Lehrstellen bleiben häufig unbesetzt
Heilbronn - Die Situation auf dem regionalen Ausbildungsmarkt spitzt sich zu. Die Unternehmen haben immer größere Probleme, ihre Lehrstellen zu besetzen. Zugleich finden zahlreiche junge Menschen keinen Ausbildungsplatz.
Heilbronn - Die Situation auf dem regionalen Ausbildungsmarkt spitzt sich zu. Die Unternehmen haben immer größere Probleme, ihre Lehrstellen zu besetzen. Zugleich finden zahlreiche junge Menschen keinen Ausbildungsplatz.
"Die Lage ist in diesem Jahr nochmal extremer als 2012", sagt Torsten Fried, Teamleiter U25 bei der Arbeitsagentur Heilbronn. In Zahlen ausgedrückt sieht das so aus: Von den 3184 Lehrstellen, die der Agentur für das laufende Ausbildungsjahr gemeldet sind, sind 1584 Plätze noch unbesetzt. Gleichzeitig haben von den 2335 Bewerbern im Unterland 1120 noch keine Lehrstelle gefunden. "Es passt oft nicht zusammen", sagt Fried zu diesem paradoxen Bild. Häufig verhinderten regionale oder persönliche Gründe, dass Angebot und Nachfrage zusammenkommen. Für einen jungen Menschen aus Zaberfeld ist es nicht so einfach, eine Lehrstelle in Gundelsheim anzutreten. Und vor allem für kleine Betriebe ist es − neben der Qualifikation − wichtig, dass der Lehrling in die Belegschaft passt.
Nachfrage steigt
Die wachsende Nachfrage der heimischen Wirtschaft nach jungen Kräften verschärft die ohnehin schwierige Situation. "Die Zahl der angebotenen Ausbildungsstellen ist um 4,8 Prozent gestiegen", berichtet Liane Rosenberger, Teamleiterin Arbeitgeber-Service bei der Heilbronner Arbeitsagentur. Weil parallel dazu die Zahl der Bewerber um zwölf Prozent gesunken ist, ist die Lücke erneut größer geworden.
Freie Plätze gibt es im Stadt- und Landkreis Heilbronn derzeit vor allem in kaufmännischen Berufen: So sind 86 Lehrstellen im Einzelhandel und 73 im Groß- und Außenhandel vakant. Auch werden 57 Kfz-Mechatroniker gesucht − obwohl dieser Beruf vor allem bei Jungs weit oben auf der Hitliste steht. Enorm schwer tut sich auch das traditionelle Handwerk mit der Nachwuchssuche. Bäckereifachverkäuferinnen (40) fehlen ebenso wie Fleischereifachverkäuferinnen (35) und Bäcker (32).
Ehrgeiz
Torsten Fried führt dies auch darauf zurück, dass immer weniger Hauptschüler auf den Bewerbermarkt kommen − die klassische Klientel für das Handwerk. "Die jungen Leute gehen nach dem Hauptschulabschluss lieber weiter auf die Schule, um einen höheren Abschluss zu erzielen", hat der Experte beobachtet. Allerdings habe nicht jeder das intellektuelle Rüstzeug dafür. "Hier setzt unsere Beratung ein", sagt Fried. Die Berufsberater, die viel in den Schulen unterwegs sind, wollen den jungen Menschen neue Perspektiven aufzeigen. "Es ist wichtig, dass man auch alternative Berufe prüft und nicht nur nach dem Wunschberuf schaut", sagt er.
Mehr Flexibilität müssten aber auch die Unternehmen an den Tag legen, fordert Liane Rosenberger. "Die Arbeitgeber sollten die Anforderungen durchaus mal lockern und auch schwächeren Jugendlichen eine Chance geben." Enorm wichtig sei nach wie vor der persönliche Kontakt zwischen Unternehmen und Bewerber. Die Motivation der jungen Leute sei für eine Zusage häufig wichtiger als die Noten, weiß Liane Rosenberger.