Absage an Abriss
Das städtebaulich umstrittene Wollhaus-Zentrum in Heilbronn wird nun voraussichtlich doch nicht abgerissen. Die Haupteigentümer wollen das in die Jahre gekommene Gebäude sanieren.
"Das Objekt bleibt stehen. Davon können Sie ausgehen", erklärte Judka Lisker von der Frankfurter Immobilien Gesellschaft Lisker, Lisker und Weiss im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. Dem Unternehmen gehört die Einkaufspassage mit Ausnahme der Flächen von Galeria Kaufhof, die sich im Portfolio einer dänischen Investorengruppe befinden. Kaufhof wird Ende 2015 aus dem Wollhaus ausziehen.
Wie berichtet, hat die Strabag Real Estate GmbH, die Immobiliensparte des Kölner Baukonzerns, Interesse bekundet, das Wollhaus-Zentrum zu übernehmen und bis Mitte 2018 ein neues Handels- und Dienstleistungszentrum an der südlichen Allee zu errichten.
"Ein Abriss wäre wirtschaftlich nicht sinnvoll", sagt Judka Lisker weiter und beschreibt seine Pläne folgendermaßen: "Renovieren, sanieren, neu gestalten." Mit der dänischen Investorengruppe stehe sein Unternehmen in Gesprächen, um das Wollhaus-Zentrum zukunftsfähig zu machen. Auf den derzeit eingerüsteten Turm, der acht Eigentümern gehöre, habe er keinen Einfluss. Vom Tisch sei, was er gehört habe, eine Photovoltaik-Fassade.
Favorit
Zu den Lisker-Aussagen hält sich Helmut Himmelsbach zurück: "Ich möchte keine Zwischenstände kommentieren", sagte gestern der Heilbronner Oberbürgermeister, der einen Abriss mit anschließender Neubebauung favorisiert. Die Stadtverwaltung sei nach wie vor mit der Strabag im Gespräch. Konkrete Aussagen könnten frühestens Anfang 2014 gemacht werden: "Die Strabag muss schließlich alle Eigentümer unter einen Hut bekommen."
Bei den Mietern in der Ladenpassage sorgt die Debatte um die Wollhaus-Zukunft indes für Unmut. "Wir wünschen uns eine klare Position", sagt Julian Braunecker von Atlasreisen. "Die Ankündigung vom Abriss ist für uns geschäftsschädigend." Das können Einzelhandelskollegen bestätigen. "Wir haben seither weniger Frequenz", sagt Gaby Drexler von Bücher Bruckmann. Textilhändler Sukhdip Singh hat für sein Geschäft Jass einen Mietvertrag bis 2018, lieber würde er vorher aussteigen: "Es kommen viel weniger Kunden." Auch Bilan Tan von Miss Tam klagt über schlechte Umsätze.
Für Julian Braunecker, der den Mietvertrag für sein Reisebüro um fünf Jahre verlängert hat, wäre eine Sanierung gut vorstellbar: "Der Zuschnitt der Geschäfte ist gut." Mit einer Erneuerung von Außenfassade, Decken und Beleuchtung lässt sich aus seiner Sicht viel machen.
Gerüst
Auch die Stadt hofft auf Bewegung. Beim Wollhaus-Turm etwa ist die Situation fatal: "Das Gerüst könnte für die nächsten zehn Jahre stehen, ohne dass ich es verhindern kann", sagt Himmelsbach. Die Eigentümer haben wegen der Schäden an der Fassade nur eine Sicherungspflicht, die das Gerüst erfüllt. Baurechtlich habe man keine Handhabe. Das einzige was einem Stadtoberhaupt in dieser Situation sei weiter öffentlich Druck zu machen.