Wuppertal/Heilbronn
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Liegt im Wald bei Heilbronn eine Leiche?

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Fast 70 Verhandlungstage zieht sich ein Indizienprozess in Wuppertal schon, als ein Angeklagter das Wort ergreift. Er will den Ort zeigen, wo seine tote Schwägerin liegt - angeblich bei Heilbronn. Für den Mordprozess ist das eine Sensation. Für die Heilbronner Polizei eine Überraschung.

Von Alexander Klug und dpa

In einem Wuppertaler Mordprozess ohne Leiche hat einer der fünf Angeklagten nach einem Jahr überraschend ein Teilgeständnis abgelegt. Die Leiche seiner Schwägerin sei in einem Waldstück in der Nähe von Heilbronn abgelegt worden, ließ der Mann am Donnerstag über seinen Anwalt mitteilen.

Der Heilbronner Polizei ist der Fall bisher nicht bekannt, sagt ein Sprecher auf Nachfrage unserer Redaktion. Wie es jetzt weitergeht, ist derzeit noch unklar. Bereits vor einem Jahr hatte es aber Hinweise darauf gegeben, dass die Leiche im Raum Heilbronn liegen könnte. Das hatten Anrufer nach einer Sendung von "Aktenzeichen XY" der Polizei berichtet.

Hinweise auf Heilbronn gab es in dem Fall schon vorher

Sanaa S. soll am 21. April 2015 in Wuppertal ermordet worden sein. Für die Kripo Wuppertal besteht daran kein Zweifel. Das mutmaßliche Mordopfer war eine 35 Jahre alte, sechsfache Mutter. Die Irakerin hatte sich von ihrem Ehemann getrennt und war zuletzt vor gut zwei Jahren an ihrer Wohnung in Solingen gesehen worden.

Eine Nachbarin beobachtete am möglichen Mordtag, wie zwei Männer einen schweren, eingerollten Teppich aus dem Haus trugen und in einen weißen Renault Trafic legten. Am Nachmittag fuhr der Renault dann der Polizei zufolge von Solingen nach Düsseldorf. Dort gesellte sich ein zweites Auto hinzu - ein VW Touran.

Beide Fahrzeuge fuhren dann offenbar nach Heilbronn. Im Bereich des Wertwiesenparks wurde der Touran gegen 21 Uhr abgestellt. Der Renault Trafic, vermutlich mit der Leiche im Kofferraum, bewegte sich anschließend zum Autobahnrastplatz Lorsch, von dort ging es weiter Richtung Kronau. So war der Stand der Ermittlungen bisher.

"Ich bin bereit, diesen Ablageort zu zeigen"

Für den Prozess in Wuppertal ist die neue Aussage des Verdächtigen eine Sensation. "Ich bin bereit, diesen Ablageort zu zeigen", sagte der 26 Jahre alte Mann nach Angaben eines Gerichtssprechers. Er sei sich seiner Verantwortung für die Tötung der Ehefrau seines Bruders bewusst. Und er rückt damit Heilbronn erneut in den Fokus der Ermittler.

Damit hat in dem Prozess, der sich seit 69 Verhandlungstagen hinzieht und bislang von Indizien geprägt ist, erstmals einer der fünf Angeklagten eine Mitverantwortung übernommen. 

Mord, um die Familienehre zu retten

Bei den Ermittlungen geriet schnell die Familie der Verschwundenen ins Visier. Die Leiche wurde nicht gefunden. Alle fünf Angeklagten sind nach Angaben der Staatsanwaltschaft Iraker: der Ehemann und der Sohn der Verschwundenen sowie zwei Brüder und eine Schwester des Ehemanns.

Sie sind zwischen 19 und 42 Jahre alt. Sie sollen Hanaa S. aus Solingen umgebracht haben, "um die Familienehre wieder herzustellen", wie es in der Anklageschrift heißt. Zwei von ihnen - darunter ihr Sohn - sollen Hanaa S. in deren Wohnung aufgelauert haben, laut Staatsanwaltschaft gab es einen Kampf.

Waldstücke bereits im Jahr 2015 durchsucht

"Nachdem alle bisher geschwiegen haben, war das die erste Einlassung mit Bedeutung für das Verfahren", sagte Staatsanwalt Heribert Kaune-Gebhardt. Der 26-jährige Angeklagte soll demnächst die Ermittler zur Leiche der 35-Jährigen führen. Der nächste Verhandlungstermin in Wuppertal ist der kommende Montag.

Nach ihrem Verschwinden am 21. April 2015 hatte die Polizei mit einem Großaufgebot nach der sechsfachen Mutter gesucht. Mit Hilfe von Einsatzhundertschaften, Polizeitauchern und der Fliegerstaffel waren Gewässer und Waldstücke in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg abgesucht worden.

 

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