Friedensbewegte demonstrieren für Flüchtlinge
Ostermarsch mobilisiert nur wenige Aktivisten aus Region
Es ist ein kleines Häufchen Getreuer, die sich am Samstag am Heilbronner Hauptbahnhof trafen, um gemeinsam zum Ostermarsch nach Stuttgart zu fahren. "So ist das halt", sagt Werner Winter, der die Fahrt und den Heilbronner Aufruf organisiert hat.
Selbst kann Winter aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr mit zu der Demonstration, im Friedensbüro im Hans-Rießer-Haus, das er 1992 gründete, ist er aber weiterhin regelmäßig aktiv. Schon 1982 hatte er den Horkheimer Friedenskreis ins Leben gerufen und seit Mitte der 1980er Jahre zahlreiche Demonstrationen in Heilbronn organisiert - auch die Ostermärsche, zu denen einst Zehntausende kamen. Im vergangenen Herbst wurde er für sein ehrenamtliches Engagement in der Friedensbewegung mit der Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg geehrt.
Fluchtursachen
"Fluchtursache Krieg bekämpfen", war der Aufruf zum diesjährigen Ostermarsch überschrieben - verbunden mit der Forderung, die Kriegseinsätze der Bundeswehr sofort zu beenden. In der politische Debatte wird viel über Fluchtursachen gesprochen, und obwohl die Flüchtlingskrise das beherrschende Thema der vergangenen Monate ist, gingen aus Heilbronn auch dieses Jahr nur ein gutes Dutzend Friedensbewegte zum Ostermarsch. Hauptredner bei der Kundgebung war der IG-Metall-Bezirksleiter Roman Zitzelsberger.
"Die Probleme sind heute in vielen Ländern größer sind als früher, aber hier fehlt die örtliche Betroffenheit", erklärt sich Werner Winter die niedrige Beteiligung. Der Hass gegen Flüchtlinge regt ihn aber "arg auf". Denn: "Wer selbst Krieg erlebt hat, sieht das anders", sagt der Horkheimer, der dieser Generation noch angehört: "Es ist keine Frage, dass man den Flüchtlingen helfen muss." Aber: "Die junge Generation weiß nicht mehr, was Krieg ist. Obwohl man es jeden Tag in den Nachrichten sehen kann."
Nach Stuttgart kann er nicht mehr mitfahren, in Gedanken ist Winter aber noch viel weiter weg - in den Herkunftsländern der Flüchtlinge und in Griechenland. "Früher haben wir dem Roten Kreuz gespendet. Heute sind Unicef oder das Flüchtlingshilfswerk der UN wichtiger. Da muss man unbedingt helfen", findet der Friedensaktivist.
Gewerkschaften
Einst standen SPD und Grüne neben den bis heute aktiven Gewerkschaften bei den Friedensmärschen in der ersten Reihe. Jetzt gehören sie nicht mehr zu den Organisationen des Ostermarschs. Das findet er traurig - aber er hat sich damit abgefunden. Mit Wolf Theilacker war aber immerhin ein Grünen-Stadtrat von damals und heute mit in Stuttgart.
Ohne direkte Betroffenheit gibt es keine großen Aktionen - das hat Werner Winter gelernt. Aber die Atomraketen im Heilbronner Stadtwald wünscht er sich dennoch nicht zurück.

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