Abwrackprämie: Wer zuerst kommt, malt zuerst
Region Heilbronn - 17.528 Anträge haben Autokäufer bis zum Wochenende beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gestellt. Für alle anderen tickt die Uhr. Schließlich reicht der Fördertopf nur für 600.000 Abwrack-Prämien. Zwar ist kaum zu glauben, dass die Regierung im Wahljahr Zehntausende in die Röhre schauen lässt und den Fördertopf im Fall der Fälle nicht noch aufstockt. Doch wer weiß? Dass mancher Neuwagen womöglich zu spät geliefert wird, treibt viele um. Auch die Händler.
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) informiert auf seiner Homepage über den aktuellen Stand der Anträge für die Abwrackprämie. Bis heute sind 17.528 Anträge eingegangen.

Region Heilbronn - 17.528 Anträge haben Autokäufer bis zum Wochenende beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) gestellt. Für alle anderen tickt die Uhr. Schließlich reicht der Fördertopf nur für 600.000 Abwrack-Prämien. Zwar ist kaum zu glauben, dass die Regierung im Wahljahr Zehntausende in die Röhre schauen lässt und den Fördertopf im Fall der Fälle nicht noch aufstockt. Doch wer weiß? Dass mancher Neuwagen womöglich zu spät geliefert wird, treibt viele um. Auch die Händler. „Wer weiß, ob es im Mai noch reicht?“, sagt der Geschäftsführer der Autohaus Freier GmbH, Lothar Knarr. „Ich versuche die Kunden immer von einem verfügbaren Modell zu überzeugen.“
Wer flexibel ist, kann nicht nur schneller einen Antrag stellen, er fährt auch günstiger, sagt Reimund Elbe, Sprecher des ADAC in Stuttgart. „Die Verbrauchermarktlage ist im Moment ideal, unabhängig von der Abwrackprämie. Man hat gute Karten, wenn man sich geschickt verhält.“ Dazu gehöre auch, die Prämie erst zuletzt zu erwähnen.
Händler geben staatliche Förderung weiter
Bislang gäben Händler diese aber „eins zu eins weiter“, sagt Ferdinand Dudenhöffer, Direktor des Car-Insituts an der Uni Duisburg-Essen. Ihm zufolge lag der Preisvorteil ohne staatliche Förderung im Januar wie im Dezember bei durchschnittlich 16,5 Prozent – günstige Finanzierungen, Sondermodelle oder Tageszulassungen eingerechnet.
Gebrauchtwagenmarkt hat’s schwer
Zahlen zu den mittelfristigen Auswirkungen der Abwrackprämie auf den Gebrauchtwagenmarkt liegen noch nicht vor. Ferdinand Dudenhöffer vermutet, dass hochpreisige Pkw, älter als ein Jahr mittelfristig zu Ladenhütern werden. Reimund Elbe erwartet, dass Fahrzeuge mit Euro 2 und 3 durch die Abwrackprämie ganz vom Markt verschwinden. Eurotax-Schwacke will Mitte Februar zu aktuellen Preisen und Nachfrage informieren.
Dass es für Gebrauchtwagenhändler nicht leicht werden wird, zeigen Stichproben. Ibrahim Yildizoglu hat seine Preise bereits gesenkt. „Aber es kommt trotzdem niemand“, sagt der Heilbronner Gebrauchtwagenhändler in der Stuttgarter Straße („Autodiscount“) und knabbert gemütlich an einem Keks. Der Markt zwischen 3.000 und 6.000 Euro sei eben tot. Nur unter 2.000 Euro ginge etwas. Theoretisch. Denn Wagen dieser Preisklasse bekomme er nicht mehr. Immerhin müsse er nicht wie andere Gehälter und Kredite bezahlen. „Ich kann also warten, bis es besser wird.“
Markt ist eingebrochen
Eingebrochen ist auch der Markt der Aufkäufer. Noch vor kurzem gaben Privatleute und Autohäuser gerne Altwagen an sie ab – für einen Preis, der den bei Schrotthändlern oft um ein Mehrfaches überstieg. „Drei Autos für 4.000 Euro habe ich den Autohäusern abgenommen“, beschreibt ein türkischer Aufkäufer im Heilbronner Industriegebiet das Geschäft. Mit einem Aufschlag ging die ausgemusterte Ware dann dorthin, wo Tüv und Feinstaubplaketten einer Weiterfahrt nicht im Wege stehen – nach Russland, Irak, Afrika. „Jetzt verschrotten sie einen 3er Golf lieber. Was für eine Verschwendung.“ Täglich kämen Kunden, die Autos unter 2.000 Euro suchten. „Fahranfänger. Familien. Leute ohne Geld für einen Neuwagen.“
Boom bei Autoverwertern
Mangel an Golf 3ern hat Mario Herfel nicht. Ein halbes Dutzend stehen bei ihm in Abstatt auf dem Hof. „Ich kriege so viele zum abwracken, die kann ich gar nicht alle gebrauchen“, sagt der Autoverwerter. 50 bis 200 Euro zahlt er für die ausgemusterten Autos. Je nachdem, wieviel er am Verkauf von Türen, Schiebedächern und anderen Ersatzteilen verdienen kann.
