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Jagst-Unglück: Die Folgen für die Landkreis-Gemeinden

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Die ökologische Katastrophe vom August 2015 hat vor allem den Kreis Schwäbisch Hall und den Hohenlohekreis getroffen. Wir haben uns bei Anglern im Landkreis Heilbronn umgehört, wie die aktuelle Lage ist:

Vor dem Brand in der Lobenhausener Mühle war die Jagst einer der artenreichsten Flüsse in Baden-Württemberg. Nach der Verunreinigung mit Ammoniumnitrat im August 2015 war der Fischreichtum auf vielen Kilometern so gut wie erloschen. Noch einmal gut davongekommen sind laut Markus Hannemann, Sprecher der Fischhegegemeinschaft Jagst, die Gemeinden im Landkreis Heilbronn.

19 Tonnen tote Fische habe man im Kreis Schwäbisch Hall und eine Tonne bis Winzerhofen in Hohenlohe herausgeholt. Starke Kiemenschäden seien bis Dörzbach festzustellen: Sie könnten den überlebenden Tieren im kräftezehrenden Winter oder durch Erreger zum Verhängnis werden. Das Positive: „Die Fischnährtierchen scheinen selbst im oberen Bereich überlebt zu haben.“ Von den direkten oder indirekten Folgen der Katastrophe sei „der Landkreis Heilbronn nicht tangiert“, versichert er.

Keine Ausfälle

Eine Auffassung, die Stefan Holl vom Angelsportverein Möckmühl bestätigt: „Wir haben keine Ausfälle zu vermelden.“ Gefangene Fische wie Döbel, Schneider oder Hasel seien gesund. Eine Schädigung der Kiemen habe man nicht feststellen können. Die Beobachtung von Fischnährtierchen wie Krebse oder Libellenlarven und die Messung der Wasserwerte durch den Verein hätten „nichts Auffälliges“ ergeben. Zugleich räumt er ein: „Die Untersuchungen waren stichprobenartig und wir sind auch keine Experten.“

Die vorläufige Abschätzung der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz sowie des Landwirtschaftlichen Zentrums Baden Württemberg über die ökologischen Auswirkungen gehen indessen in die gleiche Richtung: Laut ihrem Anfang Februar veröffentlichten 76-seitigen Bericht „Fischsterben in der Jagst“, wurde im September 2015 mit etwa 867 Fische in zwölf Arten für Widdern oder 852 Fische in 14 Arten für Neudenau ein normaler Bestand festgestellt.

600 Arbeitsstunden

Die intensiven Maßnahmen von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Freiwilligen gegen die 23 Kilometer lange Giftfahne scheinen das Kollabieren des Gesamtflusses verhindert zu haben. Auch in Herbolzheim: „Wir haben insgesamt 600 Arbeitsstunden geleistet“, erinnert sich Michael Frauhammer, zweiter Vorsitzender des Fischereivereins, an die bange Zeit: „Das Biotop mit Fischkinderstube wurde zugebaggert und der Seitenarm, der seltenen Muscheln und Kleinfische hat, verschlossen.“

Darüber hinaus wurden an mehreren Stellen der Jagst Pumpen eingebracht, um den Sauerstoffgehalt zu erhöhen, und auch das Biotop belüftet. „Zudem hat uns der Maschinenring mit Frischwasser aus der Schefflenz versorgt.“ Sichtbare Schäden habe man an gefangenen Fischen nicht festgestellt: „Soweit ist alles in Ordnung.“

Weitere Untersuchungen im Frühjahr

Allerdings hätten sich Fische und Kleinlebewesen zum Zeitpunkt der Untersuchungen im September und Oktober bereits in tiefere Regionen zurückgezogen. Folglich schlussfolgert auch Ehrenvorstand Eugen Deckert: „Ob es tatsächlich keine Ausfälle gibt, werden wir endgültig erst nach weiteren Untersuchungen in diesem Frühjahr sehen.“

Solidarität beweist die Fischhegegemeinschaft ihren Mitgliedern der oberen Jagst gegenüber nicht nur durch Angelmöglichkeiten, die einige verschonte Vereine über Gastkarten und feste Termine einräumen werden. Sprecher Hannemann, zugleich Kreisvorsitzender des Landesfischereiverbands Baden-Württemberg im Hohenlohekreis, berichtet: „Elf Vereine haben sich bereiterklärt, ab Herbst 2016 die Umsiedlung von Jagstfischen, insbesondere der Leitarten Barbe und Nase, in die betroffenen Gebiete zu unterstützen.“

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