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Heilbronn
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Farbenfeuriges Erlebnis

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Wer bei einem Spaziergang im Wald oder in einem Heilbronner Park zurzeit das Gefühl hat, er sei in einen Malkasten gefallen, liegt gar nicht so falsch. Denn der Herbst zeigt sich jetzt von seiner buntesten Seite. Das Farbenspiel im Oktober wird sogar von Jahr zu Jahr intensiver. Und das liegt nicht nur an dem idealen Wetter für den großen Auftritt der Bäume.

Von unserem Redakteur Helmut Buchholz

"Bei uns geht es immer mehr in Richtung Indian Summer", erklärt Stephan Näschen vom Heilbronner Grünflächenamt. Der Trend ist durchaus gewünscht und gewollt. Denn durch den Klimawandel, häufigere extreme Wetterumstände wie Hitze und globalisierungsbedingtem Import von Pilzen und Schädlingen haben es die heimischen Baumarten- und sorten in der Stadt schwerer und schwerer, ihren Platz im städtischen Grün zu behaupten.

"Sie sind dem Stress nicht gewachsen", sagt der Experte. Darum geht das Grünflächenamt mehr und mehr dazu über, nordamerikanische und asiatische Bäume zu pflanzen, die im urbanen Umfeld besser geeignet seien. Näschen: "Wir brauchen Baumarten, die hier funktionieren." Und diese nordamerikanische Bäume haben oft auch eine kräftigere Herbstfärbung, eben den berühmten Indian Summer aus Nordamerika.

 


 

Das Grünflächenamt könnte natürlich auch der Natur ihren freien Lauf lassen. Doch bis sich ein Baum genetisch an die veränderten äußeren Bedingungen angepasst hat, "dauert es lange". Zu lange. "Darum spielen und experimentieren wir auch mit vielen Baumarten."

In Heilbronn stehen insgesamt rund 48.000 Bäume an Straßen, Parks und Friedhöfen − der Stadtwald nicht mitgerechnet. Insgesamt wachsen hier 270 Arten und Sorten, einige gedeihen aber nicht mehr so. Zum Beispiel die Platane, ein beliebter Klassiker in Heilbronn, der häufig vorkommt und das Bild im öffentlichen Raum prägt. Doch schon seit vielen Jahren setzt dem Park- und Straßenbaum der Massaria-Pilz zu. Eine Folge der Globalisierung, der Pilz ist ein Import.

Ähnliche Probleme hat die Esche, die zurzeit akut von einem Pilz, der aus Nordeuropa kommt, bedroht ist. Die Robinie hat mittlerweile Probleme mit ihrer Standfestigkeit. Die Linde wird ihre Bedeutung immer mehr verlieren. "Wir pflanzen sie nicht mehr, wegen ihrer Salzunverträglichkeit", berichtet Näschen. Auch das vermehrte Salzstreuen im Winter ist einer der Faktoren, die den heimischen Arten das Leben schwermachen.

Näschen prognostiziert, dass der Spitzahorn "in den nächsten Jahren in der Stadt an Bedeutung verliert". Zu Gunsten seines nordamerikanischen Ahornverwandten, der jetzt Einzug in die Stadt hält. Fachleute erkennen den Baum aus der neuen Welt an den kleineren Blättern. "Außerdem ist seine Herbstfärbung fast ein feuriges Erlebnis", beschreibt Baumexperte Näschen.

Knallrotes Kleid

Das Leid der heimischen Arten ist die Freud der neuen, bunten Vielfalt. Das Grünflächenamt spielt förmlich mit den Farbkontrasten. Am Hagenbuchersee sorgt eine Sumpfzypresse mit ihren knallrotem Kleid für Kontraste. Und auch die Flügelnuss ist überall, wo sie steht, fast ein Denkmal, so beeindruckend ist ihr Wuchs. Wie zum Beispiel neben der Harmonie und am Hagenbuchersee.

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