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Löwenstein
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Benzingespräche im Regen

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Überschaubare Zahl von Motorradfahrern besucht Infotag der Polizei auf B 39-Aussichtsplattform

Von unserem Redakteur Alexander Klug
Dass die richtige Sicherheitskleidung überlebenswichtig ist, zeigten Experten beim Infotag des Heilbronner Polizeipräsidiums auf der Löwensteiner Platte eindrücklich − eine Jeans schützt vor so gut wie gar nichts.Fotos: Guido Sawatzki
Dass die richtige Sicherheitskleidung überlebenswichtig ist, zeigten Experten beim Infotag des Heilbronner Polizeipräsidiums auf der Löwensteiner Platte eindrücklich − eine Jeans schützt vor so gut wie gar nichts.Fotos: Guido Sawatzki

Höllenglocken läuten auch im Regen. Während von oben sacht, aber beständig Wassertropfen auf Zeltdächer und Asphalt fallen, reihen sich Helfer, Mitarbeiter und ein paar Besucher entlang der B 39, um zu AC/DCs Hells Bells Stuntfahrer Kevin Funk im Motorradsattel zu sehen. Sprung um Sprung über Paletten, mit dem Vorderrad auf der Leitplanke balancieren − nur zögerlich geben die Wolken den Panoramablick ins Tal frei. Seit 2004 lädt das Polizeipräsidium Heilbronn alle zwei Jahre zum großen Sicherheits-, Präventions- und Infotag auf die landauf, landab bekannte Aussichtsplattform bei Löwenstein ein − bei der siebten Auflage will allerdings zum ersten Mal das Wetter so gar nicht mitspielen.

Neuerungen Kurt Bauer ist aus Wüstenrot zum Infotag "Platte VII" gekommen. Tatsächlich − mit dem Motorrad. "Aber weiter als die kurze Strecke von Wüstenrot bis hierher ist bei dem Wetter schon unangenehm", sagt der pensionierte Sportlehrer. Ihn interessieren an den Ständen von BMW über Harley Davidson bis zu Yamaha vor allem technische Neuerungen − seine BMW F 800 ST hat er an der Bundesstraße abgestellt. Ohne sein Motorrad ist Elfried Vierling aus Heilbronn nach Löwenstein gekommen. "Ich habe einen Oldtimer aus dem Jahr 1974, den habe ich aber lieber zu Hause gelassen", sagt der 68-Jährige. "Schade mit dem Regen, wo sich die Leute so viel Mühe gegeben haben."

Diese Altersgruppe habe man bei den Planungen für den Stand des Deutschen Zweirad- und NSU-Museums Neckarsulm im Blick gehabt, erzählt Karsten Blum. "Unsere drei Motorräder sind aus den 1970er Jahren, an sie erinnern sich einige noch aus ihrer Jugend", sagt der Museumsmitarbeiter, der zusammen mit Helfer Sven Heimberger um kurz nach 7 Uhr vor Ort war. Unter dem Zelt stehen eine Hercules Wankel, eine Ducati Mark 3 und der weltweit erste Sechszylinder, eine Benelli "Sei". "So langsam müssen wir uns Gedanken über das Wasser auf dem Dach machen", sagt Blum mit Blick gen Plastikplane.

Zu viel PS Für die 3000 bis 4000 Biker der vergangenen Infotage werde es nicht reichen, sagt Organisator Joachim Gehring vom Polizeipräsidium Heilbronn. "Dafür kann man eine der größten Gefahrenquellen besichtigen. Regen und nasse Straßen." Dass fast jeder vierte Tote im Straßenverkehr ein Motorradfahrer ist, bereite ihm Kopfzerbrechen − zumal es keineswegs nur eine Frage des Alters sei. "Es gibt zum Beispiel immer mehr Männer ab 50, die sich eine Maschine mit zu viel PS kaufen, sobald die Kinder aus dem Haus sind und das Haus abbezahlt ist", sagt der Polizist. "Ohne Fahrpraxis und mit jahrzehntealtem Führerschein." So mancher zeige sich auch neuer Technik gegenüber unnötig skeptisch: "Es ist eine Fehleinschätzung, dass man ohne ABS besser bremsen kann als mit."

Brezeln, Gugelhupf und Käsekuchen: Kristina Wagner, Gabi Schock und Solveig Böhmer unterm Zelt des TSV Löwenstein hoffen für den Nachmittag auf ein bisschen Sonne − dann findet sicher auch die eine oder andere Bratwurst auf dem Grill ihrer Vereinskollegen Abnehmer.

Kommentar "Nachdenken"

Die Beamten ließen so manchen Besucher einen Blick hinter die Kulissen ihrer Arbeit werfen, zum Beispiel, wenn es ans Kontrollieren geht.
Die Beamten ließen so manchen Besucher einen Blick hinter die Kulissen ihrer Arbeit werfen, zum Beispiel, wenn es ans Kontrollieren geht.
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