Hinzugefügt. Zur Merkliste Lesezeichen setzen

Hausverwalterin im Zeugenstand (22.04.2010)

   | 
Lesezeit  1 Min
Erfolgreich kopiert!

Heilbronn/Neulautern - Im Prozess um den Mord an einer 69-jährigen Rentnerin in Wüstenrot-Neulautern beleuchtete das Heilbronner Landgericht am Donnerstag das Umfeld des Angeklagten.

Von Carsten Friese
Heilbronn/Neulautern - Das Verhalten des Sonderlings war extrem ungewöhnlich, doch die Menschen in seinem Umfeld schöpften keinen Verdacht. Gleich vier Mal hat der Angeklagte im Mordprozess Neulautern wenige Tage nach dem Fund der toten Rentnerin Nachbarn in seiner Straße erzählt, dass er für die Polizei „der Hauptverdächtige“ sei. Alle reagierten ungläubig. Weil sie dem einfachen, zurückgezogen lebenden Mann mit dem Stotterfehler solch eine Tat „nie zugetraut“ hätten.

Als „verletzte Seele“, verunsichert, ohne Selbstbewusstsein, beschrieb eine Sozialpädagogin den Angeklagten Matthias F. gestern vor dem Heilbronner Landgericht. Sie hatte den ihr kaum bekannten Mann sogar in ihr Haus gebeten und ihm 75 Minuten lang zugehört, wie er sein Herz ausschüttete. Von Hänseleien in der Kindheit, von Jobverlusten und dem Tod seiner Mutter erzählte er. „Glauben Sie, dass ich ein Mörder bin?“, hatte er zu Anfang gefragt. Die 49-Jährige hatte „überhaupt nicht“ den Eindruck, dass er der Täter sein könne. „Ziemlich baff“ war sie, als dies publik wurde.

Aufgelöst

Auch ein anderer Nachbar sprach in den Tagen nach dem Mord an der 69-jährigen Rentnerin auf der Straße erstmals länger mit Matthias F. Zuvor hatte er den Gabelstaplerfahrer nur im Auto winkend zu Gesicht bekommen. „Wie aufgelöst, kurz vor den Tränen“ sei der Mann gewesen. Ein merkwürdiges Argument für seine vermeintliche Unschuld lieferte F. gleich mit. „Ich würde die Nachbarin doch nie umbringen – weil sie gerade mit der Gartenarbeit dran ist.“

Einige Tage später wurde F. verhaftet. Er lebte in dem Vier-Parteien-Haus, in dem man die getötete Rentnerin mit schwersten Kopfverletzungen und Schnitten am ganzen Körper in ihrer Wohnung fand. Die Beweise sind erdrückend. Ein Elektromesser mit Blutspuren des Opfers lag in der Wohnung des Angeklagten; an seiner Latzhose war ebenfalls Blut der ermordeten Frau. Die Tat hat er gestanden. Zum Motiv sagt er bis heute nichts.

Haus steht leer

Als „nicht ganz einfachen, misstrauischen Menschen“ beschrieb die Hausverwalterin das Opfer. Die Rentnerin habe öfter die Heizanlage abgedreht, weil sie ihr zu laut war. Matthias F. sei dann zum Teil nachts aufgestanden, um sie wieder anzudrehen. „Sie hat sich aber nie negativ über ihn geäußert.“

Inzwischen hat die Hausverwalterin das Objekt abgegeben. „Ich kann zu diesem Haus einfach nicht mehr hingehen“, sagte sie. Alle vier Wohnungen stehen inzwischen leer.




Nach oben  Nach oben