Rat beendet Streit um Swinger-Hotel
Haßmersheim - Viele Zuhörer freuten sich über die klare Entscheidung des Gemeinderats, andere waren bitter enttäuscht: Ein Swinger-Hotel wird in Haßmersheim nicht gebaut werden. Die Fraktionen im Gremium entschieden sich am Montagabend geschlossen gegen das Projekt.
Haßmersheim - Viele Zuhörer freuten sich über die klare Entscheidung des Gemeinderats, andere waren bitter enttäuscht: Ein Swinger-Hotel wird in Haßmersheim nicht gebaut werden. Die Fraktionen im Gremium entschieden sich am Montagabend geschlossen dagegen, eine für das Projekt notwendige Änderung des Bebauungsplans zu beantragen. "Ich muss das jetzt erst mal verdauen", sagt Mälzerei-Besitzer Hartmut Witte, der das Konzept der Stuttgarter Investorengruppe Rudloff vorangetrieben hatte.
Die mehr als 400 Besucher in der Sport- und Festhalle quittierten die Ansprachen der Fraktionsvorsitzenden mit Applaus, aber auch mit Buh-Rufen - das zeigte anschaulich, wie geteilt die Meinungen sind. Nach der Entscheidung gegen ein Swinger-Hotel verließen einige Zuhörer zufrieden die Ratssitzung, manche diskutierten vor der Halle weiter.
Einnahmen unrealistisch
"Ich finde, das ist eine falsche Moral", sagt eine Frau vor dem Eingang. "Man hätte für Haßmersheim das Geld so gut gebrauchen können." Was hinter den Türen stattfinde, sei ihr ganz egal. Außerdem sei die Mehrheit für das Projekt gewesen. Sie selbst ist im Netzwerk Wer-kennt-wen.de der Gruppe "Haßmersheim swingt" beigetreten - mit 400 Mitgliedern. Eine andere Frau sagt: Bei einer solch klaren Entscheidung hätte man sich Diskussionen sparen können.
Andere stehen voll hinter ihren Lokalpolitikern. "Ich bezweifle bis heute, dass 500.000 Euro Gewerbesteuereinnahmen im Jahr aus einem Swinger-Hotel realistisch sind", sagt Eugen Bender. Diese Zahlen nannten die Investoren vorab. Bis zu 15 Millionen hätten sie angeblich in die Mälzerei stecken wollen.
Ein Mann sagte in der Fragestunde, er halte es für unrealistisch, dass es in Deutschland vier Millionen Swinger gebe. "Wenn ich Haßmersheim anguck' mit 5000 Einwohnern, dann hocken hier drin ja lauter Swinger", so der Mann in der Halle, wo Leute am Rand standen, weil sie keinen Sitzplatz bekommen hatten.
360 Unterschriften
Wichtig war den Gemeinderatsmitgliedern bei ihrer Abwägung vor allem eines, wie Karlheinz Graner, SPD, zusammenfasst: "Wir wollten nicht, dass sich unsere Dorfgemeinschaft spaltet." Erste Anzeichen seien zu erkennen gewesen. Petra Deterding von einer Initiative gegen das Projekt überreichte Bürgermeister Marcus Dietrich 360 Unterschriften. Man sei zum Entschluss gekommen, eine Änderung des Bebauungsplans nicht vorzuschlagen, sagt Bertram Schmitt, CDU. "Wir können entscheiden, was wir wollen. Kritik wird es in jedem Fall geben."
Bürgermeister Dietrich sagt, er hätte doch gerne mehr über die Investoren gewusst - und fand es wie viele schwach, dass sie einer Bürgerversammlung fernblieben. "Damit haben sie ihren Teil zur Transparenz sicher nicht beigetragen."

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