Rad- und Rollschuhverein zeigt Abba Mia
Monja rollt als erste ins Scheinwerferlicht der Kocherwaldhalle. An der Hand ihrer Partnerin, auf einem Bein, den Arm über den Kopf gestreckt. Hochkonzentriert. Gerade mal fünf Jahre alt ist die jüngste der 108 Mitwirkenden bei Abba Mia, dem aktuellen Musical auf Rollen des Rad- und Rollschuhvereins Bad Friedrichshall.
Ehrensache, dass jeder seinen Auftritt bekommt. "Es ist immer eine Herausforderung, alle Kinder unterzubringen", sagt Organisatorin Rita Friede. 26 Frauen helfen hinter den Kulissen beim Umziehen und Schminken und passen auf, dass die Kleinsten nicht einschlafen, schnippeln Äpfel und schmieren Brote zur Stärkung.
Die Mischung aus Ohrwürmern, sportlicher Hochleistung, wenn mehrfache deutsche Meister atemberaubende Hebefiguren zeigen, und der Ästhetik der Gruppenchoreographie mit farblich abgestimmten Kleidern sorgt dafür, dass die zweieinhalbstündige Aufführung so schnell vergeht wie ein Morgen am Meer. Eine griechische Windmühle, Taverne, Marktstände: In Kleinarbeit haben Eltern die Kulisse zusammengeschraubt. Alles muss transportierbar sein, wenn es bald auf Tournee in die Friedrichshaller Partnerstadt Isenbüttel geht.
Schnell nimmt das Rollspektakel Fahrt auf. Entführt die 320 Zuschauer auf eine griechische Insel, wo Donna (Mona Lünig) ein kleines Hotel betreibt und sich auf die Hochzeit von Tochter Sofia vorbereitet. Mit "Money, money, money" macht die Unternehmerin mit Latzhose und Lockenmähne klar, wo der Schuh drückt. Die Freundinnen Rosi (Natalie Dill) und Tanja (Yvonne Mezger) überzeugen mit ausdrucksstarker Mimik und Gestik zum Playback der Musik und präsentieren jeden Tanz leichtfüßig und energiegeladen. Auch Meryem Ayalp glänzt als Sofia mit frischem Spiel und sportlicher Klasse.
In der Erinnerung an Donnas wilde Vergangenheit, die ihr drei potenzielle Väter für Sofia beschert hat, die diese nun alle eingeladen hat, fährt der Partywurm mit Super Trouper in die Glitzerwelt der 70er. Schlaghosen, Rüschen und Trompetenärmel inklusive. Bald flitzen rund 50 Läufer über die Bühne, jeder den Vordermann an den Hüften haltend, bevor es im Sauseschritt in die Pause geht.
"Es läuft echt gut, wie am Schnürchen", freut sich Meryem Ayalp in der Kabine. Der Partywurm ist eine Nagelprobe. "Je mehr Masse dabei ist, desto schwieriger. Da ist dann so ein Zug drauf, dass sich alle im Kreis nach innen lehnen müssen, damit es niemanden raushaut." Seit sie sechs Jahre alt ist, läuft die 19-Jährige im Verein. "Ich fahre jedes Wochenende aus Biberach her, um zu trainieren", sagt die angehende Polizistin. "Das ist wirklich wie eine Familie." Organisatorin Rita Friede bestätigt: "Ich habe Glück, die Jugendlichen bleiben bei mir, auch übers Teenageralter hinaus. Die haben in mir ihren Fixpunkt."
Im zweiten Teil geht die muntere Suche nach dem Erzeuger weiter, und Donna und Sam (Patrick Friede), einer der potenziellen Väter, zeigen einfühlsame Paartänze.
Und da sind sie wieder, die Bilder, die im Gedächtnis bleiben: Kinder in Spielkartenkleidchen, mit Karten als Kopfschmuck, wenn Donna zu "The winner takes it all" tanzt. Paare, die 14 Blumenbögen halten. Rund 200 Kleider hat Corinna Rienhardt mit ihrem Team geschneidert, bei manchem Stück sind es 400. Und auch sie fiebert schon wieder dem neuen Musical entgegen, für das im Frühling die Entscheidung fällt.