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Gartenfreunde sind keine Freunde mehr

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Dicke Luft bei den Gartenfreunden: Bezirksverband tritt aus baden-württembergischer Dachorganisation aus − Streit um Beitragserhöhung

Von unserem Redakteur Joachim Friedl
Die Gartenfreunde Sontheimer Landwehr sind einer von 24 Mitgliedsvereinen im Bezirksverband der Gartenfreunde Heilbronn. Die Sontheimer Hobbygärtner betreuen rund 200 Gärten.
Die Gartenfreunde Sontheimer Landwehr sind einer von 24 Mitgliedsvereinen im Bezirksverband der Gartenfreunde Heilbronn. Die Sontheimer Hobbygärtner betreuen rund 200 Gärten.  Foto: Foto: Archiv/Schubert

Nachdem der Landesverband Baden-Württemberg den Mitgliedsbeitrag von acht auf 13 Euro pro Jahr erhöht hat, ist der Bezirksverband Heilbronn mit 2200 Mitgliedern in 24 Vereinen in Stadt und Landkreis Heilbronn sowie in Mosbach aus der Dachorganisation ausgetreten.

Zweifel

"Fünf Euro mehr sind ein ordentlicher Sprung", sagt Martin Weissert, Präsident des Bezirksverbands Heilbronn der Gartenfreunde, im Gespräch mit der Heilbronner Stimme. Betrachtet werden müsse dies vor allem aus dem Blickwinkel heraus, dass "wir nichts vom Landesverband haben. Wir verlieren nichts. Das sehen die Vereine auch so." "Nicht nachvollziehen" kann Landesverbandspräsident Klaus Otto den Schritt des Bezirksverbands: "Ich bezweifle, dass das der richtige Weg in die Zukunft ist."

Der Streit um die Beitragserhöhung reicht bis in das vergangene Jahr zurück. "Damals haben wir dem Landesverband mitgeteilt, dass wir die Anhebung nicht mittragen werden", erinnert sich Weissert. Eine direkte Reaktion sei nicht erfolgt. Erst Monate später, beim Spatenstich für die Bundesgartenschau, habe Otto angedeutet, was ein Austritt für die Vereine für negative Folgen habe.

Auf einem außerordentlichen Bezirksverbandstag haben die Unterländer Gartenfreunde dem Landesverband schließlich ein Ultimatum gesetzt. Einstimmig wurde beschlossen: Wir ziehen die Kündigung zurück, wenn der Landesverband die Beitragserhöhung zurücknimmt, eine mittelfristige Finanzplanung vorlegt, aus der ersichtlich ist, dass die Einnahmen auskömmlich sind und die Dachorganisation einer jährlichen Finanzkontrolle zustimmt. Dem Bezirksverband Heilbronn war daraufhin die Kündigung bestätigt worden.

Weigerung

Hintergrund dieses Beschlusses war, dass rund 98?000 Euro in die Außenanlagen des Verbandsgebäudes in Stuttgart investiert wurden. Für überzogen halten die Heilbronner Gartenfreunde diesen Betrag. "Das Haus liegt in einem Gewerbegebiet", begründet Ulrich Willinger. Der Vizepräsident im Bezirksverband Heilbronn hält den Austritt für "vollkommen richtig". Entweder man könne mit Geld umgehen oder nicht. Bei Erhöhungen müsse die Gegenleistung stimmen. Pikant: Willinger war von 2002 bis 2010 Landesvorsitzender.

"Die finanzielle Situation des Landesverbandes ist gut", versichert Klaus Otto. Auch mit 13 Euro sei die Dachorganisation bundesweit die preisgünstigste und biete die besten Leistungen an. Er spricht von "persönlichen Empfindlichkeiten bei den Heilbronnern" und stellt fest: "Wer 13 Euro im Jahr nicht zur Verfügung hat − ich weiß nicht." Otto bedauert, dass Gespräche, die er gesucht habe, von Heilbronner Seite abgeblockt worden seien.

Zeitung

Zwischenzeitlich ist der Bezirksverband Heilbronn eine Interessengemeinschaft mit den Gartenfreunden Ludwigsburg eingegangen. Auch die dortigen Hobbygärtner sind nicht gut auf den Landesverband zu sprechen. Die 40 Vereine mit 3600 Mitgliedern firmieren unter dem Namen "Regionalverband Neckar der Gartenfreunde". Eine für jedes Mitglied sichtbare Veränderung ist ein eigens Logo und die Zeitschrift "Gartenfreund", die zwölf Mal jährlich erscheint. Der Mitgliedsbeitrag inklusive Versicherung beträgt zehn Euro pro Jahr. Bis jetzt hat kein Verein dem Bezirksverband den Rücken gekehrt und hat sich wieder dem Landesverband angeschlossen: "Ich hoffe, dass es so bleibt", sagt Martin Weissert.

 

Gärtnerische Vielfalt

Der Landesverband der Gartenfreunde Baden-Württemberg wurde 1946 gegründet. Es ist eine Organisation der Siedler, Eigenheimer und Kleingärtner. Das Verbandsmotto lautet „Naturgemäß gärtnern, umweltbewusst leben“. Im Landesverband sind rund 60 000 Mitglieder organisiert, bundesweit sind es rund 1,1 Millionen Hobbygärtner. Für die etwa 500 Vereine sind 1000 ehrenamtliche und ausgebildete Fachberater im Einsatz. Diese Hilfestellung muss der Bezirksverband Heilbronn künftig einkaufen. Dazu Präsident Martin Weissert: „Das gibt unser Etat her.“ jof

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