Allerdings „sind die Preise für Ersatzteile im Keller“, sagt der 37-Jährige – schließlich stapeln sich nicht nur bei ihm alte Golfs. „Nach Ausbau des nötigsten wandern die gleich in die Presse.“ Weil auch der Schrottpreis nach Rekordständen 2008 auf 30 Euro für die Tonne abgesackt ist, glaubt Herfel, das Umsatzplus durch die Abwrackprämie werde gerade reichen, um einen Gewinneinbruch zu vermeiden.
„Es ist im Augenblick einfach zu viel“, sagt auch Andreas Bender in Bad Friedrichshall. 1.200 Autos hat er 2008 abgewrackt. 60 Autos waren es in den letzten eineinhalb Wochen. „Letztes Jahr haben die Händler alles den Aufkäufern gegeben. Auf einmal kennen sie den Bender wieder“, stöhnt er. Auch 15-Stunden-Tage reichen nicht mehr, alle Autos sofort auszuschlachten. Wartezeiten für den Verwertungsnachweis gibt es aber nicht. Er wird bei Fahrzeugabgabe ausgehändigt. Die Abmeldung erfolgt danach durch den Halter bei der Zulassungsstelle.
Keine Tricksereien
Weil dem Prämien-Antrag neben dem Verwertungsnachweis lediglich Kopien der alten und neuen Fahrzeugpapiere sowie der Rechnung für den Neuwagen beiliegen müssen, ist Missbrauch theoretisch möglich. Es hätte auch schon jemand versucht, ihm ein Auto wieder abzukaufen, sagt Mario Herfel. „Der Stempel stört in Rumänien ja keinen.“
Praktisch glaubt er aber nicht an Missbrauch im großen Stil. „Ich riskiere doch meine Zertifizierung nicht wegen ein paar tausend Euro.“ Allein seine Grundkosten beliefen sich auf 17.000 Euro im Monat. Dazu kämen 1.500 Euro für die jährliche Neuzertifizierung und hohe Investitionen, um Arbeits- und Umweltschutzauflagen zu genügen. Und das Landratsamt kontrolliert regelmäßig. „Wer langfristig arbeiten will, setzt das nicht aufs Spiel.“ Da legt er auch für seine Kollegen von den anderen Autoverwertern die Hand ins Feuer.

Informationen
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) informiert auf seiner Homepage über den aktuellen Stand der Anträge für die Abwrackprämie. Bis heute sind 17.528 Anträge bei der Behörde in Eschborn bei Frankfurt am Main eingegangen.
>> Hier aktuellen Stand abfragen
Prämie wird voraussichtlich erst ab März ausgezahlt
Autofahrer müssen voraussichtlich bis Mitte März auf die 2.500 Euro warten. Obwohl erste Anträge bereits bearbeitet wurden, werden die Bescheide an die Antragsteller noch nicht verschickt.
Grund für die Wartezeit bis Mitte März ist ein Vorbehalt in der Richtlinie zur Förderung des Autoabsatzes. Dort ist festgehalten, dass die Fördergelder erst bewilligt werden dürfen, wenn der von der Bundesregierung geplante „Investitions- und Tilgungsfonds“ errichtet ist. Dies ist noch nicht der Fall. Zwischenbescheide sollen aus Kostengründen nicht verschickt werden.
Stichwort: Umweltprämie
Für die Umweltprämie, mit deren Hilfe alte Autos aus dem Verkehr gezogen und durch neue ersetzt werden sollen, stehen 1,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Noch ist nicht klar, ob die Verwaltungskosten des BAFA auch aus diesem Betrag bestritten werden müssen. Falls nicht, würde das Geld für 600.000 Prämien reichen.