Mit Vier-Sterne-Hotel zum Kongresszentrum
Ein 140-Betten-Hotel der Kategorie vier Sterne superior soll die Heilbronner Harmonie endlich kongressfähig machen. Der Gemeinderat macht einen Architektenwettbewerb zur Voraussetzung für die Investition im Stadtgarten.

Dieses Weihnachtsgeschenk nehmen wir sehr gerne an", fasste SPD-Fraktionschefin Sibylle Mösse-Hagen die offensichtliche Meinung der deutlichen Ratsmehrheit jüngst im Gemeinderat zusammen: Die Heilbronner Stadträte sind in ihrer deutlichen Mehrheit froh, dass zwei Geschäftsleute sich die Investition zutrauen, von der Rathaus und Gemeinderat seit Jahren träumen. Mit einem 140-Zimmer-Hotel wird die Harmonie erst zu dem, als das sie seit langem firmiert: zu einem Kongresszentrum.
Kombination
Konzerte und kleinere Tagungen waren zwar auch bisher schon möglich. Doch mit nur zwei Sälen und keinen Nebenräumen fiel die Harmonie bei den meisten Veranstaltern auf der Suche nach einem Ort für einen mehrtägigen Kongress zumeist durch. Vor allem seitdem landauf, landab Veranstaltungshallen als Konkurrenz auftraten, die nicht nur mehrere Säle und Tagungsräume boten, sondern auch noch ein Hotel in direkter Nachbarschaft. Trockenen Fußes zwischen Hotelzimmer, Gastronomie und Tagungsbereich zu pendeln, das gehört inzwischen zum Standard von Kongressen.
Die Annahme des Geschenkes haben Stadtverwaltung und Gemeinderat allerdings an eine Voraussetzung geknüpft: Es muss ein Architektenwettbewerb stattfinden, und Investoren und Stadt müssen sich über den zu realisierenden Entwurf einig sein. Nur dann wird die Stadt ihnen eine Teilfläche des bisherigen Stadtgartens als Baufläche für das Hotel verkaufen. Auf der anderen Seite haben die Investoren mit dieser Zusage auch die Sicherheit, dass sie die Wettbewerbskosten nicht ins Blaue setzen.
Vom Wettbewerb erwartet sich die SPD eine "1-A-Qualität in dieser 1-A-Lage". Die Freiraumgestaltung ist Bestandteil des Wettbewerbs, Rückseiten und Hinterhöfe dürfen nicht entstehen. Grünen-Stadträtin Eva Luderer wünscht sich, dass "viele alte Bäume erhalten" werden können. Den "Masterplan" aber wollen die Grünen "gerne begleiten".
"Dass die Qualität stimmt", das habe der Stadtgarten verdient, sagte Gottfried Friz für die FDP. Die Aufwertung der Harmonie und des sie umgebenden Park "stärkt uns in der Region", ist der Liberale überzeugt. "Was kostet die Neugestaltung des Stadtgartens?", fragte FWV-Stadtrat Heiner Dörner. Er warnte davor, alle Investitionen nur noch auf die Buga zu fokussieren: "Vieles wird übers Knie gebrochen, um auf den Buga-Zug aufzuspringen." Das Ziel sei aber nicht die Bundesgartenschau, sondern "die Stadtentwicklung der nächsten 30 Jahre". Alfred Dagenbach (Pro) freut sich auf die "Sogwirkung" der Investition.
Da noch keine genauen Angaben vorliegen, wie viele Bäume und Gebäude weichen müssen, sprach sich Bunte-Stadtrat Hasso Ehinger gegen das Projekt aus. Zwei weitere Stadträte enthielten sich.
Geschichte des Gartens
Die Geschichte des Stadtgartens reicht weit zurück. 1817 ließ Bürger Carl Christoph Braunhardt einen Gartensaal mit Gaststätte errichten. Das Gartengrundstück war als "Braunhardt’scher Garten" bekannt. 1886 wurde das Gebäude durch den "Aktiengartenverein" erworben, wenig später mit einem Bühnenanbau zum "Aktientheater".
Katasterpläne aus dem Jahr 1905 zeigen die damalige "Harmonie" an der Allee. 1905 wurde das "Aktientheater" zum "Stadttheater" bis das "neue Stadttheater" 1913 im Bereich des heutigen Berliner Platzes entstand.
Der Garten war parallel zur Moltkestraße angeordnet und stellte als Grünfläche die Verbindung zwischen der Allee und dem "Kaiser Wilhelmplatz" (heute "Friedensplatz") her. Der nördliche Teil des heutigen Stadtgartens war historisch bebaut. Bis zur Mitte der 1980er Jahre zeigen die Katasterpläne eine von der Karlstraße zurückgesetzte fünfgeschossige Bebauung. Nach deren Abbruch wurde der Stadtgarten bis zum Busbahnhof erweitert.

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