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Pavillon-Chef bedauert Trinkgelage

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Erlenbach - Die Besucher waren überrascht, als Polizisten am Samstag die Après-Ski-Party im Erlenbacher Pavillon sprengten. Doch die Bedienungen in der Szene-Kneipe und deren Kundschaft müssen sich das selbst zuschreiben. Unter anderem gaben über 18 Jahre alte Gäste harten Alkohol an Minderjährige weiter. Der Betreiber kündigt schärfere Kontrollen an.

Von Adrian Hoffmann

Erlenbach - Die Besucher waren überrascht, als Polizisten am Samstag die Après-Ski-Party im Erlenbacher Pavillon sprengten. Doch die Bedienungen in der Szene-Kneipe und deren Kundschaft müssen sich das selbst zuschreiben. Unter anderem gaben über 18 Jahre alte Gäste harten Alkohol an Minderjährige weiter. Dazu kommt nach Angaben der Polizei ein nicht unerhebliches Detail: Die Kellnerinnen schenkten Whisky Cola oder Wodka Lemon auch direkt an Minderjährige aus. „Nicht nur einmal, sondern zur Genüge“, sagt Polizeisprecher Harald Schumacher. Das sei laut Beamten, die in der Nacht in zivil dort waren, deutlich zu sehen gewesen.

Schwierige Kontrolle

Pavillon-Chef Martin Keicher, 46, ist das Thema unangenehm – aber er will offensiv damit umgehen. Er selbst weiß von einem Fall an diesem Abend, bei dem eine Kellnerin alkoholische Getränke an Minderjährige ausgeschenkt habe. Das könne mal passieren. „Das sieht jetzt so aus, als geben wir jedem, was er will“, sagt Keicher, „das stimmt nicht.“

Es sei insgesamt sehr schwierig, den Ausschank zu kontrollieren – viele Jugendliche ließen sich etwas einfallen, um an ihr Ziel zu kommen. Die Polizei habe ihn Ende 2009 bereits darauf hingewiesen, er möge stärker auf den Alkoholausschank achten. „Das halten wir strengstens ein“, so Keicher. Das eigentliche Problem ist aus seiner Sicht, dass die Jugendlichen draußen vorglühen, eine ähnliche Problematik wie in der Laube in Heilbronn. Auf dem Spielplatz neben dem Pavillon trinken sie ihren Wodka. Das beobachten auch Anwohner. Nach jedem Wochenende sammele er die Flaschen ein, sagt Keicher. „Das nervt mich.“

Laut Polizeiangaben ist am Samstag allerdings nichts aufgefallen, was darauf hindeutete, dass Jugendliche vorglühten. „Es war eine Frage der Zeit, bis so etwas passiert“, sagt ein 23-jähriger Besucher der Bar am späten Dienstagabend. Bei den größeren Partys, die alle paar Wochen stattfinden, würden sich Jugendliche immer wieder die Kante geben. Das sei auffällig und führe leider auch zu Pöbeleien, sagt seine 21-jährige Begleiterin.

Sie selbst mieden das Lokal mittlerweile an Wochenenden und Partytagen. „Das macht so halt einfach keinen Spaß“, sagt der Mann aus Erlenbach. Früher habe es vor der Kneipe noch Türsteher gegeben.

Besserung gelobt

Martin Keicher erwartet als Betreiber des Pavillons nun eine Anzeige wegen Abgabe von branntweinhaltigen Getränken an Minderjährige. Er habe nicht gewusst, dass es am Samstag so voll werde – rund 250 Besucher kamen. Künftig werde man sich besser darauf einstellen, kündigt er an. Strikte Einlasskontrollen und Armbänder für über 18-Jährige, damit der Ausschank an Minderjährige möglichst ausgeschlossen werde.

Kellnerin Mona Raugust fand die Polizeikontrolle richtig, selbst wenn sich viele Besucher daran störten. Das sei auch für sie eine Stresssituation, wenn ältere Freunde für Minderjährige Getränke holen wollen. Extra jemanden einzustellen, der kontrolliert, an wen die Whisky Cola geht, hält Martin Keicher aber für verfehlt. Dann habe niemand mehr Lust, ins Pavillon zu kommen.


Hintergrund: Treffpunkt für Jugendliche

Das Pavillon in Erlenbach wird im April volljährig – früher war es die legendäre Besenwirtschaft von Paul Keicher. In der Szene-Kneipe treffen sich viele junge Menschen aus Neckarsulm und Weinsberg. Das Pavillon steht laut Polizei nicht in deren Fokus. Am Samstag waren auch in der Laube in Heilbronn Polizisten unterwegs, dort gab es keine Auffälligkeiten.

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