Einen großen Schatz geborgen
Zeitungs- und Stadtarchiv haben 10 000 Bilder des Fotografen Hermann Eisenmenger digitalisiert − Ausstellung ab Dienstag

Der heutige Oberbürgermeister der Stadt Heilbronn hat zwar den − wie er es selbst nennt − "Makel", dass es kein Eisenmenger-Foto von ihm gibt. Doch Harry Mergel hat dafür schon ein passendes Weihnachtsgeschenk gefunden: Das Buch zur Ausstellung mit 450 Fotografien des Altmeisters der Stadt- und Zeitungsfotografie, Hermann Eisenmenger, werde sicher "ein Renner im Weihnachtsgeschäft", mutmaßt Mergel. Für 15 Euro ist es im Stadtarchiv, in den-Shops und im Buchhandel zu haben.
Sechs Rollen "Mehr als Abbilder" hat Mergel in den Fotografien des gebürtigen Heilbronners entdeckt, der von 1950 bis 1990 zunächst einziger dann Chef-Fotograf der Heilbronner Stimme war. "Das Aha-Erlebnis, das Wiedererkennen der eigenen Geschichte", das habe ihn beim "Verschlingen" des Begleitbuches zur Werkschau des 2007 verstorbenen Fotografen gepackt, bekannte das Stadtoberhaupt gestern bei der Ausstellungseröffnung im Otto-Rettenmaier-Haus. Ab Dienstag kann die Öffentlichkeit im Heilbronner Haus der Stadtgeschichte sich diesem Wiedersehen selbst hingeben − aber auch neue Motive entdecken.
Und dabei zudem andere Seiten an Hermann Eisenmenger entdecken. Kuratorin Miriam Eberlein hat Ausstellung und Buch den sechs Rollen des Fotografen gewidmet: Stadtfotograf, Zeitzeuge, Reporter, Beobachter, Porträtist und Künstler sind sie überschrieben. Am gestrigen Sonntag, dem Tag, an dem Hermann Eisenmenger 90 Jahre alt geworden wäre, gestand seine Frau Elke Eisenmenger, dass ihr Miriam Eberlein als Ergebnis der vier Jahre währenden Beschäftigung mit dem Lebenswerk auch noch die eine oder andere Seite ihres Mannes, das eine oder andere unbekannte Foto gezeigt habe.
Die Archivarin führte am Sonntag ein heiteres und mit Informationen gespicktes Gespräch mit Elke Eisenmenger und Stimme-Verleger Tilmann Distelbarth − sein Großvater Paul Distelbarth hatte Eisenmenger einst eingestellt. Eingespielte Fotomotive waren der rote Faden. Elke Eisenmenger erzählte vom aufregenden Leben ihres Mannes, das dieser zu Hause nur allzuoft weniger dramatisch beschrieb. Denn dazu gehörte auch, in schwindelerregender Höhe auf einem Kranausleger zu balancieren, um das beste Motiv zu ergattern. Oder mit der linken Hand zu lenken und mit der rechten zu fotografieren, wenn ihm unterwegs beim Autofahren ein Zufallsfoto begegnete.
Digitalisiert Zeitungs- und Stadtarchiv haben sich den Aufwand und die Kosten geteilt, 10 000 der 50 000 Negative und Dias Hermann Eisenmengers zu digitalisieren − und damit für die Zukunft jederzeit zugänglich zu machen.

Stimme.de