Querspange soll Verkehrssituation entlasten
Bad Wimpfen stöhnt weiter unter dem Verkehr. Die Verzweigung an der Schiedstraße und der Neuen Biberacher Straße könnte trotz der geplanten Tangente ein Nadelöhr mit Rückstaugarantie bleiben.

"Es ist eine einmalige Situation, dass sich die Raumschaft und die Wirtschaft an einen Tisch setzen, um eine Lösung für die Verkehrssituation in der Region zu finden", machte Bürgermeister Claus Brechter die Chancen deutlich, die sich durch die Ansiedelung der Lidl-Deutschlandzentrale für die immer brisanter werdende Lage in Bad Wimpfen ergeben:
Was mit den vom Regierungspräsidium Stuttgart (RP) erstellten Plänen zu einer großen Umgehung im Jahr 2004 nicht zuletzt aus Kostengründen scheiterte, rückt nun mit einer Tangente von der K 2038 nach Hohenstadt bis zur K 2040 nach Biberach zumindest im Kleinen in greifbare Nähe.
Prognose
Ausweichverkehr von den Autobahnen und Rückstaus an den Ampeln vor allem zu Stoßzeiten gehören für die Bad Wimpfener zur leidigen Tagesordnung. "Jetzt können wir das Problem aus eigenen Kräften angehen", unterstrich der Rathauschef bei der Vorstellung sowohl der konkreten Verkehrserschließung der Lidl-Verwaltungszentrale als auch des Verkehrsgutachtens durch die Ludwigsburger BS-Ingenieure.
Aus der Tatsache von rund 1500 Beschäftigten leitete die BS-Projektingenieurin Heike Merkle die zukünftige Prognose von 3200 Mehrfahrten pro Tag ab. Unter Berücksichtigung der Wohnorte kam sie zu dem Schluss, dass der Berufsverkehrsfluss dadurch nicht beeinträchtigt werde, da sich die Mitarbeiter entgegengesetzt der Hauptrichtungen bewegten.

Als Teil der Tangente beleuchtete sie die Leistungsfähigkeit der Querspange, die die nach Bad Rappenau führende L 530 mit der L 1107 nach Bonfeld verbinden wird. Diese soll laut Bürgermeister Brechter in der ersten Jahreshälfte 2017 zunächst als Baustellenstraße hergestellt werden und nach Fertigstellung der Lidl-Gesamtmaßnahme als Verbindung dienen, um den dann im Bereich zwischen den beiden Kreiseln gesperrten Landgraben zu ersetzen.
Unter Berücksichtigung weiterer Parameter bis 2020 wie die Wohn- und Gewerbeentwicklung in Bad Wimpfen sowie regionaler Verkehrsplanungen wie die dann erfolgte Fertigstellung des sechsspurigen A6-Ausbaus und des ersten Bauabschnitts der Verbindung zwischen Frankenbach und Neckargartach schlussfolgerte sie für beide Anschlusspunkte der Querspange eine gute Qualität des Verkehrsablaufs. An den Stellen, an denen die Landesstraßen 530 und 1107 auf den Wimpfener Stadtrand stoßen, sei sie sogar ausgezeichnet.
Im erweiterten Planungsraum kennzeichnete sie den Knotenpunkt an der Neckarbrücke sowohl morgens als auch abends als zufriedenstellend. Dies gelte auch für die Verzweigung Schiedstraße und Neue Biberacher Straße. Allerdings nur morgens: Die Situation am Abend erhielt in der Beurteilung ein Mangelhaft.
Trotz der bis 2030 angestrebten regionalen Verkehrsoptimierungen mit dem vierspurigen Ausbau der B27 bei Neckarsulm, dem dreispurigen Ausbau bei Kochendorf, dem Umbau zum Kreisverkehrsplatz bei Jagstfeld und der Umgehung bei Offenau sowie weiterer Verbesserungen durch das Landratsamt in Sachen Grünphase an der Ampel seien Maßnahmen wie die Verlängerung des Abbiegestreifens erforderlich. Das rief indessen die sarkastische Erheiterung einiger Gemeinderäte hervor, die angesichts der Bebauung fragten: "Wo denn?"
Kritik
Dr. Jürgen Mosbacher bezweifelte die Note zufriedenstellend beim Abzweig Schiedstraße am Morgen: "50 Sekunden Wartezeit? Das stimmt ja jetzt schon nicht", machte er mindestens das Doppelte geltend. Auch beim Abzweig auf Höhe Offenau Richtung Neckarbrücke erkannte er klare Defizite: "Wenn noch die Lidl-Leute dazukommen, steht der Verkehr bis Bad Friedrichshall." Alexander Bergdolt bemängelte die zugrunde gelegten Parameter der Verkehrsberechnung: "Was, wenn das RP das, was es zugesagt hat, bis dahin nicht umgesetzt hat?", befürchtete er drastische Auswirkungen für Bad Wimpfen. Nur zu oft habe er erlebt, dass Maßnahmen im vordringlichen Bereich dann doch nicht umgesetzt worden seien. Bernd Angelberger kam zu dem Schluss: "Das Problem mit der Schiedstraße bleibt trotz der Querspange erhalten".
Bürgermeister Brechter räumte ein: "Nicht hinweg zu diskutieren" sei die Belastung in anderen Teilen. "Wir sind aber gut beraten, die Teilumgehung anzugehen: Ohne Lidl hätten wir diese Chance nicht."
Info: BS-Ingenieur Christian Pajaczkowski hatte die Präsentation zur Verkehrserschließung der Verwaltungszentrale Lidl Deutschland im Gemeinderat übernommen, die die Räte mit zwei Gegenstimmen ebenso befürworteten wie die geplante Querspange. Neben Ausführungen zu Fahrbahnbreiten, Abbiegespuren und Radwegen erläuterte er zudem die geplante Zufahrtsituation zur Tiefgarage und dem Logistikhof.
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