Ausverkauf einer Institution
Wer mit älteren Heilbronnerinnen und Heilbronnern über Einzelhandel redet, hört noch immer den Namen Beilharz. In der Nennung schwingt viel mit: Die Sehnsucht nach dem Früher-war-alles-besser, der Wunsch nach vertrauten Läden und persönlich bekanntem Verkaufspersonal.

Am 25. Januar 2000 war letzter Verkaufstag. Rund 90 Jahre lang glich der Beilharz davor einer Institution, viele der zuletzt 70 Mitarbeiter waren Jahrzehnte in dem Kaufhaus beschäftigt. Die Schließung vor 15 Jahren hat auch sie hart getroffen. Wie aus einer großen Familie verstoßen zu werden, so empfand es damals die Verkäuferin und Betriebsratsvorsitzende Edelgard Stolz. 38 Jahre hatte sie der Beilharz-Belegschaft angehört.
Modernisierung

Doch die Umwandlung der Kaiserstraße in eine Fußgängerzone Mitte der 90er Jahre hatte sich bei Beilharz offenbar negativ bemerkbar gemacht. Der damalige Geschäftsführer beklagte ein Drittel weniger Kunden und entsprechend weniger Umsatz. Aus der Kaiserstraße war eine B-Lage geworden.

Trostlos

Nach der Schließung folgten traurige Jahre, dieses Kapitel des Heilbronner Einzelhandels war unwiderruflich beendet. Für die insgesamt 5000 Quadratmeter fanden sich keine Nachmieter mit qualitativ hochwertigem Angebot. In der Kaiserstraße verkaufte ein Schuhdiscounter aus Kartons, in der Kilianstraße wechselten sich Schnäppchenmärkte und Leerstand ab.
Das Areal bot einen immer trostloseren Anblick, Das Gerangel um die Klosterhof-Zukunft war Dauerthema in Heilbronn. Die 80 Eigentümer der Immobile verhinderten eine große Lösung, auch Breuninger blieb ein Wunschtraum. Erst als Haupteigentümer Marschner 2005 überraschend starb, wurde der Weg frei für den heutigen Klosterhof-Einkaufskomplex. Ein Beilharz ist dort nicht zurückgekehrt.

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