Neckarsulm
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Porsche übernimmt Audi-Leiharbeiter

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Für bis zu 100 Leiharbeiter, die bisher ihren Einsatzort bei Audi in Neckarsulm hatten und durch die aktuelle Lage nicht weiterbeschäftigt werden können, hat der Betriebsrat eine Perspektive gefunden. Auch in der Vergangenheit gab es schon einmal Hilfe von Porsche.

Von unserem Redakteur Manfred Stockburger
Schon einmal hat Porsche ausgeholfen: Ab Mitte der 1970er Jahre ließ Porsche die Modelle 924 und 944 im Neckarsulmer Audi-Werk vom Band laufen.
Foto: HSt-Archiv
Schon einmal hat Porsche ausgeholfen: Ab Mitte der 1970er Jahre ließ Porsche die Modelle 924 und 944 im Neckarsulmer Audi-Werk vom Band laufen. Foto: HSt-Archiv

Porsche hat in Stuttgart-Zuffenhausen in verschiedenen Gewerken der Produktion etwa 100 Produktionsstellen zu vergeben. Audi-Leiharbeiter mit auslaufenden Verträgen sollen bevorzugt eingestellt werden.

Während in Neckarsulm Beschäftigung wegfällt, sorgt bei Porsche der bevorstehende Anlauf eines Elektro-Sportwagens für einen Zusatzbedarf an qualifizierten Mitarbeitern. Die bisherigen Neckarsulmer Leiharbeiter, so haben die Betriebsräte beider Firmen mit Unterstützung ihrer Personalabteilungen vereinbart, können sich über eine spezielle Internetadresse bei der Konzernschwester bewerben.

Verantwortung und Erfahrung

Natürlich ist die Verantwortung für Kollegen, die bis zu zwei Jahre lang Seit an Seit mit Audianern gearbeitet haben, Auslöser für das Projekt. Aber nicht nur: "Unsere Leute bringen die entsprechende Erfahrung mit", erklärt der stellvertretende Audi-Betriebsratsvorsitzende Rainer Schirmer. Dass bei Porsche in Zuffenhausen nach einem ähnlichen System produziert wird wie bei Audi in Neckarsulm, macht die Vereinbarung für beide Seiten attraktiv.

Schon am 9. Januar, also direkt nach dem Weihnachtsurlaub, sollen sie bei der Schwestermarkte anfangen - der Übergang ist also nahtlos. Allerdings müssen sie für den Neustart einen Anfahrtsweg von 70 Kilometern in Kauf nehmen.

Laut Schirmer handelt es sich bei den Stellen um zunächst auf ein halbes Jahr befristete Arbeitsplätze, die anders als bei Audi aber nicht über eine Zeitarbeitsfirma besetzt werden, sondern mit echten Porsche-Mitarbeitern. Laut Schirmer hat die Konzernschwester in Aussicht gestellt, dass am Ende eine unbefristete Beschäftigung stehen soll, sofern sich die Mitarbeiter bewähren. Gut 20 Arbeitsverträge sind bereits unterzeichnet, diesen Samstag findet eine zweite Runde von Bewerbungsgesprächen statt.

Zu einer Informationsveranstaltung Ende November, bei der die Porsche-Personalabteilung die Vereinbarung vorstellte, kamen fast alle der 116 Audi-Leiharbeiter, deren Beschäftigung zum Jahresende ausläuft. Eingefädelt haben das Projekt der Neckarsulmer Audi-Betriebsratsvorsitzende Rolf Klotz und seine Stuttgarter Porsche-Kollegen Uwe Hück und Werner Weresch. Rainer Schirmer betont jedoch, dass auch die Neckarsulmer Personalabteilung das Projekt "ganz toll unterstützt" habe.

Auslastung ist in Neckarsulm gesunken

Im ersten Halbjahr hatte es in Neckarsulm noch zahlreiche Sonderschichten gegeben. Nach der Sommerpause ist die Auslastung - auch als eine Folge des Dieselskandals - dann deutlich gesunken. Damit waren viele Pläne und Hoffnungen plötzlich Makulatur: Vielen bewährten Kollegen auf Zeit, die eigentlich mit einer Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis bei Audi gerechnet hatten, droht jetzt das abrupte Ende ihrer Einsatzzeit.

Auch Unterschriftenlisten und Hilferufe von Kollegen an den Betriebsrat konnten in den meisten Fällen nichts daran ändern, lediglich wenige Ausnahmen machte das Unternehmen noch, sagt Rainer Schirmer. Zum Beispiel bei denjenigen, die während ihrer Leiharbeiterzeit eine Weiterbildung zum Automobilbauer IHK gemacht hätten. Ein Zeitarbeitsunternehmen hat in den vergangenen Tagen in der Folge bereits eine Massenentlassung angezeigt.

Viele betroffene Leiharbeiter meldeten sich in den vergangenen Wochen beim Neckarsulmer IG-Metall-Chef Michael Unser, der schon im Herbst versprochen hatte, sich um sie zu kümmern. Über das Zeichen der Solidarität über Firmengrenzen hinweg freut sich der Gewerkschafter deswegen ganz besonders - auch wenn nicht alle Betroffenen aufgefangen werden können. "Wir bemühen uns um weitere Lösungen", verspricht Michael Unser.

 

 

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