Hässliche Worte, keine guten Nachbarn (28.04.2010)
Heilbronn/Wüstenrot - Ländliche Idylle? Von wegen. In dem Haus, in dem Matthias F. seine Nachbarin im August 2009 in Wüstenrot-Neulautern brutal ermordet hat, hing der Haussegen schon länger schief.
Die 77-jährige Schwester der getöteten Britta Bornemann, die selbst eine Ferienwohnung im Haus Nummer 45 hat, überraschte die Richter mit ihrem Satz: „Mir hätte Matthias F. nie etwas getan.“ Ihre Vermutung sei, dass sich da etwas aufgestaut habe zwischen ihrer sieben Jahre jüngeren Schwester und dem „netten, freundlichen, sympathischen und immer hilfsbereiten Mann“. Britta Bornemann „hat Matthias F. wie den letzten Dreck behandelt“.
Schon der Vorgänger von Matthias F. habe die Wohnung verkauft, „weil man mit meiner Schwester nicht im Guten leben konnte“. Sie habe sich ihm überlegen gefühlt und dem schüchtern Nachbarn, der zu allem Ja und Amen gesagt habe, das auch spüren lassen. Den ledigen 48-Jährigen, der nie Besuch bekam, habe Britta Bornemann für schwul gehalten und als Drecksau bezeichnet. Er würde nie seine Fenster putzen und stinken, habe Britta Bornemann über den Sonderling im Haus gesagt. „Meine Schwester war nicht glücklich, sie war krank und konnte mit Worten sehr hässlich sein.“ Matthias F. habe unter Britta Bornemann gelitten. Am Ende ihrer Aussage wendete sich die Zeugin direkt an den apathisch wirkenden Angeklagten: „Es tut mir leid Matthias.“
Spanner
Auch ein Polizeibeamter, der seit 13 Jahren ein Haus in der Nachbarschaft bewohnt, hatte ein „gestörtes Verhältnis“, wie er sagte, zu Britta Bornemann. Ärger gab es unter anderem wegen der Höhe der Fichten in seinem Garten. „Wenn sie in ihrer Ferienwohnung war, sagte ich zu meiner Gattin: Die böse Frau ist wieder da.“ Über Matthias F.: „Er führte bei offener Balkontür laut Selbstgespräche und gab sich Befehle wie Sitz und Platz.“ Über die seltsame Nachbarschaft sagte der Polizist: „In dem Haus war niemand, außer den beiden armen Seelen.“
Weil Matthias F. in das Wohnzimmer spannte, hatte der Polizist die Zimmer verlegt und die Fensterläden geschlossen. Weitere Nachbarn im Haus und in der Straße berichteten vor Gericht von ähnlichen Spannererfahrungen. Doch dass Matthias F. zum Mörder wird, hätte niemand gedacht.
Stimme.de