Brackenheim
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Kugelkäfern geht es an den Kragen

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Brackenheim - Nur noch wenige Tage, dann bezieht Ingrid Klinder eine neue Wohnung in Brackenheim. Dann ist sie raus aus dem Kugelkäferhaus und einer Wohnsituation, die ihr in den vergangenen Monaten zunehmend das Leben vermiest hat (wir berichteten).

Von Thomas Dorn

Dieses Gebäude in der Theodor-Heuss-Straße, in dem sich auch der Polizeiposten Brackenheim befindet, hat Probleme mit Kugelkäfern.
Foto: Guido Sawatzki
Dieses Gebäude in der Theodor-Heuss-Straße, in dem sich auch der Polizeiposten Brackenheim befindet, hat Probleme mit Kugelkäfern. Foto: Guido Sawatzki

Brackenheim - Nur noch wenige Tage, dann bezieht Ingrid Klinder eine neue Wohnung in Brackenheim. Dann ist sie raus aus dem Kugelkäferhaus und einer Wohnsituation, die ihr in den vergangenen Monaten zunehmend das Leben vermiest hat (wir berichteten). "Ich schlaf" nicht mehr, ich bin mit meinen Nerven am Ende", sagt die 60-Jährige.

Mit dem bisherigen Vermieter, der Stadt Brackenheim, ist sie sich noch nicht über alle Modalitäten einig. Ingrid Klinder will absolute Sicherheit, dass sie keine Käfer in die neue Wohnung einschleppt. Sie fordert aber auch Schadenersatz und die Übernahme von Anwaltskosten.

Über finanzielle Fragen will Bürgermeister Rolf Kieser keine Aussage machen. Zugesagt hat die Stadt, dass sie den Umzug bezahlen wird. Und dass sämtliche Möbel und Kleider, aber auch Lampen und Elektrogeräte thermisch, mit Heißluft, behandelt werden, ehe sie in die neue Wohnung transportiert werden.

Das entspricht der Empfehlung von Gutachter Bernd Höllstern. "Die Kugelkäfer und auch eventuell vorhandene Eiablagen werden hierbei restlos abgetötet", heißt es in seinem Mitte Januar vorgelegten Gutachten. Bei seiner Wohnungsbesichtigung am 20. Dezember hatte Höllstern zwar keinen "Massenbefall" feststellen können, aber doch vereinzelte Kugelkäfer entdeckt.

Über viele Monate hatte Ingrid Klinder zuvor Beweise gesammelt, immer wieder mit Tesastreifen festgeklebte Käfer im Rathaus abgeliefert. Sie ekelt sich vor den Insekten, die sie in Matratzen und Sofas, in Kleidungsstücken und sogar im Brotkorb entdeckt hat. Das hat zu massiven psychischen und auch zu Hautproblemen geführt.

Als lichtscheue Tiere, die versteckt in Hohlräumen, Boden- und Deckengefachen vor allem alter Häuser leben, beschreibt Höllstern die Kugelkäfer. Sie ernähren sich von allen möglichen Materialien pflanzlicher und tierischer Herkunft. Gesundheitliche Gefahren gehen von ihnen keine aus. "Sie stechen nicht, beißen nicht, übertragen keine Krankheiten."

Höllstern empfiehlt der Stadt die erneute Bekämpfung der Käfer. Die Stadt will seinen Empfehlungen folgen. "Dazu haben wir ja einen Gutachter geholt", sagt Bürgermeister Rolf Kieser. Dass er auf den vor gut zwei Jahren für insgesamt 1,4 Millionen Euro umgebauten und sanierten Wohnungen sitzen bleibt, befürchtet er nicht. Die nächste Wohnung sei bereits vermietet.

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