Kleine Raupe, große Wirkung
Groß sind die Raupen des Frostspanners nicht. Sehr groß ist aber ihr Appetit. In der Region Heilbronn treten die Schädlinge massenhaft auf. Sie fressen vor allem die Blätter von Obstbäumen, langen aber auch im Ziergarten und im Wald kräftig zu.

Dr. Franz Rueß, Referatsleiter in der Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau, spricht von einem flächendeckenden Problem, das auch enormen wirtschaftlichen Schaden anrichte.
Die Schädlinge seien gut durch den milden Winter gekommen. In einigen Gebieten macht der Buchsbaumzünsler da weiter, wo er vergangenes Jahr aufgehört hat: Er frisst Buchsbäume kahl.
Massiv
Skelettierte Buchsbüsche im Kraichgau, eine völlig verunstaltete Kirschenallee in Weinsberg, abgefressene Pflanzen am Kimbach zwischen Bad Wimpfen und Heilbronn-Biberach: Dies sind nur Beispiele für das Treiben der Schmetterlingsraupen. "Die Region klagt über den Frostspanner", sagt Franz Rueß. Kirschbäume seien massiv befallen, aber auch andere Obstsorten. Folge: Den Bäumen fehlt Blattmasse, die Photosynthese stockt, sie werfen die Früchte ab.

Mehr Aufwand, mehr Spritzmittel. Für Bio-Landwirt Jürgen Winkler aus Brackenheim ist der Frostspanner ebenfalls ein Thema. Er darf ein Bakterienpräparat einsetzen. "Dafür haben wir dieses Jahr bislang keine Läuse."

In den Wäldern laben sich die Raupen von Frostspanner und Co. dieses Jahr besonders stark an den Eichen. Dem Leiter des Kreisforstamts Heilbronn, Christian Feldmann, sind Areale mit stark betroffenen Bäumen bekannt. Trotzdem: "Mit einem Kahlfraß rechnen wir nicht und planen keine Gegenmaßnahmen." Zum Glück für die Laubbäume machen sich die Schädlinge nur über den ersten Trieb her.
Wenn der zweite sprießt, etwa Ende Juni, haben sich die Raupen bereits verpuppt. Entspannt kann Feldmann die Situation trotzdem nicht beobachten. Das trockene und warme Frühjahr hat die Entwicklung des Borkenkäfers gefördert. Er kann in Fichtenbeständen großen Schaden verursachen. "Der Käfer zwingt uns zu größter Wachsamkeit."

In den Ziergärten sieht es unterschiedlich aus. Kreisgärtnermeister Markus Kurz vom Heilbronner Verband hat bislang keine große Nachfrage nach Pflanzenschutzmitteln festgestellt. Er habe bislang nicht den Eindruck, dass der Buchsbaumzünsler verstärkt Schwierigkeiten bereite. Sein Kollege Thorsten von Hausen aus Sinsheim, dessen Kreisverband auch den Kraichgau abdeckt, sieht das anders. "Die Probleme mit dem Buchsbaumzünsler sind akut. Es ist kaum eine Pflanze zu sehen, die nicht befallen ist."
Warum gibt es derzeit so viele Schädlinge? Massenhaftes Auftreten von Frostspannern ist in Zyklen immer wieder zu beobachten. Dazu kommt nach Meinung vieler Experten der milde Winter. In den nächsten Wochen werden sich auch die letzten Raupen wieder in den Boden gebohrt haben. Im Herbst schlüpfen die Falter und legen ihre Eier in Bäumen ab. Damit die Raupen 2015 wieder herzhaft zulangen können.
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