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Endlich ein Domizil mit Heizung und WC

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Rettungshundestaffel wird 40 und hat für Übungsareal ein Ziel − Belastende Einsätze.

Von unserem Redakteur Carsten Friese

Sie waren bundesweit die Vorreiter, die erste privat organisierte Hunde-Hilfsstaffel für Notlagen. 40 Jahre ist die Rettungshundestaffel Unterland vor wenigen Tagen alt geworden. Da sind wir "schon ein bisschen stolz drauf", sagt Ehrenvorsitzende Brigitte Kölzig (66).

Doch im Jubiläumsjahr brennt den Mitgliedern auch ein logistisches Problem auf den Nägeln. Der Verein mit den ehrenamtlichen Einsatzkräften, der von staatlicher Seite mit mageren 800 Euro pro Jahr unterstützt wird, will endlich den Sprung in die Moderne schaffen. Auf dem Übungsgelände am Waldrand beim Heilbronner Schweinsberg gibt es seit kurzem dauerhaft Strom. In Eigenregie haben Mitglieder Stromkabel auf 800 Meter Länge verlegt. Jetzt soll auch die baufällige, kleine Holzhütte als einzige Unterkunft einem größeren Gebäude mit Sanitäranlagen weichen.

"Es ist überfällig, wäre ein Quantensprung", sagt Vereinschef Günter Baumann (62). Ein Gebäude mit Heizung, in dem viele Mitglieder Platz finden, ist das Maß aller Dinge; wo ein WC-Gang möglich ist, ein Schulungsraum integriert ist und Computer angeschlossen werden können. Eine Spendenaktion und zwei Veranstaltungen (s. Kasten) sollen helfen, das Ziel zu erreichen. Baumann: "Wir sind auf Spenden angewiesen."

Gestrichen

Gründervater der Rettungshundestaffel war Gerhard Lang. Der Technische Direktor der Heilbronner Stadtwerke hatte sich zum Hundeführer, Schäferhund Troll vom Eckbachtal zum Rettungshund ausbilden lassen. Aus Kostengründen stellte der damalige Bundesverband für Selbstschutz kurz danach diese Hundeausbildung ein. Lang wollte das nicht hinnehmen, trommelte in Hundevereinen Mitstreiter zusammen. Im August 1974 wurde in Leingarten die Rettungshundestaffel aus der Taufe gehoben. Es gab zehn Gründungsmitglieder mit zehn Hunden − neun Schäferhunde und einem Boxer, erinnert sich Jürgen Weinreuter (62), der bis heute Kassenwart im Verein mit den rund 100 Mitgliedern ist.

Der erste Trainingsplatz war ein Wäldchen in einer Senke bei Leingarten − ein Jahr später zog der Verein auf das Areal am Schweinsberg, das ein Teil des Steinlagerplatzes des Heilbronner Tiefbauamtes war. Ein alter Bauwagen diente am Anfang als Regenschutz.

Hilfseinsätze gab es gleich zu Beginn einige. Die Suche nach entführten Kindern bei Böblingen, eine Gasexplosion bei Esslingen, ein Dammbruch oder die Vermisstensuche nach einem Erdrutsch in der Türkei forderten Mensch und Tier. Eine besondere Belastungsprobe war der Einsatz im November 1980 nach einem schweren Erdbeben in der italienischen Kleinstadt Lioni.

Funktionieren

Wie nach einem Bombenangriff sah es dort aus, fast alle Häuser seien zerstört gewesen, blickt Gerhard Bindereif (64) zurück. Für drei Tage habe man Verpflegung dabei gehabt, im Zelt übernachtet. 98 Menschen wurden tot geborgen, sechs Überlebende entdeckt. Emotional schwierig war es, wenn Einheimische hektisch von neuen Stimmen berichteten, die Helfer den Hunden aber nötige Pausen gönnen mussten. Wie man das aushält? "Man überlegt da wenig", sagt Bindereif, "man funktioniert."

15 bis 25 Einsätze sind es im Durchschnitt pro Jahr. Heute steht die Suche nach vermissten, meist aus Heimen entlaufenen Senioren im Mittelpunkt − immer wieder mit Erfolg. Um praxisnah mit den Hunden zu üben, mimen die Mitglieder sogar Opfer, die an Krücken gehen oder im Rollstuhl sitzen.

Im Wald und in unwegsamem Gelände "gibt es nichts, was dem Hund überlegen ist", sieht Brigitte Kölzig die Rettungshundestaffel auch für die Zukunft gerüstet. Weil technische Geräte da gegenüber der Nase des Hundes den Kürzeren ziehen.

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