gerhard Feiler hingegen hat eher das politische Signal an Amtsinhaber Thilo Michler im Blick, wenn er sagt: "Es ist nicht gut, dass mehr als zehn Prozent der Wähler gesagt haben: ,Ich will ihn nicht.’" Professor Dr. Otto Weidmann (FWV) sieht es gelassener: "Alles andere wäre Sozialismus."
Niedrige Wahlbeteiligung beschäftigt Ratsfraktionen
367 Stimmen listet das vorläufige Ergebnis der Öhringer Oberbürgermeisterwahl unter der Rubrik "Andere" auf. Es war schon am Wahlabend kein Geheimnis, dass der Name des früheren OB Jochen Kübler am häufigsten eingetragen wurde, dass sich der eine oder andere Stadtrat wiederfindet und dass Michlers Mitbewerberin von 2009, Karin Miller, Stimmen erhalten hat. Auch Bundespolitiker wie Angela Merkel oder Olaf Scholz stehen auf der Liste.
Mehr noch als die Stimmverteilung (89,5 Prozent für Michler, 10,5 Prozent für die anderen) beschäftigt die Sprecher der Ratsfraktionen die niedrige Wahlbeteiligung. Gerade mal 19,7 Prozent der 18 929 Wahlberechtigen haben ihre Sonntagsruhe für den Urnengang unterbrochen. Für Irmgard Kircher-Wieland ist das ein Zeichen von "Wurschtigkeit", für Gerhard Feiler ein Alarmsignal für die bevorstehende Bundestagswahl.
Weidmann hingegen zeigt sich "zufrieden, alles andere wäre unrealistisch gewesen". Katharina Krehl (UNS/Grüne) und Roland Weissert (CDU) sehen ihre Prognosen bestätigt. Nach ähnlichen Zahlen bei vergleichbaren Wahlen in jüngerer Vergangenheit hatten sie keine höhere Beteiligung erwartet.
Während Otto Weidmann glaubt, dass die meisten Nichtwähler der Politik des Amtsinhabers "stillschweigend zustimmen", würden Hassler und Krehl nur zu gerne wissen, was die gut 80 Prozent der Wahlbürger, die nicht abgestimmt haben, wirklich denken.
Langes Warten auf das Wahlergebnis
Am Sonntagabend hatten Bürgermeisterkollegen, Landrat, Abgeordneter, Verwaltungsmitarbeiter, Stadträte, Angehörige und Bürger Geduld zeigen müssen. Die Stadtkapelle musste spielen, bis ihr schier die Noten ausgingen. Vor allem die Hauptperson war zunehmend angespannt vom Warten: Es war nach 20 Uhr, eineinhalb Stunden später als geplant, als Thilo Michler die ersten Glückwünsche für seine Wiederwahl entgegennimmt.
Brauchten die Öhringer Wahlhelfer so lange, die Voten von gerade mal 3725 Wählern auszuzählen? Nein. Der Grund für die schier unendliche Zählerei war die unerwartete Kreativität der Wähler. Weil nur ein Name auf dem Wahlzettel stand, haben einige Bürger handschriftlich andere Namen eingetragen. Diese lange Liste beschäftigt den Wahlausschuss über lange Zeit. Am Ende konnte dessen Vorsitzender Erich Herrmann sogar nur ein vorläufiges Endergebnis verkünden.
So kam es, dass Alleinkandidat Thilo Michler nur auf 89,5 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen kam. Auch bei der Wahlbeteiligung hatte sich der Amtsinhaber anderes gewünscht: 20 Prozent plus X.
116 Namen
367 Stimmen listet das vorläufige Ergebnis der Öhringer Oberbürgermeisterwahl unter der Rubrik „Andere“ auf. Das sind die gültigen Stimmen, die nicht auf Thilo Michler entfielen, sondern die die Wähler an Frauen und Männer vergeben haben, deren Namen sie per Hand auf dem Wahlzettel eingetragen haben.
116 unterschiedliche Namen hatte der Wahlausschuss identifiziert, bevor er am Montagabend das offizielle Endergebnis feststellte (das noch vom Regierungspräsidium geprüft wird). Das Wahlergebnis und damit die Liste der Namen will die Stadt am Dienstag auf ihrer Homepage www.oehringen.de als amtliche Bekanntmachung veröffentlichen.
Es war aber schon am Wahlabend kein Geheimnis, dass der Name des früheren Oberbürgermeisters Jochen K. Kübler am häufigsten eingetragen wurde, sich der eine oder andere Stadtrat ganz oben wiederfindet und Michlers Mitbewerberin von 2009, Karin Miller, einige Stimmen erhalten hat. Aber auch Bundespolitiker wie Angela Merkel oder Olaf Scholz stehen auf der Liste. rho