Heilbronn verliert seine letzte Brauerei
Kronen-Bräu kommt nun aus Schwäbisch Hall: Im Stadtteil Biberach wird künftig kein Bier mehr gebraut. Der Braumeister Harald Halter lässt sein Bier zukünftig von Haller Löwenbräu produzieren.

"Ich kann aus gesundheitlichen Gründen unseren Familienbetrieb nicht mehr weiterführen", begründet Harald Halter, Geschäftsführer der Kronenbrauerei Halter, seine Entscheidung. Freunde der Marke Kronen-Bräu müssen dennoch nicht auf das Pils, Export und Weizen nach bewährter Biberacher Rezeptur verzichten. Künftig wird Haller Löwenbräu das Bier brauen. Das Unternehmen hat die Markenrechte an Kronen-Bräu von Harald Halter übernommen.
Gemeinsam mit Peter Göhler, Vertriebsleiter und Prokurist von Haller Löwenbräu, will Halter sich nun um die Kronen-Bräu-Kunden im Getränkehandel und in der Gastronomie kümmern. Gut 100 Kunden aus der Region beliefert Halter mit seinem Bier, etwa 50 Prozent von ihnen stammen aus der Gastronomie. "Für die Verbraucher ändert sich nichts", betont der 61-jährige Braumeister. Lediglich der Produktionsstandort sei ein anderer, auch gehen künftig ausschließlich die gängigen 0,5-Liter-Flaschen in den Handel.
50 Jahre lang dabei
Freilich endet mit der Übernahme der Marke und der Produktion durch Haller Löwenbräu die 122-jährige Brauereigeschichte in Biberach. Mehr als 50 Jahre lang hat Harald Halter in der familieneigenen Brauerei gearbeitet, seit 1980 als Geschäftsführer. Heute sind im Betrieb neben Halter dessen Frau Christine, Sohn Stephan und ein weiterer Beschäftigter tätig. Stephan Halter, ebenfalls Braumeister, wollte den Betrieb nicht übernehmen. Zu unsicher sind die Zukunftsperspektiven für eine kleine Brauerei im knallharten Wettbewerb mit den großen Konzernen.

Auch deshalb ist Harald Halter glücklich, dass Haller Löwenbräu auf sein Angebot eingegangen ist und die Biberacher Marke Kronen-Bräu erhalten bleibt. In nur wenigen Wochen habe man sich geeinigt, Halter spricht von einer super Zusammenarbeit mit Haller Löwenbräu. Das bestätigt Peter Theilacker, Geschäftsführer von Haller Löwenbräu. "Wir waren sehr schnell auf einem Nenner, es hat gepasst", sagt er. Da es in der Branche meist Überkapazitäten gebe, könne man das Volumen von Kronen-Bräu ohne große Investitionen mitproduzieren. Zuletzt hatten die Biberacher einen Ausstoß von rund 3000 Hektolitern pro Jahr, Haller Löwenbräu liegt bei einem Volumen von rund 72.000 Hektolitern.
Gleiche Lieferanten
"Es freut uns, dass die Familie Halter als Partner für die Nachfolgeproduktion Haller Löwenbräu ausgesucht hat", sagt Hans Firnkorn, geschäftsführender Gesellschafter von Haller Löwenbräu. Das passe auch deshalb gut, weil beide Brauereien dieselben Lieferanten von Hopfen und Malz hätten. Firnkorn kündigte an, nicht nur die Marke zu erhalten, sondern Produktion und Vertrieb von Kronen-Bräu ausbauen zu wollen.
Das erste Kronen-Bräu aus Schwäbisch Hall ist übrigens schon eingebraut. Es ist ein Hefeweizen, wie Peter Theilacker verrät. Und Harald Halter hat am gestrigen Dienstag, als die Übernahme bekanntgegeben wurde, das letzte Pils an alter Wirkungsstätte abgefüllt. Damit ist die Heilbronner Biergeschichte um ein Kapitel reicher und Heilbronn um eine Brauerei ärmer.
Historie
Die Kronenbrauerei Halter ging 1894 aus dem Gasthaus Krone im Heilbronner Stadtteil Biberach hervor. Nach dem Verschwinden von Brauereien wie Cluss war die Kronenbrauerei lange Zeit die letzte Brauerei in Heilbronn. Der Ausstoß an Sorten wie Pils, Export und Hefeweizen lag zuletzt bei rund 3000 Hektolitern pro Jahr.
Zur Brauerei gehört auch die Brauereigaststätte Krone. Sie wird seit neun Jahren von Pächterin Birgit Stock geführt, daran wird sich auch nichts ändern, versichert Braumeister Harald Halter.
Haller Löwenbräu, gegründet 1724, hat 17 Biersorten im Sortiment, der Ausstoß lagt zuletzt bei rund 72.000 Hektolitern pro Jahr. Das Unternehmen beschäftigt aktuell 70 Mitarbeiter.