Betten Braun verärgert Kunden
Beliebte Ansparverträge sorgen für Unmut: Nicht jeder Sparer will sein gespartes Geld bis Jahresende ausgeben. Dann schließt jedoch das Traditionsunternehmen. Jetzt könnte eine Klage mehr Klarheit bringen.

Die Nachricht, dass das Fleiner Traditionsunternehmen Betten Braun Ende des Jahres schließt, hatte im April für Aufsehen gesorgt. Vor allem langjährige Kunden bedauerten das Aus der Firma aus privaten Gründen, wie Geschäftsführer Lutz Braun damals mitteilte.
Nun, knapp drei Monate bevor in der Fleiner Erlachstraße die Lichter ausgehen, schlägt die Trauer bei vielen Kunden in Wut um, die bei Braun Ansparkaufverträge abgeschlossen haben. Sie fühlen sich zum Einkaufen genötigt und fürchten um ihre Zinsen und Bonuszahlungen.
Verträge sorgten bei vielen Kunden für Aussteuer
Die Ansparkaufverträge waren für Betten Braun jahrzehntelang ein beliebtes und erfolgreiches Instrument zur Kundenbindung. Kunden verpflichteten sich, monatlich eine bestimmte Summe einzubezahlen, die mit einem banküblichen Satz verzinst wurde. Am Ende der meist achtjährigen Laufzeit erhielt der Sparer einen Extra-Bonus in Höhe von zehn Prozent der angesparten Summe. Mit dem Geld konnten die Sparer bei Betten Braun einkaufen − viele Eltern sorgten so für die Aussteuer ihrer Kinder.
Angesichts des laufenden Räumungsverkaufs bei Betten Braun und des schmäler werdenden Angebots sehen sich viele Kunden mit Ansparkaufverträgen nun genötigt, die angesparte Summe in Betten, Matratzen, Bettwäsche oder Handtücher zu investieren. Firmenchef Lutz Braun hat die Kunden angeschrieben und sie explizit dazu aufgefordert.
"Das ist eine Unverschämtheit"
"Es ist der Horror", sagte eine verzweifelte Kundin der Heilbronner Stimme. Die Frau, die ihren Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, hat in mehr als 20 Jahren rund 3000 Euro angespart − für ihre drei Kinder, die im Moment aber noch keine Aussteuer benötigen.
Auch Ralf Grund (37) ist stinksauer auf das Vorgehen von Betten Braun. Der Familienvater aus Massenbach hat nur knapp 800 Euro angespart. Aber ihm geht es ums Prinzip. "Das ist eine Unverschämtheit, das lasse ich mir nicht gefallen."
Auszahlung aktuell nicht möglich

Zur Einkaufstour nach Flein werden weder Ralf Grund noch die treue Sparerin aus dem östlichen Landkreis fahren. Die Kundin bat Geschäftsführer Lutz Braun schriftlich um die Auszahlung der angesparten Summe. "Eine Auszahlung sei aktuell nicht möglich, wurde mir mitgeteilt", berichtet die verärgerte Frau. Sie solle nach Schließung der Firma einen entsprechenden Antrag stellen.
Das teilte Braun auch Ralf Grund mit, der das angesparte Geld gerne anderweitig verwenden würde. Erst nach der Schließung sei eine Überweisung des verbürgten Guthabens möglich, schrieb Braun.
Sparerin hat Klage eingereicht
Was Ralf Grund auf die Palme bringt: Die Zinsen und die Bonuszahlung in Höhe von zehn Prozent der Vertragssumme gehören nicht zum verbürgten Guthaben. "Die Auszahlung der laufenden Zinsen kann Ende des Jahres nicht garantiert werden", schrieb Braun. Er verweist darauf, dass es sich um einen Kaufvertrag handelt und nicht um einen Kapitalansparvertrag, so dass eine Barauszahlung nicht möglich sei. "Es kann doch nicht sein, dass Herr Braun die Erträge behält, die er mit dem Geld seiner Kunden erwirtschaftet hat", schimpft Grund.
Geschäftsführer Lutz Braun hat Fragen der Heilbronner Stimme nicht beantwortet. Klarheit könnte die nächste Woche bringen. Eine Sparerin hat beim Amtsgericht Heilbronn Zivilklage gegen Betten Braun eingereicht, weil sie ihre Ansparsumme plus Zinsen und Bonus ausgezahlt bekommen möchte. Die Verhandlung findet am Donnerstag, 20. Oktober, um 15 Uhr statt.