Heilbronner Hotelpläne werden konkret
Jetzt wird es ernst: Am Montag werden die Bürger informiert über die Pläne, bei der Harmonie ein Tagungshotel, eine Tiefgarage sowie ein Boardinghaus zu bauen. Für die Bauten müssen im Stadtgarten 24 zum Teil alte Bäume gefällt werden.
Das Genehmigungverfahren für ein Tagungshotel an der Harmonie geht in die entscheidende Runde: Am kommenden Montag informiert die Stadt (18.30 Uhr im kleinen Saal der Harmonie) über die Pläne für ein Gebäude mit zehn Stockwerken. Bauen wollen es Wolfgang Scheidtweiler und Marcel Küffner. Die Grundstücke möchten sie von der Stadt Heilbronn kaufen.

Es geht um etwa 3400 Quadratmeter für das Hotel, das an die südöstliche Ecke der Harmonie anschließt − mit 146 Zimmern sowie obenauf einem Festsaal mit Bar. In einen flachen Bau daneben sollen Gastronomie sowie Tagungsräume kommen, welche die zwei Säle des Kongresszentrums ergänzen. Dafür fällt das frühere Restaurant.
Tiefgarage mit 68 Stellplätzen

Der große Saal und das Hotel werden künftig einen Innengarten von zwei Seiten umschließen. Darunter wird eine Tiefgarage mit 68 Stellplätzen gebaut. Deren Zufahrt wird von der Karlstraße aus erfolgen, die Hotelvorfahrt über die Gartenstraße.
Das Haus mit der Nummer 16, das für die Tiefgarage weichen muss, gehören der Stadt, ebenso die Hausnummern 22 und 27 an der Ecke Karl- und Gartenstraße. Die Gebäude dazwischen sind in Privatbesitz. Gerne würden die Investoren sie aufkaufen. Denn an der Karlstraße möchten sie auf fünf Etagen ein Boardingshouse mit Appartements für Kurzzeitmieter bauen, darunter weitere 46 Stellplätze. Mit Tiefgarage und Boardinghouse wächst die Gesamtfläche auf 7700 Quadratmeter.
Zwei Dutzend Bäume müssen gefällt werden

Für die Baugrube müssen 24 zum Teil alte Bäume fallen. Die meisten stammen aus der Zeit nach der Umgestaltung des Stadtgartens Anfang der 1970er Jahre. Der Plan, für die Harmonie eine Tiefgarage zu bauen, hatte Heilbronn 1969 einen erbitterten Kampf um einen Bürgerentscheid beschert. Doch von den 62 000 wahlberechtigten Bürgern gingen nur etwas mehr als 13 200 zur Abstimmung, 9363 Heilbronner votierten gegen die Tiefgarage. Sie wurde gebaut. Für drei tiefwurzelnde Bäume wurden Wannen gebaut.
Zumindest drei Platanen im Stadtgarten sind älter. Sie überstanden den Krieg und wurden danach von einem Baumchirurgen behandelt. Beim Wiederaufbau erhielten die Heilbronner einen völlig neuen Stadtgarten: klar und minimalistisch. "Sie waren enttäuscht, denn das Kuschelige war weg", berichtet der heutige Grünflächenamtsleiter Hanspeter Barz. Seit dem 19. Jahrhundert hatte sich die Bürgerschaft im Braunhardtschen Biergarten, dann im üppig bepflanzten Aktiengarten mit prächtigen Rosenbeeten, seltenen Bäumen und einem Theater ergötzt, weiß Annette Geißler vom Stadtarchiv.
Vom belebten Ort zum Fixer-Treffpunkt

Auch nach 1970 war der Stadtgarten zunächst ein von Spaziergängern belebter Ort mit Musikpavillon, sonntäglichen Platzkonzerten und Schachecke. In den neunziger Jahren verkam er zum Treff für Drogensüchtige und Trinker. Die Polizei bekam diesen "Angstraum" trotz Razzien, Platzverweisen und zeitweise einer mobilen Wache nur schwer in den Griff. Heute durchqueren ihn Passanten nur noch.
Für Hanspeter Barz und Christoph Böhmer vom Stadtplanungsamt erscheint der Hotelbau nun als Chance, die Ränder des Gartens neu zu gestalten: Ohne Busbahnhof und Parkplätze, ohne Tankstelle und Werkstatt, nurmehr mit einer Tiefgaragenausfahrt. Die Landschaftsarchitekten aus dem Hotelbau-Wettbewerb wurden mit einer zweiten Planungsrunde beauftragt.

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