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Neckarsulm/Erlenbach
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Jung-Millionär aus Erlenbach kauft DeinBus

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Tillmann Raith will Angebote und Strecken des Fernbusanbieters ausbauen und Preise erhöhen.

Von Alexander Klug
Vor allem die Auslastung der DeinBus-Fahrzeuge will der Neckarsulmer Tillmann Raith erhöhen. Dazu sollen neue Ziele und Angebote beitragen.Foto: DeinBus.de
Vor allem die Auslastung der DeinBus-Fahrzeuge will der Neckarsulmer Tillmann Raith erhöhen. Dazu sollen neue Ziele und Angebote beitragen.Foto: DeinBus.de

Der Blick aus dem ersten Stock des schlichten, grauen Hauses im Grenzgebiet zwischen Erlenbach und Neckarsulm schweift über TDS-Turm, Kohlekraftwerk, Weinberge, Binswangen. Von hier aus steuert Tillmann Raith seine Firmenfamilie, zwischen riesigen Handelsunternehmen, IT-Firmen und Automobilbauern. Seit ein paar Tagen ist die Familie um ein neues Mitglied gewachsen: Der 33 Jahre alte Neckarsulmer hat das Fernbusunternehmen DeinBus gekauft, er ist nun nicht mehr nur für die zehn Mitarbeiter seines Gas- und Stromhandels namens Deutsche Energie in Erlenbach verantwortlich, sondern auch für 25 Angestellte des zuvor insolventen Fernbusunternehmens in Offenbach.

Trotz des bereits so gut wie gescheiterten Offenbacher Busprojekts ist der Neckarsulmer eingestiegen − mit einem "niedrigen, siebenstelligen Betrag", wie er sagt. "Der Markt entwickelt sich noch. Seit der Liberalisierung des Fernbusverkehrs vor zwei Jahren hat sich die Zahl der Fahrgäste auf über 20 Millionen erhöht." Eine neue Strecke nach Würzburg ist beantragt, sie soll die bestehenden, etwa nach Frankfurt, Köln oder München, ergänzen − ins Ausland fahren Kooperationsunternehmen. In der Region halten die DeinBus-Fahrzeuge am Heilbronner Hauptbahnhof.

Preise müssen steigen, damit Fernbusse sich lohnen

Tillmann Raith leitet seine Unternehmensfamilie vom Gewerbegebiet zwischen Erlenbach und Neckarsulm aus.Foto: Dennis Mugler
Tillmann Raith leitet seine Unternehmensfamilie vom Gewerbegebiet zwischen Erlenbach und Neckarsulm aus.Foto: Dennis Mugler

Mit Angeboten wie Filmen und Internet will er mehr Menschen in die Busse bekommen, ihre Auslastung erhöhen. Das geht nicht mehr nur über niedrige Preise: "Die bisherigen fünf Cent pro Kilometer und Fahrgast sind zu wenig, wir brauchen mindestens zehn", sagt der Unternehmer. Eine Verdoppelung − trotz harter Konkurrenz.

Er sieht die Fernbusse dennoch im Vorteil gegenüber Auto und Bahn. "Sie sind nach wie vor günstiger, und wer im Bus sitzt, kann arbeiten oder lesen. Das geht im Auto nicht", sagt Tillmann Raith. Er will ein Familienticket ab April einführen, auch über die Möglichkeit der Platzwahl am heimischen Rechner denkt er nach. "Mit unserem schlagkräftigen Team stemmen wir so etwas vielleicht leichter als die größere Konkurrenz", sagt der Unternehmer.

Raith verkauft auch Musik und Strom übers Internet

Die beiden DeinBus-Gründer hat er als Geschäftsführer in Offenbach übernommen. Dass ihr Konzept gescheitert ist, stört ihn nicht. "Das ist mir auch schon passiert. So etwas gehört dazu", sagt der 33-Jährige. Gemeint ist manches dunkle Kapitel der eigenen Geschichte: Envacom und Musicstar hießen zwei Firmen, über die Raith Strom und Musik im Internet verkaufte.

Die Kundenzahl wuchs rasant, auch durch viele Werbeaktionen. "Ich habe Fehlentscheidungen getroffen, die Struktur der Firmen kam nicht hinterher", erinnert er sich. Durcheinander, unzufriedene Kunden, negative Öffentlichkeit. "Ich war froh, als Gazprom den Stromhandel gekauft hat", sagt er. Musicstar ging in die Insolvenz.

Er ist sicher, aus den Fehlern gelernt zu haben. Die Kunden seines Strom- und Gasunternehmens lässt er von den Stadtwerken Schwäbisch Hall betreuen. Aber: Wer telefonisch die Abfahrtszeiten von DeinBus wissen will, landet bei Raiths neuer Firma. Er beruhigt: "Wenn mehr Leute nötig sind, stelle ich sie ein."

 

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