Die Rosenbotinnen
Die meist anonyme Liebesgabe im Klassenzimmer ist beliebt und doch nicht unumstritten. Die Rosenbotinnen der Elly-SMV (und an vielen anderen Schulen) können dieses Jahr nicht auf den 14. Februar warten. Sie verteilen die Blumen einen Tag vorher.

Gaye (11) strahlt. Zwei Rosen hat sie bekommen. Und einen Brief, auf dem ein klitzekleines rotes Herzchen klebt. Durch die Klasse 6e am Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium Heilbronn wogt ein leises Kichern, es ebbt ab, dann lauscht alles. Wer wird noch bedacht? Guilia und Lanoa (beide 11). Leichte Röte schleicht in die Gesichter der Mädchen, als sie die schönen roten Rosen in Empfang nehmen.
Freitag, der 13. Wer wird denn den Valentinstag ausfallen lassen? Bloß weil Freitag, der 13., und letzter Schultag vor den Winterferien ist? Die Rosenbotinnen der Elly-SMV (und an vielen anderen Schulen) können dieses Jahr nicht auf den 14. Februar warten. Ihrer Aktion tut das freilich keinen Abbruch. 85 Rosen verteilen sie in den Klassen. Also fast zehn Prozent der 900 Schüler werden unverhofft mit einer Blume beglückt. Sogar drei Lehrerinnen und eine der Schulsekretärinnen dürfen sich freuen und eine Rose nach Hause tragen.
Schon der Spaziergang von Klasse zu Klasse ist ein Vergnügen, erzählen die Mädchen. Liebend gern überbringen sie eine gute Nachricht, auch wenn sie meist anonym ist. In die staunenden Gesichter zu sehen, ist ein superschönes Gefühl. So fanden Dea Shala und Asenya Cetinkaya (beide 15) vom SMV-Rosen-Team schnell sechs Helferinnen.
"Unsere SMV ist stolz auf diese Aktion", beobachtet Schulleiterin Isabell Peimann-Schaak jedes Jahr aufs Neue. Die Rose am Valentinstag ist in ihrer Schule "völlig unumstritten". Rechtzeitig werden Plakate gemalt, die den Ablauf erklären: Bestellen bis 11. Februar, zwei Euro und einen Zettel mit dem Namen des Empfängers in den SMV-Briefkasten werfen. Ehrensache, dass Dea und Asenya bei Blumen Widmann fair gehandelte Rosen bestellen. Sie kommen aus Kenia, ökologisch und sozial korrekt angebaut.
Valentin ade Immer war die Helene-Lange-Realschule Heilbronn eine "Rosenschule", der Valentinstag galt als Tradition. Doch seit ein paar Jahren diskutiert die SMV, wenn sie im Oktober ihr Programm festlegt, übers Rosenverschenken − bisher jedes Mal mit dem Ergebnis, es doch lieber sein zu lassen.
Schülersprecher Justin Rube (16) erinnert sich, wie sie auf die großen Mädchen schauten, wer läuft mit mehreren Rosen über den Schulhof? Und wer ging leer aus? "Wenige Rosen kamen ansehnlich daheim an", sagt Lehrerin Isabell Steger. Schon in der Schule hätten viele ihre Blätter verloren. Edle, fair gehandelte Rosen zu bestellen, sei aber zu teuer: "Eher was für die Großen", ist Schülersprecherin Selin Yumak (15) überzeugt. Sie ist dafür, wenn man jemanden mag, ihm oder ihr das jeden Tag zu zeigen. "Blumen kann man nicht nur am Valentinstag verschenken", will sich Justin nicht festlegen lassen und wird förmlich: "Nur an einem Tag einer Frau Blumen zu schenken, ist nicht das Größte, was ein Mann leisten kann."
Der Niklaus kommt Die SMV bündelt ihre Kraft auf das Schulfest für Afrika und die Partnerschule in Adi Belsey. Und ein bisschen trösten sich die Schüler mit Schokolade: Die Nikolausaktion bleibt. Alle Fünft- und Zehntklässler werden beschenkt. Für die anderen können Nikoläuse bestellt werden, die SMV verteilt sie. Das Schöne daran: Nikoläuse kann man teilen.