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Heiße Diskussionen um Erotik-Hotel in Haßmersheim (20.10.09)

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Haßmersheim - Die einen sind skeptisch, die anderen fordern Toleranz ein: In Haßmersheim sind am Montag Einwohner in einer Bürgerversammlung über das Projekt Swinger-Hotel informiert worden. In die Gaststätte zum Ritter kamen mehr als 200 Zuhörer – es wurde so voll, dass Kellnerinnen zusätzliche Terrassenstühle bereitstellten.

Von Adrian Hoffmann




Die einen sind skeptisch, die anderen fordern Toleranz ein: In Haßmersheim sind am Montag Einwohner in einer Bürgerversammlung über das Projekt Swinger-Hotel informiert worden. In die Gaststätte zum Ritter kamen mehr als 200 Zuhörer – es wurde so voll, dass Kellnerinnen zusätzliche Terrassenstühle bereitstellten.

Im Ort umstritten

Harmut Witte, aus dessen alter Mälzerei das Hotel entstehen könnte, sprach von einem Leuchtturm, den man in der Region platzieren könne. Seit 2004 sucht er nach einem Betreiber. Nun hofft er, in der Stuttgarter Rudloff-Gruppe einen gefunden zu haben. Man habe die Idee, „Menschen mit gleichen Interessen zusammenzubringen“. Swinger sind Paare, die ohne finanzielles Interesse im gegenseitigen Einvernehmen ihre Partner tauschen. Im Anschluss an Wittes kurze Präsentation wurde das Projekt kontrovers besprochen. Einige äußerten sich dafür, allerdings gab es auch einige Gegenstimmen.

Claudia Dzanic hat die Befürchtung, dass ihr neunjähriger Sohn zu sehen bekommt, was er nicht sehen sollte. Von ihrem Badezimmer im ersten Stock kann man zur alten Mälzerei hinüberschauen.

Wittes Geschäftspartner Bernd Aberle sagt dazu: Was auf dem Grundstück der Mälzerei passiere, „wird in keinem Fall die Nachbarn belästigen dürfen“. Dann würde es zwangsläufig Ärger mit den Anwohner geben, zurecht – und man wolle absolut keinen Ärger mit ihnen. „Ich gehe davon aus, dass das überhaupt niemand mitkriegt, wenn Hotelgäste kommen“, sagt ein weiterer Anwohner. „Viele Befürchtungen wären nach dem Bau obsolet.“ Außerdem solle man froh sein, wenn aus der Mälzerei etwas gemacht werde.

Bedenken bleiben

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir mit diesem Projekt in eine gute Zukunft gehen“, sagt Fritz Müßig, ehemaliges Gemeinderatsmitglied der 5000-Einwohner-Gemeinde Haßmersheim. Er vermutet, dass mit der Realisierung des Projektes der Ruf des Ortes ruiniert werden könnte. Wer garantiere, dass man nach der Eröffnung eines Swinger-Hotels nicht in die falsche Richtung abdrifte? Eine Besucherin der Versammlung hält es für möglich, dass sich irgendwann verdeckte Prostitution einschleicht, auch wenn Hartmut Witte das ausschließt. Witte betonte, dass diese Art Pärchenclub nichts mit Prostitution zu tun habe.

Mehrere Gäste zeigten sich enttäuscht, dass niemand von der Investorengruppe Rudloff vor Ort war. Am Montag, 26. Oktober, 19 Uhr, entscheidet der Gemeinderat in der Haßmersheimer Sport- und Festhalle über die Bauanfrage der Stuttgarter Rudloff-Gruppe, die bis zu 15 Millionen Euro investieren will.


Hintergrund: Investor Rudloff

Die Rudloff-Gruppe ist in der Immobilien- und Erotikbranche tätig. In Echterdingen betreibt sie das Großbordell Paradise. Erst im Juni 2009 geriert dieses in die Negativschlagzeilen: Die Spur eines 18-jährigen Opfers von Menschenhändlern führte Ermittler in den Club, dort wies man aber jede Verantwortung von sich. aho

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